„Die rollende Lampe" stammt aus Südostchina und zählt zu den vielen traditionellen volkstümlichen Kunstformen in China. Wenige aber kombinieren wie sie Elemente der darstellenden Künste mit sportlichem Geist.
Frau Zhang wurde in den 1950er Jahren in der Stadt Wuxi in der südostchinesischen Provinz Jiangsu geboren. Als sie in den 1980er Jahren zum ersten Mal eine Vorführung der rollende Lampe in einem lokalen Dorfbasar gesehen hat, war sie total begeistert. Es schien, so Frau Zhang, als ob die Lampe in der Luft tanzte. Und sie war erstaunt, dass diese alte Tradition erhalten geblieben war.
„Die rollende Lampe", von der Frau Zhang so begeistert war, ist eine Art Volkstanz mit Requisiten und entstand vor mehr als 800 Jahren in der Provinz Jiangsu.
Die Requisiten sind eben jene „rollenden Lampen". Sie bestehen aus zwei ineinander gelagerten Lampenkörpern – einem größeren und einem kleineren. Zunächst werden große Bälle aus Bambusstreifen geflochten, und zwar exakt aus 13. In den großen Ball hinein kommt dann ein kleinerer Ball, in dem eine Kerze brennt.
Dabei kann der äußere Ball bis zu einem Meter Durchmesser haben.
Wang Zhixi zählt zu den wenigen noch lebenden Künstlern der „rollenden Lampe".
„Die 13 Bambusstreifen repräsentierten die 13 Provinzen des alten China in der Zeit, als die rollende Lampe ursprünglich entstand. Der innere Ball symbolisierte die Seen und Meere in China. Die ganze Struktur der rollenden Lampe reflektierte deshalb auch den Wunsch der Leute, dass diese Volkskunst in ganz China dargestellt werden sollte."
Die Vorführung des Volkstanzes, der nach seiner Hauptrequisite ebenfalls „rollende Lampe" genannt wird, vereinigt in sich Leichtathletik, Tanz und Akrobatik und besteht aus 27 Bewegungen.
Ein oder zwei männliche Darsteller binden einen großen Ball um die Taille und sie rollen, schieben und heben den Ball mit der darin rollenden Lampe. Manchmal springen sie sogar damit. Begleitet wird die Vorführung immer von Gongs und Trommeln sowie von energievoller Musik und lebhaftem Tanz. Die gesamte fröhliche Atmosphäre vermittelt den Zuschauern die Schönheit menschlicher Kraft und Anmut.
Wang Zhixi erklärt, die Geschichte der „rollenden Lampe" gehe auf die Ming-Dynastie zurück.
„In den Kasernen der Ming-Dynastie brauchten die Soldaten Unterhaltungen. So entstand die rollende Lampe. Sie galt damals eher als eine Sportart. Die Rolllampen waren damals nämlich sehr schwer, weil sie nicht aus Bambus, sondern aus Eisen gemacht wurden. Die Soldaten wurden in verschiedene Gruppen aufgeteilt, um zu schauen, welche besser spielte. Das Ganze war also ein Wettbewerb."
Aber die einst blühende Volkskunst droht inzwischen auszusterben, denn es fehlt an Nachwuchskünstlern. Selbst Wang Zhixi hat sich diese Kunst schon völlig selbst angeeignet.
„Eben weil ich diese darstellende Kunst für vom Aussterben bedroht hielt, interessierte ich mich dafür, mehr über sie zu lernen. Ich arbeitete damals in der lokalen Regierungsabteilung für Kunst und hatte mich lange mit Volksmusik beschäftigt. Daher verstand ich den Begriff immaterielles Kulturerbe und verfolgte sehr aufmerksam jede Präsentation von derartiger Kultur."
Ein anderes Problem für die traditionelle Kunst der „rollenden Lampe" ist der Mangel an Lampenhandwerkern. Zhang Hedi im zur Stadt Wuxi gehörenden Dorf Shangquan gehört zu den wenigen noch lebenden Handwerkern, die derartige „rollende Lampen" anfertigen können.
„Heute können nur noch wenige Leute solche Rolllampen machen. Die meisten Leute hier wollen nicht mehr als Lampen-Handwerker arbeiten, weil ihnen diese Arbeit viel zu anstrengend ist. Denn zur Anfertigung der Lampen braucht man kräftige Hände."
Werden also die so anregenden Vorführungen der „rollenden Lampen" bald nur noch Erinnerung sein? Die Antwort dürfte eigentlich nur „Nein" lauten, aber momentan ist noch offen, ob die alte Volkskunst überleben wird. Dafür braucht es mehr als nur Hoffnung.