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Ist die dreidimensionale Stadt die Zukunft chinesischen Wohnens?
  2012-03-08 14:46:46  cri

"Wohnungen sind momentan viel zu teuer. Mit meinem monatlichen Einkommen von rund 7.000 Yuan RMB kann ich mir so etwas allein nicht leisten. Ich habe meine ganzen Ersparnisse und die meiner Verwandten in den Kauf einer Wohnung gesteckt.", so die 29-jährige Liu Chuanyu, Buchhalterin aus der ostchinesischen Stadt Hangzhou.

In beliebten Großstädten verdoppelten sich die Preise in den vergangenen Jahren. In Beijing, Shanghai und Hangzhou stiegen sie sogar um 70 Prozent. Der Kauf einer Wohnung ist für viele zur Belastung geworden: Während Durchschnittsverdiener in Deutschland etwa drei bis fünf Jahreseinkommen für den Kauf einer Immobilie aufwenden müssen, liegt der Wert in Beijing und Shanghai bei mehr als dem Zwanzigfachen. Trotzdem investieren die Chinesen weiter in Wohnungen. Aus ihrer Sicht ist dies das vernünftigste. Eine eigene Immobilie gilt als sichere Anlage. Eine der wichtigsten Fragen vieler Frauen an ihren potenziellen Bräutigam lautet daher: Hast du eine Wohnung und ein Auto? Im Internet ist ein Lied im umlauf. Im Refrain heißt es: „Kein Auto, keine Wohnung? Hey, vergiss es einfach!"

Aufgrund der hohen Wohnungspreise wohnen immer mehr Leute weit außerhalb des Zentrums. Sie fahren täglich aus den Vororten ins Stadtzentrum zur Arbeit und nach dem Feierabend wieder zurück. Das führt zu einem enormen Verkehrsaufkommen.

"Früher dauerte die Fahrt von meiner Wohnung zur Arbeit nur zehn Minuten. Jetzt brauche ich 40 Minuten. Von zu Hause bis Xuanwumen habe ich anfangs 21 Minuten benötigt, inzwischen dauert es eine knappe Stunde. Die Straßen in Beijing sind einfach nicht mehr richtig befahrbar." Herr Jiang aus Beijing ist ratlos über die zunehmend schlimmer werdende Verkehrssituation. Die Anzahl von Kraftfahrzeugen in Beijing wird im Jahr 2015 voraussichtlich sieben Millionen erreichen. Die durchschnittliche Verkehrsgeschwindigkeit in der Innenstadt beträgt dann etwa 15 Kilometer pro Stunde. Die Staus sind nicht nur eine Zeitverschwendung, sondern verursachen auch große wirtschaftliche Schäden. Laut jüngsten Forschungsergebnissen verlieren 15 chinesische Städte aufgrund von Verkehrsstaus fast eine Milliarde Yuan RMB täglich.

Derzeit leben 47 Prozent der Bevölkerung in den Städten. Im Jahr 2030, so schätzen chinesische Wissenschaftler, werden es 70 Prozent sein. Die Menschen werden also weiterhin Wohnungen in den Städten kaufen. Das wiederum wird zu einer noch schlimmeren Verkehrssituation und noch höheren Immobilienpreisen führen. Können wir nur hilflos die Verschlechterung der Situation abwarten?

Glauben Sie, dass 100.000 Menschen auf einem Quadratkilometer Erdboden leben können?

Die meisten Leute würden dies verneinen. Feng Lun, Leiter der börsennotierten Immobiliengesellschaft Vantone Group, ist hingegen davon überzeugt.

"Bis 2020 wird die städtische Bevölkerung in China explosionsartig wachsen. Angesichts dessen können und müssen die heutigen Städte analysiert und zukunftsgerechte Stadtkonzepte entwickelt werden. Energieeinsparungen und eine verbesserte Nutzung von Bodenflächen ist mehr als notwendig."

Dies äußerte Feng Lun bereits im Jahr 2009 auf der Internationalen Klimakonferenz in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen.

"Viele Menschen betrachten es als ein Hirngespinst, aber ich denke, das ist die Zukunft chinesischen Wohnens."

Feng Lun hat seit dem letzten Jahr mit dem Bau einer dreidimensionalen Stadt begonnen. "Great City" soll in Langfang, zwischen Beijing und Tianjin, entstehen. Das gesamte Investitionsvolumen beträgt mehr als 50 Milliarden Yuan RMB.

Die dreidimensionale Stadt wird im Gegensatz zu anderen Städten nicht in der Horizontal-Ebene, sondern vertikal konstruiert. 40.000 Wohneinheiten mit insgesamt sechs Millionen Quadratmetern Fläche werden auf einem Quadratkilometer Erdboden gebaut. Die durchschnittliche Höhe der Gebäude erreicht 400 Meter. Der Preis wird künftig bei weniger als 8.000 Yuan RMB pro Quadratmeter liegen.

„Great City" ist wie eine Märchenwelt. Auf der Oberfläche des kegelförmigen Gebäudes können Grünflächen und sogar Terrassen angelegt werden. Zwischen diesen Hochhäusern gehen die Leute zur Arbeit, zur Schule, Einkaufen oder aber auch zum Krankenhaus. Die Entfernung zwischen Wohn- und Arbeitsort beträgt nicht mehr als 1.000 Meter, ca. sechs Minuten zu Fuß, ohne Staus. „Great City" hat alle Funktionen einer Stadt, ist aber energiesparender, bequemer und effizienter."

Allerdings gib't einige Unsicherheiten bei diesem Vorhaben. Wird die dreidimensionale Stadt wirklich bewohnbar sein? Sind die Mega-Hochhäuser mit all den Aufzügen wirklich energiesparender? Die Diskussionen sind groß.

Ob der Traum von einer dreidimensionalen Stadt in Erfüllung geht, ist nicht vorhersagbar. Angesichts der immer schlechter werdenden Lage auf dem Wohnungsmarkt sind mutige, kreative Ideen jedoch dringend erforderlich.

Text von Wang Yaqi

Gesprochen von Li Zheng

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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