Die „Formel 1 braucht China, China jedoch nicht unbedingt die Formel 1." Diesen Schluss zieht Sportforscher Chen Xiyao nach 10 Jahren Formel 1 in Shanghai.
Die überstürzt getroffene Entscheidung der Stadtverwaltung, die Mega-Sportveranstaltung in die Ostmetropole zu holen, ist bis heute umstritten. Das Rennen mache die Megacity international bekannter, so Befürworter. Dem Motorsport mangele es an Anerkennung in China, argumentieren die Gegner.
Eine Eintrittskarte zum ersten Shanghaier Formel 1-Rennen im Jahr 2004 war „das beliebteste Geschenk zu diesem Mondfest", schrieb eine Shanghaier Zeitung. In den drei Renntagen stürmten 270.000 Besucher zum Rennplatz im Vorortbezirk Jiading. Doch bereits 2009 war die Zahl schon auf 120.000 Fans gesunken. Der Zuschauerverlust sorgte sogar bei Formel 1-Chef Bernie Ecclestone zu Frust. Erst nach 2010 stiegen die Besucherzahlen wieder langsam an. Obwohl 2013 ein Jubiläumsjahr darstellt und Ma Qinghua als erster Chinese an der Startlinie mit dabei ist, erwarten die Shanghaier Veranstalter mindestens 185.000 Zuschauer. Es kommen weniger normale Zuschauer, die echten Fans bleiben, so die Erklärung von Sportmanager Yang zu den rückläufigen Besucherzahlen.
Bisher spielt China selbst im Motorsport kaum eine Rolle. Chinas erster Formel-1-Pilot Ma Qinghua rangierte nach 20 Runden in der Qualifikation unter 22 Mitstreitern auf dem letzten Platz. Trotzdem freut sich der 25-Jährige auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit dem Team Caterham. „Autorennen fahren bedeutet in China Geldverbrennen", spottet Mas Kollege Cheng Congfu, der selbst in Deutschland trainiert. In China müssten Rennfahrer für eine Motorsport-Karriere selbst Millionen Yuan aufbringen, so Cheng gegenüber der China Youth Daily.
Für kleine Städte, die von einer Austragung der Formel 1-Rennen träumen, sollte Shanghai eine Mahnung sein, sagt Sportforscher Chen Xiyao. „Die Formel 1 hat Shanghai in den vergangenen 9 Jahren 740 Mio. Euro gekostet, die Einnahmen lagen jedoch bei nur 50 Mio. Euro."