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Mi Jian
Rechtswissenschaftler
  2012-08-28 15:13:46  cri

Mi Jian (*1957) ist Professor an der Chinesischen Universität für Politik- und Rechtswissenschaften. Er berät auch die Administration der Sonderverwaltungszone Macao. Zudem ist er am Forschungsinstitut für Vergleichendes Recht der China Law Society tätig und zeichnet verantwortlich für die Reihe „Meisterwerke der gegenwärtigen deutschen Rechtswissenschaft".

Mi Jian (*1957) ist Professor an der Chinesischen Universität für Politik- und Rechtswissenschaften. Er berät auch die Administration der Sonderverwaltungszone Macao. Zudem ist er am Forschungsinstitut für Vergleichendes Recht der China Law Society tätig und zeichnet verantwortlich für die Reihe „Meisterwerke der gegenwärtigen deutschen Rechtswissenschaft".

Ich glaube, weil ich respektiere --Interview mit Mi Jian, Professor für Rechtswissenschaft

Im Jahr 1988 ging Mi Jian für ein Aufbaustudium nach Deutschland. Die Begegnung mit Deutschland war ein wichtiger Einschnitt in seinem Leben. Das sei nicht nur für sein Studium wichtig gewesen, sondern habe ihm auch bei der Gestaltung seines Lebens geholfen. Laut Mi Jian gibt es zwischen dem Jurastudium in China und Deutschland sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede.

"Die Jurisprudenz in China und in Deutschland hat eines gemeinsam: Beide bedienen sich einer dogmatischen Unterrichtsmethodik. Ich meine damit, dass das kontinentaleuropäische Rechtssystem vom römischen Reich abstammt. Bis heute gilt das kodifizierte Recht. Der Richter fällt seine Urteile gemäß geschriebenen Gesetzen und die Studenten lernen Jura anhand der Gesetzgebung. Eine dogmatische Herangehensweise ergibt sich hier von selbst. Trotz dieser Gemeinsamkeiten überwiegen aber die Unterschiede zwischen China und Deutschland. Das Studium der Rechtswissenschaften befindet sich in China noch in der Anfangsphase. Man achtet vor allem auf die Verwendbarkeit für das spätere Berufsleben. Zu einem umfassenderen Studium sollte aber auch gehören, Spezialisten auszubilden, die das gesamte Rechtssystem auch in seinen kulturellen Dimensionen verstehen. In Deutschland verfolgt man von vornherein differenziertere Ziele, sowohl die Studenten als auch die Professoren haben viele Alternativen. Die Unterrichtsmethode in Deutschland ist freier und flexibler, so dass jeder Professor seine eigenen Stärken entfalten kann. Manche deutsche Professoren können ohne Notizen eine logisch aufgebaute, lehrreiche Vorlesung über zwei Stunden halten. In diesem Bereich hinken wir hinterher. Die chinesischen Professoren konzentrieren sich dagegen viel zu sehr auf das bloße Darlegen von Fakten. Stattdessen sollten sie darauf achten, das Denkvermögen der Studenten zu entwickeln. Aber dafür brauchen wir noch eine oder zwei Generationen."

Die chinesische Kultur ist offen für Einflüsse von außen. Das gilt auch für das chinesische Justizsystem. Bei der Reform des Rechtssystems am Ende des 19. und am Anfang des 20 Jahrhunderts wurden in China viele Gesetzeswerke aus dem Ausland übersetzt. Die meisten von ihnen stammten aus Deutschland. Deutschland hat die Entwicklungsrichtung des chinesischen Justizwesens nachhaltig geprägt.

Das Projekt zur Übersetzung der wichtigsten Meisterwerke deutscher Rechtswissenschaft, das von Mi Jian geleitet wurde, begann im Jahr 1998. Er glaubt, dass das deutsche Recht, die deutschen Ideen und Konzepte sehr nützlich sind. Deshalb begann er diese ins Chinesische zu übersetzen.

"Das Projekt ist bereits 14 Jahre alt. Das allein ist schon ein Wunder. Als ich 1997 in Deutschland geforscht habe, kam mir plötzlich die Idee, Meisterwerke der deutschen Rechtswissenschaft ins Chinesische zu übersetzen. Nach der Heimkehr nach China habe ich 1998 offiziell mit dem Projekt begonnen. Das Projekt wurde sowohl von der deutschen als auch von der chinesischen Seite begrüßt und unterstützt. Bis jetzt haben wir mehr als 30 juristische Meisterwerke übersetzt. Ich setze alles daran, vor meiner Pensionierung die Zahl auf 50 zu erhöhen. Wenn wir die 50 erreichen, können wir einen wichtigen Etappensieg bei der Herausgabe von Werken des deutschen Rechts feiern. Denn dann werden wir jeden Bereich des deutschen Rechts erfasst haben. Und das ist tatsächlich von großer Bedeutung. Unter den Vorhaben, die ich in meinem Leben unternommen habe, stellt mich dieses ganz besonders zufrieden. Zunächst wollten wir ja nur einige Klassiker des deutschen Rechts übersetzen. Dann wollten wir die Werke zu Ausbildungszwecken heranziehen. Dann wollten wir zum Ausbau des Rechts in China beitragen. All diese Ziele haben wir erreicht. Unsere Arbeit hat eine oder zwei Generationen von chinesischen Jurastudenten beeinflusst. Die chinesische Gesetzgebung trägt deutliche deutsche Züge."

Gustav Radbruch, einer der einflussreichsten Rechtsphilosophen der Weimarer Republik, schätzt Mi Jian besonders. Seine "Kulturlehre des Sozialismus" hat ihn sehr beeindruckt.

"Für mich wurde die Übersetzung seines Werks zu einem spirituellen Dialog. Ich freute mich, mit einem so sympathischen Menschen Meinungen auszutauschen. Als ich den Titel 'Kulturlehre des Sozialismus' las, wollte ich sofort mehr darüber erfahren. Es kann nicht angehen, dass jemand, der an den Sozialismus glaubt, sich mit dem Sozialismus nicht auskennt. Nachdem ich das Buch übersetzt habe, habe ich gedacht, dass Radbruch wirklich großartig war. Er hat sich schon vor vielen Jahren mit Fragen beschäftigt, die heute noch nicht verstanden werden. Deshalb war die Übersetzung dieses Buches wirklich etwas Wertvolles. Für das Buch schrieb ich ein Vorwort mit dem Titel 'Ich glaube, weil ich respektiere'. Radbruch sagte, er sei Glaubender ohne Glauben. Er hat geglaubt, dass die Menschen gut sind. Das ist sehr nah an der chinesischen Kultur. Sowohl die östliche als auch die westliche Kultur stellen den Menschen in den Vordergrund. Doch im Westen schafft man zwischen dem Menschen und der Natur einen Gegensatz, der Mensch wird sehr materialistisch beurteilt, es herrscht das Recht des Stärkeren."

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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