Ab sofort sollen Schüler an Grund- und Mittelschulen in China regelmäßig an Kalligrafie-Kursen teilnehmen. So auch in Beijing. Um dies gewährleisten zu können, hat die Bildungsabteilung des Stadtbezirks Haidian entsprechende Lehrkräfte an die Schulen entsandt.
Qi Han, Vizerektorin der Yuanyang Zweigschule der Beijing Jingshan Schule, erklärt, warum die Kalligrafie ihrer Meinung nach so wichtig für die Schüler ist.
„Das Schreiben beeinflusst das Leben eines Menschen. Die Kalligrafie hilft den Kindern sich in Beharrlichkeit, Geduld und Ästhetik zu üben. Zudem trägt der Unterricht zur Verbreitung der traditionellen chinesischen Kultur bei."
Die Eltern der Schüler stehen dem Unterricht aus den unterschiedlichsten Gründen positiv gegenüber.
„Ich finde es gut, dass mein Sohn in der Grundschule Kalligrafie schreiben lernt. Es wird ihn beruhigen."
„Meine Tochter geht schon verschiedensten außerschulischen Dingen nach. Ich bin froh darüber, dass die Schule Kalligrafie-Kurse anbietet, für die ich dann nicht extra zahlen muss."
„Es ist eine grundlegende Fähigkeit. Als ich ein Kind war, lernten wir über Jahre das Kalligrafie-Schreiben in der Schule. Es ist eine gute Tradition, an der wir festhalten sollten."
Manche Eltern stehen der Einführung der Kalligrafie-Kurse an Schulen jedoch auch kritisch gegenüber. Sie haben Bedenken, dass die zusätzlichen Kurse noch mehr Druck auf die Schüler ausüben könnten. Unter den Schülern selbst gehen die Meinungen auseinander.
„Man braucht Zeit, um ein Interesse auszubauen. Ein Kurs pro Woche reicht dafür nicht. Ich bin daran nicht interessiert."
„Kalligrafie macht Spaß. Ich übe es gerne. Unsere Lehrer haben uns in der Klasse auch entsprechende Videos gezeigt. Das ist echt toll!"
Derzeit gestaltet sich die Implementierung der Kurse an einigen Schulen noch als schwierig. Das schwerwiegendste Problem ist der Mangel an qualifizierten Kalligrafie-Lehrkräften.
Frau Wang ist Rektorin an einer Beijinger Grundschule. Sie sagt,
„Wir setzen derzeit Chinesisch- und Literatur-Lehrer für den Kalligrafie-Unterricht ein. Aber sie praktizieren die Kalligrafie möglicherweise auch nicht selbst und sind deshalb vielleicht nicht so für den Unterricht qualifiziert. Es wäre besser, wenn wir professionelle Kalligrafie-Lehrer erhalten würden."
Um den Mangel an Lehrkräften zu beseitigen, schlägt Zhang Xin, Professor an der Pädagogischen Universität von Shanghai, vor, die Kalligrafie als Pflicht-Fach an Hochschulen einzuführen. Dann hätten alle Lehrkräfte ein gewisses Basiswissen.
Neben dem Mangel an qualifizierten Lehrkräften fehlen auch Gelder. Das Budget einer Reihe von Schulen lässt die Einstellung von speziell ausgebildeten Lehrkräften einfach nicht zu.
Selbst im digitalen Zeitalter ist die Chinesische Kalligrafie nicht veraltet. Sie ist weitaus mehr als eine normale Kommunikationsmethode. Sie repräsentiert die traditionelle chinesische Kultur und fördert die Fertigkeiten von Kindern. Deshalb sollten die zuständigen Behörden eine pragmatischere Politik an den Tag legen, damit die Kalligrafie-Kurse an Schulen auch wirklich stattfinden können.