Die Wertvorstellungen in Chinas Wirtschaft verschieben sich. War früher nur Wachstum und Profit von Bedeutung, so rücken nun auch Umweltthemen, wie zum Beispiel die Senkung des Kohlendioxidausstoßes in den Fokus.
Wie es gehen kann, zeigt das „Climate Saver"-Programm der WWF. Die Umweltschützer arbeiten mit internationalen Unternehmen zusammen, die sich dazu verpflichten, ihre CO2-Emissionen über einen festgelegten Zeitraum zu reduzieren.
Peter Beaudoin, Geschäftsführer der WWF-Zentrale in China, erläutert den Spagat zwischen Umweltschutz und Profitmaximierung aus Unternehmersicht.
"Die Unternehmen der Zukunft haben gar keine andere Wahl, als dem Umweltschutz eine höhere Beachtung zu schenken. Die Entwicklung geht eindeutig in diese Richtung. Die Frage ist, wie die Firmen das in ihre Strategie integrieren. Die dreißig Unternehmen, die an dem „Climate Saver"-Programm beteiligt sind, haben festgestellt, dass Umweltschutz auch eine Chance sein kann, das Unternehmen noch profitabler zu machen. Die Kosten, die durch verbrauchte Energie und den Kohlendioxidausstoß entstehen, sind enorm. Langfristig führt eine grüne Unternehmensstrategie zu höheren Gewinnen."
Yingli Green Energy gehört zu den größten Herstellern von Solarpanels weltweit und ist das erste chinesische Unternehmen, das dem „Climate Saver"-Programm der WWF beigetreten ist. Bis zum Jahr 2015 will Yingli Green Energy vier Prozent des Stromverbrauchs aus erneubaren Energien beziehen. Der Anteil wäre damit viermal so hoch wie der Durchschnitt in China
Xiong Jingfeng ist der Umweltbeauftragte von Yingli Green Energy.
"Mit der Teilnahme am WWF-Programm sind wir gezwungen innovative Wege im Management und mit unseren Technologien zu gehen. Die Emissionsziele erzeugen zwar Druck, sind aber auch ein besonderer Ansporn."
Yingli Green Energy gehört zu den führenden Unternehmen in der Photovoltaik weltweit. Bis Ende 2015 will Yingli Green Energy einen neuen Produktionsstandard für Solaranlagen auf den Markt bringen, der den Energieverbrauch und CO2-Ausstoß deutlich verringert Der Umweltbeauftragte sieht in dem Standard eine Chance für die ganze Photovoltaik-Industrie in China.
"Wir werden nicht nur unsere Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit erhöhen, der Standard wird die ganze Photovoltaik-Branche verändern."
Außerdem könnte der neue Produktionsstandard den Ruf der gesamten Branche aufpolieren, hofft Xiong.
"Immer mehr internationale Unternehmen möchten mit Partnern, die niedrige Emissionswerte aufweisen, zusammenarbeiten. Dieser Aspekt wird immer wichtiger. Erhöhte Nachhaltigkeit wird entscheidend sein, um auf dem Markt zu bestehen und mehr Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen."
Seit dem vergangen Jahr ist China der größte Energieproduzent weltweit. Statistiken des Nationalen Energieministeriums besagen, das von den 1,1 Milliarden Kilowatt Energie, die in China erzeugt wurden, über 20 Prozent Wasser- und mehr als fünf Prozent Windenergie waren. In absoluten Zahlen ist China damit weltweit führend.
Das jüngst veröffentlichte Energie-Weißbuch der chinesischen Regierung setzt auf eine stärkere Förderung grüner Energien. Shi Lishan, von der Abteilung für erneuerbare Energien vom Nationalen Energieministerium, erläutert.
"Es ist globaler Konsens, dass erneuerbare Energien die Zukunft sind. Auch China ist dabei die Stromerzeugung von fossilen Brennstoffen auf grüne Energien umzulagern, um eine zukunftsfähige Wirtschaft zu gewährleisten. Das ist die vorrangige Aufgabe der Energieindustrie."
Die Entwicklung ist unübersehbar: Energieeinsparung dient längst nicht mehr nur dem Umweltschutz, sondern ist auch ein Mittel zur Kostensenkung. Dieses Umdenken ist auch in China eingetreten. Unternehmen, die bereits auf eine grüne Strategie und Nachhaltigkeit setzen sind aber noch in der Minderheit. Es bleibt also abzuwarten, wann das „Climate Saver"-Programm des WWF sich über Zuwachs aus China freuen kann.