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Bessere Luft – Jeder Einzelne ist gefragt
  2013-03-05 20:25:27  cri
Der Feinstaub in der Luft stellt für die menschliche Gesundheit die größte Gefahr dar – besonders Partikel, die im Durchmesser kleiner als 2,5 Mikrometer sind. Am 12. Januar überstieg der Anteil dieser Teilchen in Beijing den Messwert von 993. Ein Wert von bis zu 50 wird von der Weltgesundheitsorganisation (WTO) als ungefährlich eingestuft.

In Anbetracht der katastrophalen Luftqualität hat die Regierung den Bewohnern Beijings geraten, wenn möglich von Tätigkeiten im Freien abzusehen. In einigen Berufen ist dies jedoch praktisch ein Ding der Unmöglichkeit. Das Tragen eines guten Mundschutzes ist in einem solchen Fall unerlässlich. Lulu ist eine von zahlreichen Beijingern, die ihre Wohnung nicht mehr ohne Mundschutz verlassen:

„Gestern war der Smog wirklich spürbar schlecht. Er hat meinem Hals geschadet und ich konnte nur schwer atmen. Daher trage ich seit heute einen Mundschutz. Die Luftverschmutzung ist wirklich schlimm."

Der Verkauf von Mundschutzen aller Art boomt – sowohl im Laden als auch im Internet. Auf Taobao – Chinas größtem Online-Shop – haben einzelne Händler allein im Januar über 110.000 Mundschutze verkauft. Auch die Tong Ren Tang-Apotheke in Beijing wurde mit Anfragen überhäuft. Dazu eine Verkäuferin:

„Die Luftverschmutzung ist in den letzten Wochen wirklich sehr schlimm geworden. Im Vergleich zur selben Vorjahresperiode haben wir in den letzten Wochen deutlich mehr Mundschutze verkauft."

Die andauernde Luftverschmutzung hat unter der Bevölkerung Beijings große Besorgnis ausgelöst. Wer kann, versucht seine Freizeit außerhalb der Stadt zu verbringen. Viele haben sich auch einen Luftreiniger angeschafft, um wenigstens in ihren eigenen vier Wänden gesunde Luft einatmen zu können.

Was aber sind die Gründe, die zur schweren Schadstoffbelastung in der Luft der Hauptstadt geführt haben? Einer, der es wissen muss, ist Pan Benfeng vom Hauptamt für die Umweltüberwachung in China:

„Die Luftverschmutzung ist vor allem auf die Schadstoffemission zurückzuführen. Verantwortlich für diese Schadstoffemission sind sowohl Fabriken als auch Fahrzeuge. Da die Menge der Schadstoffe in der Luft immer mehr zunimmt, wird die Luft auch immer stärker verschmutzt."

Im Zuge der Industrialisierung hat auch die Zahl der Kraftfahrzeuge in China markant zugenommen. Die Folge davon: mehr Schadstoffe in der Luft – vor allem Feinstaub. Besonders schlimm wird die Situation laut Smog-Experte Pan Benfeng dann, wenn das Wetter nicht mitspielt:

„Bei dichtem Nebel ist die Luftströmung relativ schwach. Wenn es neblig und windstill ist, hält die starke Luftverschmutzung lange an. Die Menge der Schadstoffe in der Luft nimmt immer mehr zu und führt zu einem hohen PM2.5-Wert."

Die katastrophale Luftqualität in den chinesischen Großstädten schadet nicht nur der menschlichen Gesundheit, sondern beeinträchtigt auch das Alltagsleben. In vielen Städten haben die Regierungen Sofortmaßnahmen erlassen, um die Luftqualität zu verbessern. In Beijing beispielsweise wurde bereits im Dezember mit der Umsetzung des Notfallprogramms für schwere Luftverschmutzung begonnen. Im Falle von starker Luftverschmutzung sieht das Programm unter anderem vor, den Schadstoffausstoß von Kohlenkraftwerken, Fabriken und Kraftfahrzeugen zu regulieren.

