In China wächst das Misstrauen der Verbraucher gegenüber ausländischen Markenprodukten, darunter auch aus Deutschland und den USA. Immer mehr chinesische Kunden klagen über Qualität, Sicherheit und Kundendienst.
Der Wolfsburger Konzern Volkswagen muß über 380.000 Autos auf dem chinesischen Festland zurückrufen. Es ist die größte Rückholaktion auf diesem für VW so wichtigen Markt. Grund sind Probleme mit dem Direktschaltgetriebe. Kosten in Höhe von 480 Millionen Euro könnten auf den Konzern zukommen. Eine vernünftige aber verspätete Reaktion auf Proteste chinesischer Verbraucher und Aufforderung der chinesischen Qualitätskontrollbehörde.
Eigentlich gab es bereits Ende 2009 erste Beschwerden. Im März 2012 erreichte der DSG-Skandal in China seinen ersten Höhepunkt, als immer mehr Kundenbeanstandungen ans Licht kamen und die Qualitätskontrollbehörde mit der Ermittlung der technischen Störungen anfing. Chinesische Kunden protestierten auf Automessen und warfen dem „arroganten" deutschen Autokonzern vor, einen „Doppelstandard" zu betreiben. Es hieß, bei gleichen Mängeln seien DSG-Autos in Nordamerika und Europa zurückgerufen worden. Das Verbrauchervertrauen in China war bereits damals massiv geschädigt worden.
Auch der Elektronik- und Computerriese Apple wurde der Einführung unterschiedlicher Reparatur- und Rückgaberegelungen in China beschuldigt. Chinesische Verbraucher, die ein iPhone, Apple's Aushänge-Handy, aufgrund von Qualitätsdefekten innerhalb des Garantiezeitraums umtauschen wollten, fanden bei dem neuen iPhone immer noch die alte Rückseitenabdeckung vor. Außerdem wurde der Garantiezeitraum in China nicht wie anderswo üblich um ein weiteres Jahr verlängert, sondern wurde bei dem Zeitraum des ursprünglichen und beanstandeten Handys belassen. Nach chinesischem Recht muss der Garantiezeitraum für ein umgetauschtes Handy verlängert werden, und zwar auf ein weiteres Jahr nach dem Umtausch.
In starkem Gegensatz zur Situation in China haben Apple-Kunden in anderen Ländern wie den USA, Australien, Südkorea und der EU nicht mit einer solchen Hürde beim Kundendienst zu kämpfen. Zudem beziehen sich die Verletzungen der Regelungen von Apple in China auch auf andere Produkte des Unternehmens, beispielsweise auf iPads.
Liu Junhai, Leiter des Forschungsinstituts für Handelsrecht an der Renmin-Universität, beschreibt die Situation so:
„Die Regelungen schützen die chinesischen Kunden nicht. Bei gleichen Produkten und gleichen Defekten führen sie einen Doppelstandard ein. Das ist eine Benachteiligung für Verbraucher in China und damit ein Verstoß gegen das chinesische Gesetz über Verbraucherschutz."
Unter großem Druck der chinesischen Öffentlichkeit veröffentlichte Apple schließlich einen Brief seines CEOs Tim Cook direkt an die chinesischen Kunden. Darin entschuldigt sich Cook sich offiziell. Das Unternehmen werde seinen Service in vier Hauptpunkten verbessern. Ab sofort sollen auf der offiziellen Webseite der Firma eine deutliche Anleitung hinsichtlich des Reparatur-Services und der Verantwortung der lokalen Zwischenhändler geboten werden, zugleich soll auch die Betreuung und Ausbildung der Autorisierten Apple Vertriebspartner erhöht werden.
In den letzten Jahren wurden in China immer wieder Skandale ausländischer Unternehmen aufgedeckt, darunter auch McDonalds, Carrefour, Wal-Mart und Ikea.
Die Filiale des schwedischen Möbelhauses Ikea im Bezirk Pudong New Area in Shanghai soll Kindermöbel verkauft haben, die nicht den Sicherheitsstandards genügen. Das lokale Qualitätskontrollbehörde stellte fest, dass Produkte in der Kindermöbelabteilung scharfe Kanten hatten, die nach dem chinesischen Standard für Kindermöbel verboten waren.
Aus der Stadt Ma'anshan der Provinz Anhui wurde gemeldet, ein Herr Chen habe bei Wal-Mart vier Dosen des aus Deutschland importierten Biers der Marke Valentin gekauft. Das Bier sei mit 7,90 Yuan pro Dose ausgezeichnet gewesen, an der Kasse seien aber auf einmal 9,90 Yuan pro Dose verlangt worden.
Ähnliche Vorfälle wie bei Wal-Mart sind leider auch bei vielen anderen ausländischen Supermärkten gang und gäbe. Schon Anfang 2011 hatte die Sendung ,,Täglich 3.15" berichtet, dass die Carrefour-Supermärkte in vielen Städten Waren mit niedrigeren Preisen auszeichneten, als den dann an der Kasse wirklich verlangten. Auch dies hatte für öffentlichen Unmut gesorgt. In der Folge stellte eine Inspektionsgruppe der staatlichen Entwicklungs- und Reformkommission fest, dass es nicht nur bei Carrefour, sondern auch bei Wal-Mart solche Preisbetrügereien gab. Die staatliche Entwicklungs- und Reformkommission hatte daraufhin die beiden Handelsketten mit Strafen belegt.
Warum ausländische Großkonzerne in China immer häufiger Verbraucherrechte verletzen, erklärt der Handelsrechtler Liu Junhai so:
„Das ist zum einen auf ihre Strategie des reinen Gewinnerzielens zurückzuführen. Zum anderen gibt es Schwachstellen beim Schutz der chinesischen Verbraucherrechte und Schlupflöcher bei der Durchsetzung von Gesetzen. Gegen inländische Unternehmen, welche die Verbraucherrechte verletzt haben, sind die Behörden viel effektiver vorgegangen als gegen ausländische Großkonzerne bei ähnlichen Vergehen. Da mangelt es an Kontrollen und an der Durchsetzung von Recht und Gesetz."