Belächelt worden sind die Nordic Walker am Anfang in Deutschland. Gehen galt als Rentnersport oder Ersatz für diejenigen, denen Joggen zu anstrengend ist. In China sorgte der Einsatz von Skistöcken in öffentlichen Parks naturgemäß für noch mehr Verwunderung. Doch mittlerweile wird Nordic Walking auch im Land der Mitte immer populärer, wie die China Daily berichtete.
Als Wang Ximing aus Peking zum ersten Mal eine Walking-Gruppe durch einen Park stelzen sah, dachte er an Rehabilitationssport für Menschen mit Behinderung. Heute, fünf Jahre später, ist der 68-Jährige längst eingefleischter Nordic Walker. 2011 ging er bei einem Wettbewerb 16 Kilometer in 2:20 Stunden – manch Hobbyjogger hätte wohl bei der Hälfte schon schlapp gemacht.
„Die Laufstöcke sind wie zwei zusätzliche Beine," sagt Wang im Gespräch mit der China Daily, „das Laufen ist einfacher, schneller und vor allem gelenkschonender." Das regelmäßige Nordic Walking habe die „höllischen Knieschmerzen" unter denen Wang leidet, deutlich gemildert.
Doch Nordic Walking schont nicht nur Knochen und Gelenke. Durch die aktiven Armbewegungen, sind 90 Prozent des Körpers im Einsatz – folglich werden auch mehr Kalorien verbrannt. 1997 in Finnland erfunden, fand Nordic Walking 2003 seinen Weg schließlich nach China. Mittlerweile spricht die Chinesische Nordic Walking Vereinigung von 100.000 Laufstock-Begeisterten.
In Peking gehen die Nordic Walker meistens nicht allein. Die Gruppe von Hou Xiaodong, 62, ist in den letzten fünf Jahren von nur zehn auf über 80 Mitglieder angewachsen. Hou, der die Treffen im Olympia Park organisiert, sieht neben dem gesundheitlichen Aspekt vor allem den sozialen Charakter als Hauptgrund für den enormen Mitgliederzuwachs. „Joggen gehen oder alleine Tai-Chi zu machen ist doch langweilig. Beim Nordic Walking kann man sich unterhalten und neue Freunde finden," so Hou.
Steigende Nachfrage bedeutet Geschäft – das weiß wohl niemand besser als die Chinesen. Längst produzieren chinesische Firmen eigene Laufstöcke und Zubehör und machen den exotischen Sport noch populärer. „Der Markt in China ist allein aufgrund der Einwohnerzahl riesig," so Xiao Gang, Vorsitzender der Nordic Walking Vereinigung, „außerdem wächst das Bewusstsein für einen gesunden Lebensstil."
Umgerechnet rund 60 Euro hat die 58-jährige Hu Shuqin für ihre ultraleichten Carbon-Stöcke hingeblättert. Nicht wenig für eine Rentnerin in China – doch sie bereut es nicht. „Gesundheit sollte an erster Stelle stehen. Langfristig werde ich Geld für Medikamente sparen, da mich das Walken fit hält," freut sich Hu.