In Beijings Nachbarprovinz Hebei soll in Kürze ein Notfallprogramm ausgearbeitet werden, um eine zu schnelle industrielle Produktion zu verhindern. Auch in Nanjing, dem Hauptort der Provinz Jiangsu, ist die Regierung dabei, ein Programm zur Überwachung der Luftqualität auszuarbeiten. In Betracht gezogen wird in Nanjing zudem der Einsatz von Hagelfliegern.

Dass etwas getan werden muss, daran besteht kein Zweifel. Denn bereits jetzt sind die wirtschaftlichen Verluste, die durch den Smog verursacht werden, enorm. TOTO Beijing ist die einzige große Keramik-Fabrik in der Hauptstadt. Bei einem ihrer Produktionsverfahren entsteht viel Staub. Infolge des andauernden Smogs wurde die Firma angewiesen, ihre Produktion zu drosseln. Die finanziellen Einbussen für sein Unternehmen seien gewaltig, sagt Han Yong, der Vizedirektor von TOTO Beijing:

„Die Einstellung der Produktion in unseren zwei Fabriken bedeutet, dass wir jeden Tag eine Million Yuan RMB oder 160.000 US-Dollar in unserer Ostfabrik verlieren, und 0,8 Millionen Yuan RMB in unserer Westfabrik."

TOTO Beijing gehört zu den insgesamt 103 Firmen in der chinesischen Hauptstadt, die als stark umweltverschmutzend gelten. Allerdings war sie die einzige, die ihre Produktion vorübergehend komplett einstellen musste. Ein Verbot für den Bau von neuen Zement- und Stahlfabriken soll die Situation in Beijing in Zukunft verbessern.

Ein weiterer Grund für den anhaltenden Smog in Beijing ist die wachsende Zahl von Personenwagen. Das weiß auch Wang Yuesi vom Institut für Atmosphärenphysik an der Chinesischen Akademie für Wissenschaften:

„Das neblige Wetter ist ein meteorologisches Phänomen, das wir nicht ändern können. Ein Hauptfaktor für die Verschmutzung sind die Autos. Die Qualität der Autos, die Verkehrsbedingungen und der Umweltschutz sind drei Faktoren, die sich direkt auf die Luftqualität einer Stadt auswirken."

70 bis 80 Prozent der Schadstoffe in der Luft werden von alten Autos und Dieselfahrzeugen verursacht. Ihr Anteil am gesamten Verkehrsaufkommen beträgt jedoch nur 17 Prozent. Diese Zahlen gehen aus dem Jahresbericht 2011 der Fahrzeugkontrolle hervor, den Chinas Amt für Umweltschutz veröffentlicht hat. Die Regierung der Stadt Beijing ist sich dieses Problems bewusst. Sie hat bereits angeordnet, alte Fahrzeuge aus dem Verkehr zu ziehen. Als Sofortmaßnahme gegen den Smog beschloss sie zudem, einen Drittel der Dienstwagen vorübergehend von der Straße zu nehmen.

Um den Smog langfristig wirkungsvoll zu bekämpfen, seien aber ganz andere Maßnahmen notwendig, sagt Wang Yuesi von der Chinesischen Akademie für Wissenschaften:

„Im Großen und Ganzen müssen die Hauptquellen der Umweltverschmutzung strenger kontrolliert werden. Damit meine ich Fabriken mit einem hohen Verschmutzungsgrad, die Kohlenverbrennung und den Straßenverkehr – insbesondere Dieselkraftfahrzeuge. Außerdem muss die Bildung von Staub auf den Baustellen besser eingedämmt werden."

An der natürlichen Komponente der Smog-Bildung kann der Mensch nichts ändern. An der durch ihn selbst verursachten Verschmutzung hingegen sehr wohl. In diesem Sinn muss jeder einzelne Bürger der Volksrepublik seinen Teil zu einem „schöneren China" beitragen.

Verfasst von: Liu Xinyue

Gesprochen von: Xi Jing

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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