Prof. Lian Yuru (*1954) ist Prodekanin der Fakultät für internationale Politik des Instituts für internationale Beziehungen an der Peking-Universität. Sie studierte von 1988 bis 1996 in Deutschland und promovierte in Philosophie an der Freien Universität Berlin. Seither doziert sie in China. Ihre Hauptforschungsrichtung sind die internationalen Beziehungen, besonders Fragen der Europäischen Union und Deutschlands.
In China über Deutschland, in Deutschland über China
- Interview mit der Politikwissenschaftlerin Lian Yuru
Der ehemalige Premierminister Zhou Enlai hat einmal gesagt, „das Lernen einer Fremdsprache muss man schon als Kind anpacken". Entsprechend diesem Aufruf wurden Anfang der 1960er Jahre in zwei Schulen in Beijing auch Grundschüler in Fremdsprachen unterrichtet. Lian Yuru wurde im Jahr 1954 in Beijing geboren. Ihre Eltern und Lehrer wollten dieses Konzept ausprobieren und haben sie zur Aufnahmeprüfung an einer Fremdsprachenschule angemeldet. Schließlich wurde sie für das Fach Deutsch angenommen. Später folgte ein Studium an der Fakultät für westeuropäische Sprachen und Literatur an der Peking-Universität. Lian Yuru erinnert sich noch gut an ihre ersten Einblicke in das Fachgebiet der internationalen Beziehungen:
„Mein Studienfach war Germanistik. Trotz meines Interesses daran wollte ich mich jedoch künftig nicht allein mit Literatur befassen. Im Gegenteil: mich interessierten mehr die Fragen zur Geschichte, Politik und Diplomatie Deutschlands, insbesondere der Aufstieg Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg. Also die Geschichte, wie Deutschland von einem besiegten Land zu einer starken Wirtschaftsnation wurde. Im dritten, vierten Jahr meines Studiums hatte die Fakultät für Jura der Peking-Universität Professor Li Yuanming von der Zentralen Parteischule zum Wochenendkurs über die internationalen Beziehungen eingeladen. Die Kurse von Professor Li waren ausgezeichnet, besonders die Vorlesungen über historische Persönlichkeiten wie Bismarck und Napoleon waren lebendig und tiefgreifend, was einen großen Einfluss auf mich ausübte. Wenn ich mich heute an diese Geschichte erinnere, würde ich sagen, dass Professor Li Yuanming mein Lehrer für dir Grundkenntnisse war, der die Tore der internationalen Beziehungen für mich geöffnet hat."
Im Jahr 1988 ging Lian Yuru zum Studium nach Deutschland. Dort studierte sie bis 1996 und promovierte in Philosophie an der Freien Universität Berlin. Während ihres Studiums erlebte sie den Fall der Berliner Mauer, ebenso wie die Geschichte der deutschen Teilung und der Wiedervereinigung. Für einen Deutschland-Forscher wie sie war es ein glücklicher Zufall, dieses epochale historische Ereignis persönlich miterleben zu können. Dazu erklärte sie: