Rund eine Billiarde US-Dollar haben sich die USA den Irak-Krieg in den zehn Jahren seit der von ihnen geführten Invasion kosten lassen. Nicht nur, dass diese Mittel anderswo sicher hätten sinnvoller ausgeben werden können, zudem haben die USA trotz des hohen Lehrgeldes offenbar nichts dazu gelernt.
Zu dieser Einschätzung kommt Chen Weihua, der Vizechef des Washingtoner Büros der englischsprachigen Tageszeitung China Daily.
Hier Auszüge aus seinem Kommentar:
Vor zehn Jahren schlugen die USA alle Einwände in den Wind und marschierten im Irak ein, der Krieg von 2003 bis 2011 war eine einzige Tragödie nicht nur für die Iraker, sondern auch für die USA und für den Rest der Welt.
Als Ende August 2010 die letzten US-Kampftruppen den Irak verließen, waren 4.421 tote Amerikaner zu beklagen, darunter 3.492 gefallene US-Soldaten. Mehr als 32.000 Soldaten waren verwundet worden.
Noch weitaus höher waren die Verluste auf irakischer Seite. Während in amerikanischen Schätzungen von 109.000 Toten, darunter mehr als 66.000 Zivilisten die Rede ist, gehen andere Schätzungen von einem Vielfachen dieser Zahlen aus.
Und seit dem Ende der Okkupation hat sich die Situation im Irak nicht etwa stabilisiert. Angesichts der zunehmenden religiösen Gewalt, einer zerstörten Gesellschaft und einer nicht funktionierenden staatlichen Macht fragen sich viele Leute, ob es dem Irak heute wirklich so viel besser geht als unter Saddam Hussein.
Die vor zehn Jahren öfter gehörte Warnung, eine Irak-Invasion werde die Büchse der Pandora öffnen, war keinesfalls übertrieben. Und auch der inzwischen gestürzte ägyptische Präsident Hosni Mubarak sollte Recht behalten mit seiner damaligen Mahnung, dass der Irak-Krieg furchtbare globale Folgen haben und 100 neue Osama bin Ladens hervorbringen werde.
Den haben die USA zwar inzwischen liquidiert, doch sie müssen schmerzhaft erfahren, dass der Irak-Krieg die Entstehung neuer islamistischer Terrorgruppen in vielen Teilen der Welt geradezu inspiriert hat. Ebenso verheerend für die USA ist die Tatsache, dass wegen der hohen Kosten des Irak-Krieges dringend erforderliche Investitionen in Bildung und Infrastruktur im Inland unterblieben.
Und von George W. Bush und Tony Blair, unter deren Führung die USA und Großbritannien die Hauptkräfte der Irak-Invasion bildeten, waren bis heute weder Worte des Bedauerns noch Reaktionen auf Vorwürfe wegen begangener Kriegsverbrechen zu hören. Selbst US-Präsident Barack Obama, der damals als Senator in Illinois eine starke Anti-Kriegs-Position vertrat, hält sich heute mit Kritik an seinem Amtsvorgänger zurück.
Gleichzeitig basteln die USA und Großbritannien nun daran, den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad zu stürzen, zur Not auch mit einer Intervention. Und wieder einmal zeigen sie wenig Weitsicht dabei. Massiv werden Oppositionsgruppen unterstützt, denen internationale Beobachter Massaker und den Einsatz von Kindern als Soldaten und als menschliche Schutzschilde vorwerfen. Neu ist dieses unverantwortliche und einseitige Herangehen der USA und Großbritanniens allerdings nicht. Denn im Irak wurde zwar viel Lehrgeld gezahlt, gelernt wurde nichts.