Sie haben eben Kontakte angesprochen: es gibt ja eine Partnerschaft zwischen der Ortschaft Lam und Huanglongxi, eine Stadt 50 Kilometer südlich von Chengdu, der Provinzhauptstadt von Sichuan. Die Verbindung besteht erst seit kurzem, aber gibt es schon erste Ergebnisse?
Ja, es wurde eine Absichtserklärung unterzeichnet, in Zukunft enger zusammenzuarbeiten, und ich hoffe, dass aus Sichuan bald Besuch kommt beziehungsweise dass ich das nächste Mal nicht wieder alleine nach Huanglongxi reise, sondern dass eine größere Delegation mitkommt. Für uns im Bayerischen Wald ist China weit weg, nur wenn man dann einmal selbst dort vor Ort war, ändert sich die Perspektive. Damit sich diese Partnerschaft manifestieren kann, müssen nicht nur die jeweiligen Bürgermeister in Kontakt sein, sondern sich auch weitere Delegationen austauschen, und ich hoffe, dass uns dies in Zukunft gelingen wird.
Diese Partnerschaft betrifft vor allem Tourismus, Wirtschaft und Kultur?
Richtig. Aber ich war zum Beispiel auch begeistert, wie man dort in Huanglongxi den alten Stadtkern saniert hat. Es wurde nicht einfach alles abgerissen und durch moderne Gebäude ersetzt, wie man das bei uns früher gemacht hat. Die Chinesen, und gerade auch die jüngeren, wissen, dass sie eine gewisse Verantwortung gegenüber der Geschichte haben, und es wird versucht, dieser Verantwortung Zug um Zug wieder gerecht zu werden. Etwa mit den alten Gemäuern, den alten Berufsständen oder den alten Hafenanlagen dort. Ich meine, da gibt es noch viele Dinge, die auch die Menschen hier bei uns interessieren.
Wir haben auch von Vergleichen gesprochen: nun sind ja die Menschen gerade hier im Bayerischen Wald einzigartig von ihrem Wesen her, kann man das auch so behaupten von den Menschen in Sichuan?
Es gibt tatsächlich eine große Verwandtschaft. Unser Menschenschlag hier fällt einem nicht sofort um den Hals und herzt einen, wir sind eher abwartend und beobachten, was auf uns zukommt. Und genau so ist es auch dort: ich habe große Gastfreundschaft erfahren von Menschen, die man etwas länger kennt. Und ich habe auch überhaupt keine Ressentiments festgestellt, ganz im Gegenteil: wenn es hieß, man komme aus Deutschland oder Bayern, war ich immer wieder überrascht, wie der Funke übergesprungen ist. Die Leute wissen, dass wir ganz offensichtlich von der Mentalität her sehr verwandt sind.