San Mao wurde in den 1970er Jahren mit einer Reihe von Essays und Anekdoten über ihr Leben im Ausland berühmt. Im Jahr 2011 wurden San Maos Werke anlässlich ihres 20. Todestages in einer Sammlung von elf Büchern neu veröffentlicht.
Im ersten Buch der Sammlung, „Die Regenzeit kehrt nicht zurück", berichtet San Mao über ihre Kinder- und Jugendtage. San Mao kam 1943 in der zentralchinesischen Provinz Chongqing mit dem Namen Chen Maoping auf die Welt. Im Alter von sechs Jahren zog sie mit ihren Eltern nach Taiwan. Das allererste Buch, das San Mao in den Händen hielt, sollte ihr Leben prägen. Es war der Cartoon „San Maos Wanderschaft" von Zhang Leping. Aus diesem Werk stammt der Künstlername der späteren Schriftsteller-Ikone.
San Mao war ein Kind mit eigenen Grundsätzen und Wertevorstellungen, erinnert sich ihre ältere Schwester Chen Tianxin:
„Nach der traditionellen chinesischen Erziehung sollten Kinder entgegenkommend sein. Aber San Mao war anders. Einmal hat eine Nachbarin etwas Schlechtes über unsere Mutter gesagt. San Mao ging zu ihr und argumentierte mutig mit ihr über das Gesagte. Sie hatte seit ihrer Kindheit ihre ganz eigenen Grundsätze."
In ihrem Buch präsentierte San Mao den Lesern ein kühnes und offenes Mädchen. Sie rebellierte gegen die Leibesstrafe, die damals auf Taiwan üblich war. Mit 12 Jahren verließ sie die Schule und wurde zu Hause unterrichtet. Sie war wissensbedürftig und ein echter Bücherwurm. Bereits in ihren Teenagerjahren hatte sie sämtliche ihr zur Verfügung stehenden bekannten literarischen Werke gelesen.
Shi Hang ist ein großer Fan von San Mao und ihrem Buch „Die Regenzeit kehrt nicht zurück".
„Ich war ein echter Bücherwurm. Ich denke, San Mao hat mich durch ihre frühen Werke sehr geprägt. Ich habe ihre Liste empfohlener Bücher stets mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Wenn sie ein Buch anpries, las ich es."
Mit 19 Jahren begann San Mao ihr Leben als Weltenbummlerin und Schriftstellerin. Sie hinterließ ihre Fußspuren in Spanien, Afrika und den USA. Ihren spanischen Mann, Jose Maria, heiratete sie an einem besonderen Ort, der Sahara-Wüste.
Von diesem Ort berichtet auch das zweite Buch der Sammlung, „Die Geschichten der Sahara". San Mao zeichnet ein Bild von ihrem exotischen Leben in der Wüste. Mit ihrem scharfen Blick und tiefsinnigen Gedanken enthüllt sie ihren Lesern eine ganz neue Sahara – eine Sahara, die alles andere als abgelegen und eintönig ist. Mit ihren abenteuerlichen Erzählungen über die Einheimischen und ihr Leben öffnete sie dem chinesischen Publikum in den 1980er Jahre ein Fenster zur Welt.
Leserin Li Pan, erzählt, was sie an dem Buch „Die Geschichten der Sahara" so beeindruckte:
„Ich habe das erste Mal in meinem ersten Studienjahr ein Werk von San Mao gelesen. Damals war das Festland noch in der Anfangsphase der Öffnung nach außen. Ihr Buch zu lesen, öffnete mir das Fenster zur Welt. Seitdem sehne ich mich nach fernen Orten."
Ihr literarisches Debüt hatte San Mao mit „Den Geschichten der Sahara" im Jahr 1983. Die Beschreibung ihrer Erfahrungen und Gefühle auf ihrem Weg änderte die Einstellungen einer ganzen Generation. Für Millionen von chinesischen Lesern vertrat San Mao eine so ganz andere Lebensweise, eine andere Art der Weltanschauung und Lebensphilosophie.
In den Büchern von San Mao existieren keine schwer verständlichen Worte. Sie beschrieb ihre Erlebnisse mit einfachen, natürlichen aber überzeugenden Worten, erzählt ihre Schwester Chen Tianxin:
„Ihre Worte scheinen einfach. Ihre Erzählweise ist jedoch bildlich und voller Anekdoten. Jedes Mal, wenn ich ihr Buch lese, fühle ich mich, als würde ich einen Film schauen."
Seit dem großen Erfolg von „Der Geschichten der Sahara" sind weitere Werken von San Mao veröffentlicht und in die Sammlung mit aufgenommen worden. In "Mein Baby", "Gebe Dir ein Pferd" und "Roter Dunst" erzählt die Literatur-Ikone unter anderem auch über ihre Erlebnisse auf den Kanarischen Inseln. Alle Werke von San Mao haben eines Gemeinsam: Sie zeichnen das Bild einer romantischen, mutigen und aufrichtigen Frau, die nach Freiheit strebte.
Keine Einigkeit herrscht hingegen in der Debatte, um die zugehörige Literatur-Gattung. Die meisten Literaten bezeichnen die Werke von San Mao als Essays oder Anekdoten einer Weltenbummlerin. „Fragen Sie mich nicht, woher ich komme. Meine Heimat liegt weit entfernt. Ich wandere und suche nach dem Olivenbaum in meinen Träumen", heißt es entsprechend in dem bekannten Gedicht „Der Olivenbaum" von San Mao.