China hat der Welt viele interessante Erfindungen und Innovationen wie den Kompass, Abakus und die Akupunktur gebracht. Aber wussten Sie, dass auch ein berühmtes Spielzeug ursprünglich aus China kommt? Wenn der chinesische Drachen eine Kartoffel wäre, wären alle anderen Drachen Pommes frites. Wenn Sie die Stadt Weifang besuchen, wird Ihnen auffallen, dass der Drachen und die damit verbundenen Gegenstände überall zu sehen sind, wie z.B. Straßenlampen in Drachenform, Drachen-Läden und auch Drachen-Plätze.
Früher wurden dem Spiel- und Sportgerät in verschiedenen Perioden verschiedene Namen gegeben. Anfangs nannte man ihn im Norden des Landes „Yuan". Der aus Holz gemachte Drachen wurde „Muyuan" oder Holzdrachen und der aus Papier „Zhiyuan" oder Papierdrachen genannt.
Während der Frühlings- und Herbstperiode und der Zeit der Streitenden Reiche, also vor etwa 2300 Jahren, wurde der erste Drachen in der heutigen Provinz Shandong hergestellt. Historischen Angaben zufolge kostete es den bekannten Philosophen Mozi drei Jahre, den ersten Bambus-Drachen in die Welt zu bringen. In Büchern steht auch, dass Lu Ban, ein chinesischer Zimmermann, Philosoph und Stratege, Drachen machte, die am Himmel fliegen und die Gegner während der Kämpfe ausspionieren konnten. In der Mitte der Tang-Dynastie, etwa 800 nach Christus, hat sich der Drachen vom militärischen hin zum Freizeitgerät entwickelt.
Yangjiabu ist ein kleines Dorf bei Weifang. Von den einst 1000 Einwohnern haben angeblich 500 Neujahrsbilder gemalt und die anderen 500 Drachen hergestellt – ein Künstlerdorf also. Sun Chunlin arbeitet heute als Handwerkerin in einer Werkstatt im Folk Arts Park von Yangjiabu. Sun sagt, ein Drachen werde in 22 Schritten hergestellt. Zu den wichtigsten vier gehörten der Aufbau des Rahmens, die Bedeckung mit Seide, die Zeichnung und Einfärbung sowie der Flugversuch.
„Zuerst müssen wir trockenen und biegsamen Bambus finden. Dann schälen wir die Rinde ab, schneiden die Stöcke in die erforderliche Länge und machen sie glatt. Anschließend erhitzen wir die Bambusstöcke über Feuer, um sie in die geeignete Form zu biegen. Dies ist der heikelste Schritt, da wir sicherstellen müssen, dass der Bambus nicht anbrennt, aber dennoch heiß genug ist."
Ob ein Drachen hoch oder nicht fliegen kann, ist eng mit der Qualität des Rahmens verbunden.
„Besonders macht den Yangjiabu-Drachen, dass er eine Kombination aus Holzschnitt-Neujahrsbildern und Drachen-Zeichnung ist. Man sagt, wenn er an die Wand gehängt wird, ist der Drachen ein Neujahrsbild; wenn er am Himmel fliegt, ist das Neujahrsbild ein Drachen."
Tiere, Pflanzen und Bilder aus Volkserzählungen und Märchen dienen als Vorbilder für die Gestaltung und Form des Drachen. Yang Qimin ist Drachenmacher. Der 70jährige ist der dritte Sohn des „Drachenkönigs" Yang Tongke in Weifang. Er habe im Alter von sieben Jahren begonnen, die Kunst von seinem Vater zu lernen.
„Mein Vater hatte sich sein ganzes Leben lang für den Drachen eingesetzt. Ich wurde von ihm sehr beeinflusst. Ich stelle gerne Drachen her, das ist eine hoch entwickelte Kunst. Ich mache das schon mein ganzes Leben. Es ist mein größtes Vergenügen, andere Menschen zu sehen, die meine Drachen fliegen lassen und Spaß dabei haben."
Der alte Meister berichtet noch, dass die Neujahrsbilder und der Drachen von Yangjiabu Teil des nationalen immateriellen Kulturerbes seien. Jetzt kommen jeden Tag viele Menschen, um seine Drachen zu kaufen und steigen zu lassen.
Herr Zhang ist 60 Jahre alt und lebt in Weifang. Als er noch klein war, hat er Drachen gemacht und am Himmel fliegen gelassen. Jetzt bringt er seiner Enkelin auf dem Drachen-Platz bei, wie man einen Drachen steigen lässt.
„Meine Enkelin hat später einen Tanzkurs. Sie besteht aber darauf, vor dem Kurs den Drachen steigen zu lassen. Es ist ihr erstes Mal. Sie ist sehr aufgeregt. Wir haben nicht versucht, ihr Interesse daran zu fördern. Aber aufgrund der Atmosphäre hier ist sie natürlich wie andere Drachen-Liebhaber aufgewachsen."
Laut Herrn Zhang kauften die Bewohner in Weifang früher selten Drachen in Läden. Stattdessen machten sie ihre eigenen.
„Es ist mehr eine Mode in Weifang geworden, Drachen steigen zu lassen. Unser tägliches Leben ist eng mit dem Drachen verbunden. Der Drachen ist wie ein Band, das die Freundschaft unter Menschen aus aller Welt verbindet."