Die Frauen von Chinas Staatspräsidenten zeigten sich bisher in der Öffentlichkeit kaum. Ganz anders Peng Liyuan, die Gattin von Chinas neuem Staatschef Xi Jinping. Ihr erster Auftritt im Ausland an der Seite ihres Mannes stieß weltweit auf ein positives Echo. Während die ausländischen Medien im erfrischenden Auftritt von Peng Liyuan in Moskau von einem neuen Kapitel der chinesischen Diplomatie sprachen, freuten sich die Hersteller von chinesischen Edelmarken über die gestiegene Nachfrage nach ihren Produkten. Im Reich der Mitte wird bereits vom „Liyuan-Stil" gesprochen.

Kein Bild hat in China im März für mehr Aufsehen gesorgt, als der erste öffentliche Auftritt der neuen Präsidentengattin: Arm in Arm mit ihrem Mann Xi Jinping steigt Peng Liyuan am 14. März in Moskau aus der Präsidentenmaschine. Sie trägt schwarze Strümpfe und einen dunklen Trenchcoat. Dazu ein hellblaues Halstuch und eine elegante Handtasche aus Leder. Zur großen Überraschung der chinesischen Bevölkerung trägt die Gattin von Xi Jinping nicht etwa ausländische Markenprodukte, sondern ausschließlich Kleidungsstücke „Made in China". Stunden später wird im chinesischen Internet schon vom „Liyuan-Stil" gesprochen. Auf Chinas Shopping Webseite Nummer eins werden der Mantel und die Handtasche, die Peng Liyuan in Moskau trug, über Nacht zu den Top-Suchbegriffen.

Auch Chinas Modewelt war vom stilvollen Auftritt der 50-jährigen Präsidentengattin in rein chinesischen Marken begeistert. Zhang Yu, der Redakteur der Modezeitschrift „Vogue" etwa sagte: „Es ist das erste Mal, dass Chinas Präsidentengattin wie eine moderne Frau erscheint. Ich denke, dass sie sich sehr geschmackvoll und passend angezogen hat. Nach vielen Jahren haben wir endlich eine Präsidentengattin, die uns auch angemessen vertritt. Das ist ein bedeutungsvolles Ereignis."

Ähnlich sieht das Guan Yao, ein beliebter Fernsehkommentator. Er findet es bemerkenswert, dass der öffentliche Auftritt von Chinas neuer First Lady auch im Ausland wohlwollend aufgenommen wurde:

„In den ausländischen Medien haben wir Berichte über eine Art sanfte Macht und sanfte Diplomatie gelesen."

Nicht weniger begeistert äußerte sich Hong Huang, die Herausgeberin der Modezeitschrift „iLook" und eine der populärsten Mikrobloggerinnen Chinas. „Die Gattinnen von Präsidenten sind Botschafter der Kultur und des Designs und von der sanften Macht eines Landes", so Hong Huang. „Ich freue mich, dass Peng Liyuan beschlossen hat, Chinesisch zu tragen, und ihre Rolle als Fürsprecherin von chinesischem Design wahrgenommen hat." Es sei gut, dass auch China endlich eine sehr hübsche Präsidentengattin habe, welche die öffentlichen Auftritte ihres Mannes optisch ergänze, so die Herausgeberin der Modezeitschrift „iLook" weiter.

Die Jacke und die Handtasche, die Peng Liyuan in Moskau trug, stammen vom Edeldesigner „Exception de Mixmind" aus Guangzhou. Ihr Kleid wurde von Ma Ke, dem Chef-Designer der Marke „Wu Yong" maßgeschneidert. Die Nobelmarke verzeichnete in den Tagen nach Pengs Auftritt in Russland bereits eine steigende Zahl von Besuchern.

Von der Kleiderwahl der neuen Präsidentengattin profitierten auch die Aktienkurse einiger inländischer Modelabels. Die Aktien der Dayang Trands beispielsweise, die schon Anzüge für diverse hochrangige Funktionäre angefertigt hat, stiegen in den Tagen nach Pengs Moskau-Besuch fast um zehn Prozent.

Nicht in Zahlen ausdrücken lässt sich hingegen der außenpolitische Einfluss des „Liyuan-Stils". Zheng Hao vom Hongkonger Fernsehsender Phönix TV ist aber überzeugt, dass Xi Jinpings charmante Gattin einen positiven Einfluss auf das Image der Volksrepublik im Ausland haben wird:

„Der Liyuan-Stil ist für alle ein neuer Anblick. Er trägt auch zu einem neuen Image von China in der Weltgemeinschaft bei. Nun wird auch die warme Seite der chinesischen Außenpolitik gesehen und nicht nur die kalte und harte Seite."

Peng Liyuans Auftritt in Moskau war in modischer Hinsicht zweifellos äußerst erfrischend. Die Frau an der Seite von Xi Jinping auf ihr Äußeres zu reduzieren, wäre jedoch zu kurz gegriffen. Denn Chinas neue First Lady kümmert sich schon seit Jahren um sozial Benachteiligte wie Aidskranke. Auf ihrer ersten Reise als Präsidentengattin nach Russland und Afrika besuchte die beliebte Sängerin auch behinderte Kinder und Waisen. Zudem kämpft die 50-Jährige schon seit einem Jahr als WHO-Botschafterin gegen AIDS und Tuberkulose.

Ähnlich wie in Moskau löste auch ihr Besuch in Tansania in ihrer Heimat ein gewaltiges Echo aus. Dieses Mal profitierten die Hersteller von Hautschutzmitteln. Der Grund: Als Peng Liyuan in Tansania den Fonds für Frauen und Entwicklung besuchte, schenkte sie ihren afrikanischen Freundinnen Gesichtssalben der chinesischen Marke „Bai Que Ling".

Welche chinesischen Produkte in Zukunft zum Handkuss kommen werden, weiß nur Peng Liyuan. Schon jetzt aber steht fest, dass die Frau an der Seite von Chinas Präsident soviel Charme hat wie noch keine ihrer Vorgängerinnen. Oder in den Worten von Zheng Hao vom Hongkonger Fernsehsender Phönix TV:

„Jeder Auftritt während ihres Auslandbesuchs war perfekt. In Peng Liyuan sehen wir alle Vorzüge der chinesischen Frau: Sie ist klug, hübsch und verfügt über einen guten Geschmack."