Chinas Regisseure bemühen sich seit Jahren, ihre Filmstreifen zu weltweiten Kassenschlagern zu machen. Bisher mit wenig Erfolg. Bracheninsider geben den kulturellen Barrieren sowie dem unzureichenden Filmmarketing im Ausland die Schuld.
Im vergangenen Jahrzehnt richtete sich die Aufmerksamkeit chinesischer Filmregisseure aufgrund der begrenzten Kapazität des inländischen Marktes auf das Ausland. Filme wie Crouching Tiger, Hidden Dragon Hero und House of Flying Daggers flimmerten auch über die deutschen Kinoleinwände.
Doch mit der Tendenz steigender Kinobesucherzahlen im Inland konzentrieren sich Chinas Filmemacher wieder verstärkt auf den eigenen Markt. Erst jüngst wurde der Film „Lost in Thailand" in China zum Kassenschlager. In Europa und Nordamerika erzielte er hingegen schlechte Kassenergebnisse.
Brancheninsider geben dem unzureichenden Filmmarketing die Schuld am mangelnden Interesse im Ausland. Der renommierte indische Schriftsteller und Filmliebhaber Chetan Bhagat, der selbst über zehn Jahre in Hongkong lebte, bestätigt dies:
„Ich habe nur wenige Filme vom Festland geschaut. Ich wusste nichts über sie. Niemand berichtet davon, stimmt´s? Ich sehe keine Werbung, keine Trailer. Woher soll man dann über sie Bescheid wissen? Ich meine, jeder Film braucht Marketing."
Und Chetan Bhagat ergänzt, eine staatliche Filmförderung würde seiner Meinung nach viel bewirken.
Brancheninsider sehen in den kulturellen Unterschieden einen weiteren Grund für die bisher schlechte Annahme chinesischer Produktionen im Ausland. Sie entsprechen nicht den Rezeptionsgewohnheiten des ausländischen Publikums und seien teilweise schwer verständlich. Regisseur Michael Tolkin sieht aus seiner amerikanisch geprägten Sichtweise heraus einige dramaturgische Aspekte als zu schwerfällig an:
„Manchmal schaue ich mir chinesische Filme an. Und ich glaube, sie sind ein wenig zu sentimental. Sie sind ein bisschen zu lang. Ich finde, sie sollten kürzer und bündiger werden. Die Dramaturgie chinesischer Filme könnte ein wenig mehr Dynamik gebrauchen. Manchmal hat die Musik auch einen zu starken romantischen Touch."
Chinesische Filmexperten sind dennoch fest davon überzeugt, dass im Ausland ein Interesse für die chinesische Filmkultur vorherrscht. Deshalb sollte Chinas Regierung Maßnahmen treffen, die das gegenseitige Verständnis fördern, so die Experten.
Marysia Juszczakiewics, Gründerin der Peony Literary Agency, schlägt vor, die Übersetzung und Veröffentlichung chinesischer Literatur zu fördern. Dies würde auch der chinesischen Filmindustrie zugute kommen.
„Die Übersetzung und Verbreitung hilft, kulturelle Barrieren zu überwinden. Das ist der erste Schritt. Auf Geschichten folgen dann entsprechende Filme."
Man darf gespannt, ob es ein Happy End für den chinesischen Film im Ausland geben wird.