Im August 2010 verkaufte Ford die renommierte Automarke Volvo für 1,8 Milliarden US-Dollar an das relativ unbekannte chinesische Autounternehmen Geely. Dies hat für weltweites Aufsehen gesorgt. Der Vorstandsvorsitzende des Privatunternehmens mit Sitz in Zhejiang, Li Shufu erklärt, warum er den schwedischen Betrieb übernommen hat.
„Chinesische Unternehmen müssen sich darüber bewusst sein, was für einen Stellenwert und was für eine Konkurrenzfähigkeit sie auf der Welt besitzen. Chinas Autofirmen stehen im Ausland vor zwei großen Problemen, und zwar im Bezug auf geistige Eigentumsrechte und das unzureichende Image der eigenen Marken. Diese Nachteile selbständig aufzuholen würde 20 Jahre dauern. Meine Firma wollte stattdessen mit einem einflußreichen und respektablen Autobauer fusionieren."
Zuvor hatte Geely bereits den britischen Taxibauer Manganese Bronze sowie den zweitgrößten Getriebeproduzenten der Welt DSI übernommen. All dies schaffte eine gute Grundlage für den Ankauf von Volvo, das nach der internationalen Finanzkrise unter großen Verlusten litt. Die Fusion mit Volvo hat Geely aber nicht nur Know-How und einen Imagegewinn gebracht.
„Wir besitzen jetzt alle Aktienanteile, die Markenrechte, Eigentumsrechte, Nutzungsrechte, über 10.000 Patentrechte, Dutzende Produktserien, Fabriken für Motoren und Einzelteile, über 3.800 Ingenieure sowie 2.300 Verkaufsstellen in über 100 Ländern der Welt."
Geely ist jedoch nicht das erste chinesische Unternehmen, das mit ausländischen Konkurrenzfirmen zu fusionieren versucht hat. 2005 hat die Shanghaier Firma Saicgroup die Mehrheit der Aktienanteile des südkoreanischen Autobauers Ssang Yong gekauft. Im darauf folgenden Geschäftsalltag sah sich das chinesische Unternehmen jedoch komplizierten Rechtsverhältnissen und zähen Tarifverhandlungen ausgesetzt. 2009 musste das südkoreanische Unternehmen Konkurs anmelden. 2010 verkaufte Saicgroup den Großteil ihrer Anteile an Ssang Yong.
Das Scheitern von Saicgroup scheint Konkurrenzfirmen eine Lehre gewesen zu sein. Das 1997 gegründete Autounternehmen Chery mit Sitz in Anhui hat im Vergleich zu Saicgroup mehr Erfolg bei der Expansion ins Ausland. Seit 2001 exportiert die Firma Autos nach Syrien. Der Pressesprecher von Chery Jin Yibo erinnert sich.
„2001 hatten wir begonnen Autos für den inländischen Markt zu produzieren. Noch im selben Jahr wollte ein syrischer Geschäftspartner Autos von uns bestellen und nach Syrien exportieren. Wir waren unentschlossen und dachten uns, in China läuft das Geschäft gut, warum brauchen wir noch den ausländischen Markt, den wir eigentlich nicht kennen. Doch der Syrer hat uns überzeugt und wir lieferten zunächst zehn Autos. Später folgte eine Nachbestellung von 200 Autos."
Mit diesem ersten Schritt in Syrien hatte Chery den Markt im Nahen Osten aufgestoßen. Später folgten auch Afrika und Südostasien. Im vergangenen Jahrzehnt hat die Firma mit seiner breiten Autopalette fast alle aufstrebenden Märkte abgedeckt. 2005 expandierte Chery nach Ägypten und baute dort Fabriken auf. 45 Prozent der Autoteile werden vor Ort in dem nordafrikanischen Land erzeugt. Heutzutage verkehren in Kairo überall Chery-Taxis auf den Straßen. Ein Taxifahrer erzählt.
„Mit Chery bin ich bereits anderthalb Jahre auf den Straßen unterwegs. Es fährt gut und ist sehr stabil. Die Fahrgäste sind auch zufrieden."
Ein in Kairo lebender Araber ist besonders stolz auf sein Chery-Auto.
„Es beschleunigt schnell und läuft sehr zuverlässig. Ich kann sogar viele Luxusautos auf der Autobahn ohne Mühe überholen. Das Fahren macht echt Spaß."
In der ersten Jahreshälfte 2012 hat Chery etwa 100.000 Autos exportiert. Im September 2013 soll eine 400 Millionen US-Dollar teure Fabrik in Brasilien in Betrieb genommen werden. Jedes Jahr sollen dort 150.000 Autos gebaut werden. Damit wäre die neue Fabrik der größte von 16 Herstellungsstandorten von Chery im Ausland.
(Text: Li Zheng)