
F: Willkommen bei „Sie fragen, wir antworten". Heute möchten wir die Frage unseres Stammhörers Paul Gager aus Deutschkreutz in Österreich beantworten. Dabei geht es um die so genannten „Tarim-Mumien". In seiner E-Mail fragte uns Herrn Gager:
M: „Werte Redaktion! Angeblich soll es chinesische Mumien geben, die sogenannten `Tarim-Mumien` von Urumchi, die vor einigen Jahren im Westen Chinas entdeckt wurden. Wissen Sie mehr darüber?"
F: Ja, lieber Herr Gager und liebe Hörer - diese Frage beantworten wir sehr gern. Tatsächlich wurde im September 2007 berichtet, dass in einem abgelegenen Bergdorf im chinesischen Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang eine gut erhaltene Mumie gefunden worden war, und zwar von einem örtlichen Hirten.
M: Ja, und die dann hinzugezogenen Experten stellten schnell fest, dass es sich um die Mumie eines Mannes handelt. Er war ungefähr 40 Jahre alt und Chinese: Er war mit einem langen blauen chinesischen Rock bekleidet, sein schwarzes Haar war hinten zu einem Zopf geflochten. Die in eine Baumwollsteppdecke gehüllte Mumie hatte weiteren Untersuchungen und Analysen der Experten zufolge schon für einige Tausend Jahre verborgen in der Erde gelegen. Der sehr trockene Salz-Alkali-Boden hatten den Leichnam perfekt konserviert.
F: Ja, und ein Blick auf die Landkarte zeigt, dass das Uigurische Autonome Gebiet Xinjiang im Süden an das Autonome Gebiet Tibet und im Osten an das Autonome Gebiet Innere Mongolei grenzt. Dort in Xinjiang, genauer gesagt im Tarim-Becken, waren nach meinen Recherchen im Internet seit Anfang des 20. Jahrhunderts tatsächlich mehrfach Mumien entdeckt worden, allein in den vergangenen Jahrzehnten zum Beispiel mehr als 100. Wobei einige dieser Mumien mehr als 4000 Jahre alt sind. Und wegen ihres Fundortes werden sie als „Tarim-Becken-Mumien" bezeichnet.
M: Ja. Interessant ist auch, dass einige der Mumien kaukasische und europäische Züge aufweisen. Dabei handelt es sich bei den Toten meist um Angehörige des einfachen Volkes, und einige sind offenbar Opfer von Verbrechen geworden. Übrigens sind die Leichen nicht speziell mumifiziert oder konserviert worden, vielmehr hat dafür die lokale Bodenbeschaffenheit gesorgt: Denn die sehr trockene Salz-Alkali-Wüste vor Ort hat einen Verwesungsprozess der Leichen verhindert, sie sind stattdessen buchstäblich in der Wüstenluft ausgetrocknet und dadurch konserviert worden.
F: Ja, so ist es. Die Geschichte dieser Mumien ist den Archäologen allerdings immer noch nicht ganz klar. Aber sie vermuten, dass die Mumien etwas mit Europäern zu tun haben, die damals auf einem fast schon prähistorischen Handelsweg von Westen nach Osten oder umgekehrt unterwegs waren. Dieser Handelsweg sollte sogar noch älter sein als die „Seidenstraße".
M: Dafür spricht auch, dass schon im Jahr 1934 in Lop Nor im Osten des Tarim-Beckens eine mysteriöse Grabstätte entdeckt worden war. Dieser als „Grabstätte am kleinen Fluss" bezeichnete Ort liegt in einem trockenen Flussbett in der Nähe des Tarim-Beckens. In den letzten Jahren haben Archäologen diese Grabstätte mit moderner Technik nochmals untersucht.
F: Genau, und so vermuten die Wissenschaftler, dass diese Mumien sehr wahrscheinlich Nachkommen von Europäern und Sibiriern sind, die vor etwa 4000 Jahren ins Tarim-Becken kamen und dort lebten. In jedem Sarg gibt es viele Grabbeigaben, darunter geflochtene Strohkörbe und fein geschnitzte Masken. Außerdem ist aus den Grabbeigaben zu ersehen, dass diese Einwohner in großen Familien mit vielen Nachkommen lebten. Viele andere Fragen sind allerdings weiterhin offen – und so werden die Archäologen weiter forschen...
M: Ja. Soviel liebe Radiofreunde, zu den „Tarim-Mumien".



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