Der 47-jährige Zhang Gaoping und sein 38-jähriger Neffe Zhang Hui haben zehn Jahre Haft verbüßt – zu Unrecht. Am 26. März wurden sie vom Obersten Volksgericht der Provinz Zhejiang von allen Vorwürfen freigesprochen und auf freien Fuß gesetzt. Genau dieses Gericht hatte Zhang Hui im Jahr 2004 wegen der Vergewaltigung und Ermordung einer Frau in der Provinzhauptstadt Hangzhou zum Tode mit zweijährigem Vollstreckungsaufschub und Zhang Gaoping zu 15 Jahren Haft verteilt.
Der Fall und seine Umstände haben in der chinesischen Öffentlichkeit und in der Presse für Wirbel gesorgt. Inzwischen hat die Aufsichtsbehörde für Justiz und Strafvollzug der Provinz Zhejiang eine Kommission eingesetzt, um zu untersuchen, unter welchen Umständen das Gericht vor zehn Jahren zu jenem Urteil kam. Der Sprecher des betroffenen Gerichtes räumte unmittelbar nach der Freilassung der zu Unrecht Verurteilten vor der Presse ein, die Polizei habe in der Untersuchungshaft Mitgefangene auf die beiden Zhangs angesetzt, um ihnen mit Gewalt Geständnisse zu entlocken. Auf Grund dieser Geständnisse seien die beiden Zhangs dann verurteilt worden.
Die beiden Männer hatten in Interviews nach ihrer Freilassung berichtet, dass sie vor zehn Jahren nach überlangen Verhören zu Geständnissen gezwungen worden waren. So sagte Zhang Gaoping dem Fernsehsender CCTV, er sei damals praktisch pausenlos vernommen worden: Sieben Tage und Nächte lang ohne Schlaf und nur mit minimalen Mahlzeiten. Die meiste Zeit habe er auf dem Boden hocken müssen. Sein Neffe erzählte, er sei damals von einem Mithäftling gezwungen worden, ein vorbereitetes Geständnis zu unterschreiben. Als er sich geweigert habe, sei er von diesem Mithäftling geschlagen worden.
Den beiden Zhangs steht nach chinesischem Recht eine Entschädigung für die zu Unrecht erlittene Haft zu. Allerdings haben Zhang Gaoping und Zhang Hui nach den Worten ihres Anwaltes zunächst ganz andere Sorgen. Denn die beiden Zhangs, die von ihren Angehörigen zu Hause mit einem Freudenfeuerwerk im Wert von 20.000 Yuan (knapp 2.500 Euro) empfangen wurden, wollen nach zehn Jahren erst einmal wieder richtig ankommen im Leben.
Zhang Gaopings Frau hatte bei der Verurteilung ihres Mannes eine Fehlgeburt und die Scheidung eingereicht. Seine Mutter erblindete und starb 2009 ohne den Beistand ihres Sohnes. Zhang Huis Verlobte verschwand auf Nimmerwiedersehen und sein Vater brauchte alle seine Ersparnisse auf, damit die Gerechtigkeit endlich ihren Lauf nehmen konnte.