Der Taihu-See, Chinas drittgrößter Süßwassersee, stellt ungefähr 30 Millionen Menschen in neun Städten in der ostchinesischen Provinz Jiangsu wie Suzhou und Wuxi Trinkwasser zur Verfügung. Die blühende Binnenfischerei hat sich jedoch negativ auf die Wasserqualität im Taihu-See ausgewirkt. Um diese wieder zu verbessern, hat die städtische Regierung von Suzhou 70 Prozent des Wassers reinigen lassen.
Der Fischer Xue Jiandi hat die Veränderungen am Taihu-See hautnah miterlebt. Wegen der Wasserverschmutzung hat er bereits mehr als 160.000 Yuan an Entschädigungszahlungen von der Regierung bekommen. Zudem ist ihm auch ein Hektar der Seefläche zum Fischen eingeräumt worden.
"Als ich jung war, war der Taihu-See kristallklar wie ein Spiegel. Das Wasser trank ich häufig direkt. Später waren überall im See Ringwadennetze, spezielle, riesige Fischernetze zu sehen, der See verdreckte immer mehr. Und die Krabben, die ich gezüchtet habe, waren kleiner als zuvor. Da jetzt die meisten Netze weggeräumt worden sind, kann ich ja vielleicht eines Tages das Wasser wieder direkt trinken."
Auch in anderen Gebieten Chinas wird die Methode der sogenannten ökologische Kompensation praktiziert. In Waldgebieten, auf Weiden und in Seen, aber auch in Bergbauregionen wird ökologische Kompensation angewendet. Bis zu einer landesweiten Einführung ist es aber noch ein langer Weg.
In den letzten Jahren haben Abgeordnete des Chinesischen Nationalen Volkskongresses (NVK), dem höchsten legislativen Organ Chinas, gefordert, ein Gesetz zur ökologischen Kompensation zu verabschieden.
Du Guoling, Abgeordnete aus der Stadt Suzhou, hat zusammen mit 100 anderen Abgeordneten den entsprechenden Gesetzesentwurf im NVK eingereicht. Sie weist aber auch darauf hin, lokale ökologische Entschädigungsregulierungen alleine könnten die überregionalen Umweltprobleme nicht lösen.
"Sowohl der Schutz von Wasserressourcen, als auch der Schutz der Atmosphäre sind eine überregionale Aufgabe. Um die Naturressourcen des Landes wie Wälder, Gewässer und die Atmosphäre zu schützen und zugleich die chinesische Landwirtschaft zu fördern, hoffen wir auf eine Zusammenarbeit zwischen der Zentralregierung mit den lokalen Regierungsbehörden."
Zudem schlägt Du Guoling vor, die neue nationale Verordnung auszuweiten und die bestehenden Maßnahmen weiter zu verstärken.
"Manche Regionen haben große Beiträge zum Schutz der Naturressourcen geleistet, wovon andere Landesteile profitiert haben. Jedoch gibt es immer noch keine Vorschriften wie diese Ungleichheiten kompensiert werden sollen. Zum Beispiel beschweren sich Einwohner am Oberlauf eines Flusses, dass sie ihre wirtschaftliche Entwicklung geopfert hätten, um anderen Provinzen am Unterlauf gesundes Trinkwasser zu ermöglichen. Aber diese Bemühungen werden von den Begünstigten häufig als selbstverständlich betrachtet."
Du schlägt auch vor, dass diejenigen, die den natürlichen Lebensraum zerstören, für die verursachten Umweltschäden Ausgleichsleistungen erbringen sollen.
In der Verordnung sind Richtlinien festgelegt, wie Gebiete und Industrien, die am meisten von der Ausbeutung der Naturressourcen profitiert haben, die von ihnen verursachte Umweltverschmutzung ausgleichen können.
Auch wird festgeschrieben, wie Gebiete und Industrien, die mehr zum Ressourcenschutz beigetragen haben, für ihre Leistungen und für die wirtschaftlichen Chancen die ihnen entgangen sind, entschädigt werden sollen.
Übersetzt von Zhang Chen