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Chinas Hochgeschwindigkeitszüge: superschnell, superteuer, unrentabel
  2013-02-25 09:07:18  cri
Deutlich schneller, dafür aber auch deutlich teurer – auf diesen Nenner lassen sich die Hochgeschwindigkeitszüge in China bringen, und das Konzept wirft Fragen auf.

Zwar verkürzt sich die Fahrt auf der 2.298 Kilometer langen Expresslinie, die die fünf wichtigen Wirtschaftszentren Beijing, Zhengzhou, Wuhan, Changsha und Guangzhou miteinander verbindet, auf acht Stunden, aber das hat seinen Preis: Viele Leute finden, dass die Tickets für die Superzüge viel zu teuer sind. Tatsächlich kostet die Fahrt von Beijing nach Guangzhou in der Ersten Klasse mit mehr als 2.000 Yuan (knapp 240 Euro) fast so viel wie ein Flugticket.

Und die Leute fragen, nach welchen Kriterien die Ticketpreise festgelegt werden: Sollen die Preise kostendeckend sein oder sollen sie den Möglichkeiten der Reisenden entsprechen? Warum sind die superschnellen Züge überhaupt so superteuer?

Professor Zhao Jian von der Beijinger Jiatong-Universität hat eine Erklärung:

„Zu den Kosten bei Hochgeschwindigkeitszügen gehören die Baukosten und der Betriebsaufwand. Es geht bei den Expresszügen um moderne Hochtechnologie, entsprechend hoch sind also die Herstellungs- und die Unterhalts- sowie Betriebskosten. Ja, die Fahrpreise bei den Superschnellzügen sind ausgesprochen hoch."

Und Professor Zhao erwartet, dass auch auf der neuen Expressetrecke Beijing-Guangzhou hohe Verluste eingefahren werden. Denn auch bei den anderen Hochgeschwindigkeitsstrecken schreibe man rote Zahlen.

So fallen auf der Expressverbindung Beijing-Tianjin seit ihrer Inbetriebnahme im August 2008 jährliche Betriebskosten von 1,8 Milliarden Yuan (knapp 215 Millionen Euro) an, wobei schon im ersten Jahr 700 Millionen Yuan (fast 83 Millionen Euro) Verlust eingefahren wurden. Erst am Ende des zweiten Betriebsjahres näherte man sich überhaupt einer ausgeglichenen Bilanz. Und die Expresszüge Beijing-Shanghai werden frühesten 2014 in die Gewinnzone fahren.

Für die neue Expresslinie Beijing-Guangzhou erwartet Professor Zhao jährliche Verluste von bis zu 700 Millionen Yuan. Unterdessen fahren die Züge auf den Hochgeschwindigkeitsstrecken Beijing-Tianjin und Beijing-Shanghai deutlich langsamer, um die Kosten zu senken. Beide Bahnbetreiber wollen die Einsparungen über billigere Tickets an die Kunden weiter geben.

Noch einmal Professor Zhao:

„Obwohl eine Fahrt im Hochgeschwindigkeitszug das Dreifache einer normalen Zugfahrt kostet, fahren die Expresszüge immer noch Verluste ein. Als über die technischen Standards und die Marktpositionierung der Hochgeschwindigkeitszüge entschieden wurde, fiel doch zugleich auch die Entscheidung über die künftigen Ticketpreise. Da muss man sich doch fragen, warum nicht bereits damals öffentlich über die erforderlichen technologischen Standards und die künftige Marktposition diskutiert wurde, und zwar bevor die eigentlichen Bauarbeiten begannen."

Gegenwärtig sind die meisten Bahnreisenden in China entweder Wanderarbeiter oder Studenten, hinzu kommen Touristen und Geschäftsleute. Damit sind allzu hohe Fahrpreise für die Mehrzahl der Bahnkunden eine höchst sensibles Thema.

Wegen der hohen Ticketpreise fahren etwa die Hochgeschwindigkeitszüge auf dem bereits vor einiger Zeit in Betrieb genommen Abschnitt zwischen Wuhan und Guangzhou oft leer hin und her.

Nicht nur, dass die schon jetzt teuren Tickets noch keinen rentablen Betrieb der Hochgeschwindigkeitsstrecken sichern würden, hinzu kommt noch, dass sie schon jetzt vielen Leuten einfach viel zu teuer sind.

Für den Beijinger Verbraucherschutzanwalt Qiu Baochang liegt das eigentliche Problem in der völlig unzureichenden Transparenz:

„Warum gibt es all diese Klagen über die zu teuren Hochgeschwindigkeitszüge? Weil die gesamte Preisgestaltung absolut undurchsichtig ist. Da drückt eine Seite einfach ihre Preise durch."

Es mehren sich die Stimmen, die von den Eisenbahnbehörden ein Überdenken des gesamten Programms der Hochgeschwindigkeitszüge fordern. Das Problem entstehe doch dadurch, dass eilig Geld bei der Bank besorgt und dann möglichst schnell gebaut werde. Die ganze Finanzlast werde den Bahnkunden aufgebürdet. Deren Einkommen könnten aber nie so steil nach oben gehen wie die Ticketpreise.

Aber nur wenn die Kunden die Fahrpreise akzeptieren und tatsächlich Tickets kaufen, wirken sich Hochgeschwindigkeitsstrecken positiv auf das Wirtschaftswachstum aus. Andernfalls wären Expressstrecken und Superzüge eine Super-Fehlinvestition.

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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