Am 12. April wollte Huang seine Freundin zum ersten Mal mit nach Hause bringen und sie seinen Eltern vorstellen. Nicht weit vor der Haustür stellte sich ein Mann in Uniform dem Liebespaar in den Weg und verlangte von der jungen Frau eine Eintrittskarte im Wert von 148 Yuan, umgerechnet etwa 18 Euro. Seit ein paar Tagen muss jeder, der nicht selbst in Fenghuang wohnt, für einen Besuch in dieser alten Stadt in der Provinz Hunan ein derartiges „Eintrittsgeld" zahlen. Es sei unfassbar und unglaublich peinlich, sagte der junge Mann.
Die historische Altstadt Fenghuang, auf Deutsch „Phönix", befindet sich im Nordwesten der Provinz Hunan und zählt zu den berühmtesten alten Städten in China. Der seit dem 10. April geltende Eintrittspreis beinhaltet insgesamt zehn Sehenswürdigkeiten in der Umgebung, unabhängig davon, ob man sie besichtigen will oder nicht. Mit dem neuen Obolus solle die historische Stadt besser geschützt und gepflegt werden, so die Lokalregierung.
In der ersten Woche nach Erhebung eines Eintrittsgeldes ist die Besucherzahl drastisch gesunken, um über 40 Prozent. Nur noch ein Drittel der Hotelbetten war belegt. Davon leiden in erster Linie die Hotel-, Restaurant- und Souvenirladenbesitzer. Aus Protest gegen die Kreisregierung schlossen sie ihre Geschäfte und gingen auf die Straße. Daraufhin lenkte die Kreisregierung etwas ein: Der Eintrittspreis für Schüler und Studenten wurde auf 20 Yuan gesenkt, zudem wurde versprochen, dass der Eintritt allmählich wieder billiger werden solle, bis die Touristen eines Tages wieder kostenlos die historische Altstadt besichtigen dürften.
Bis auf die flauen Geschäfte ist in Fenghuang inzwischen wieder Normalität eingezogen. Der Direktor des lokalen Tourismusamtes rechnet für das Gesamtjahr mit einer zehnprozentigen Zunahme der Touristenzahl: Auch wenn das Geschäft zuerst leide, müsse man in die Zukunft schauen.