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Wang Shu
Ex-Vizeaußenminister
  2012-08-28 15:32:18  cri

Wang Shu (*1924) war Vizeaußenminister der Volksrepublik China und Direktor des chinesischen Forschungsinstituts für internationale Fragen. Außerdem war Wang Botschafter in der BRD (von September 1974 bis November 1976) und Österreich (von Juli 1980 bis Dezember 1985). Der Diplomat hat lange für die Nachrichtenagentur Xinhua gearbeitet, erst als Militärjournalist, dann als Redakteur der internationalen Abteilung und Reporter in Pakistan und Kuba. Ende 1969 ging Wang Shu für Xinhua nach Bonn. Im September 1972 verabschiedete er als Chefunterhändler der chinesischen Regierung mit der Bundesregierung der BRD die Vereinbarung über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen.

Vom Journalisten zum Botschafter -- Interview mit Wang Shu, ehemaliger Vizeaußenminister

Wang Shu wurde im Jahr 1924 in der ostchinesischen Provinz Jiangsu geboren. Bereits als Kind mochte er Literatur. Seine ersten Beiträge für Zeitungen schrieb er als Teenager. Wang Shu wuchs in der Kriegszeit auf. Nach vier Jahren an der Uni ging er in ein befreites Gebiet, wo er zwei Jahre an einer Militärschule als Dozent unterrichtete. Seine journalistische Karriere begann er mit der Befreiung von Jinan im Jahr 1948, als die Nachrichtenagentur Xinhua ihre Frontberichterstattung auszubauen begann. Wang Shu gehörte damals zu den jungen Reportern, die an die Front geschickt wurden, um über den Verlauf der Revolution zu berichten. Später wechselte er innerhalb von Xinhua zur internationalen Abteilung, für die er zuerst in Pakistan und danach in Kuba als Korrespondent arbeitete. Eine bewegte Zeit, an die sich der heute 87-Jährige nach wie vor gerne erinnert:

"Ich mag die Arbeit als Journalist. Nach dem Ausbruch des Koreakriegs habe ich als Militärjournalist über die Waffenstillstandsverhandlungen berichtet und amerikanische Kriegsgefangene interviewt. So konnte ich Erfahrungen über die Berichterstattung bei internationalen Angelegenheiten sammeln. Wieder in Beijing wurde ich in die internationale Abteilung von Xinhua versetzt. Laut dem Vorsitzenden Mao Zedong sollte Xinhua über alle wichtigen internationalen Angelegenheiten berichten. So wurde der Aufbau der Korrespondentenbüros im Ausland beschleunigt und man schickte mich ein Jahr später als Reporter nach Pakistan. Das war der Beginn meiner journalistischen Laufbahn im Ausland. Später arbeitete ich noch in Afrika, Lateinamerika und Europa."

Ein Meilenstein in seiner Karriere war die Entsendung für Xinhua nach Bonn im Jahr 1969. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine diplomatischen Beziehungen zwischen der Volksrepublik und der BRD. Als einzige chinesische Presseinstitution in Bonn fungierte das Xinhua-Büro gleichzeitig auch als Kanal für den Austausch von Meinungen und Informationen zwischen China und Deutschland.

In Bonn beschäftigte sich Wang Shu zum einen mit herkömmlicher Pressearbeit, zum anderen als Vermittler zwischen Ost und West. Eine Arbeit, die er ganz offensichtlich zur vollsten Zufriedenheit seiner Vorgesetzten im fernen Beijing erledigte:

"Meine Analysen und Auszüge aus deutschen Zeitungen und Reden deutscher Politiker, die ich nach China schickte, lobte das Außenministerium als wertvoll für die Beratungen. Ich war begeistert. Für einen Journalisten sind ernsthafte Forschungen und Untersuchungen am wichtigsten. Bei Xinhua muss ein Journalist zwei Drittel seiner Arbeitszeit für Untersuchungen vor Ort aufwenden. Das übrige Drittel ist für die Fertigstellung des Beitrags vorgesehen. Er soll gesellschaftliche Kontakte pflegen. Das entspricht meinem Charakter, denn ich will nicht immer im Büro sitzen, sondern mit meinen Interviewpartnern interessante Gespräche führen. So habe ich auch ein bisschen Deutsch lernen können."

Sprachkenntnisse, die sich schon bald als überaus nützlich erweisen sollten. Bei den Verhandlungen über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit der BRD im September 1972 amtierte Wang Shu als Chefunterhändler der chinesischen Regierung:

"Nach dem Besuch von Außenminister Gerhard Schröder wollten beide Staaten diplomatische Beziehungen aufnehmen. Premier Zhou Enlai ernannte mich unerwartet zum Chefunterhändler und machte mich damit zum Diplomaten. Später habe ich im Außenministerium gearbeitet."

Seit seinen Sondierungsgesprächen mit Gerhard Schröder, der 1972 als erster westdeutscher Staatsgast die Volksrepublik besuchte, sind inzwischen 40 Jahre vergangen. Eine Zeit, in der sich nicht nur in China und Deutschland viel verändert hat:

"In den vergangenen 40 Jahren gab es zahlreiche bemerkenswerte Leistungen. Nach der Aufnahme der Beziehungen ist das Handelsvolumen sprunghaft gestiegen. Heute ist Deutschland Chinas größter Handelspartner in Europa. Beide Staaten pflegen auch einen intensiven Austausch in Wissenschaft und Technologie. Zahlreiche Chinesen sind zum Studieren nach Deutschland gegangen. China kann bezüglich der Ökonomie, Wissenschaft und Technologie viel von Deutschland lernen. Alle deutschen Bundeskanzler haben China besucht. Die bilateralen Beziehungen haben eine reibungslose Entwicklung verzeichnet. Sicherlich gibt es kleine Probleme, aber nichts Gravierendes. Ich hoffe, dass sich die Beziehungen auch weiter so ausgewogen entwickeln werden. "  

Interview von Huang Gang

 

Übersetzt und Gesprochen von Xu Qi

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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