Wer nicht aus der Metallurgie kommt, hat vermutlich noch nie was von Zhuzhou gehört. Die zweitgrößte Stadt der Provinz Hunan ist ein Zentrum der Schwerindustrie. Sie galt als eine der am schwersten verschmutzten Städte Chinas. Doch das beginnt sich seit einiger Zeit zu ändern. Die Stadt und die Unternehmen investieren eine Menge Geld, um die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern.
„Als ich bei Zhuye angefangen habe, war die Umwelt hier sehr verschmutzt. Bei Zhuye werden Buntmetalle geschmolzen, es ist ein Problem der Branche. Weil die Abgase nicht gefiltert wurden, gab es hier fast keine Pflanzen."
Zhou Wanghua ist ein Mitarbeiter des Metallunternehmens Zhuye. Seit 1992 arbeitet er schon in Zhuzhou in der zentralchinesischen Provinz Hunan. Heute erstreckt sich vor den Fenstern seines Büros ein grüner Garten. Aber vor 20 Jahren konnte sich Zhou nicht vorstellen, dass seine stark verschmutzte Fabrik mal anders aussehen könnte."
Zhuye wurde 1956 gegründet und ist heute der größte Produzent und Exporteur von Blei und Zink landesweit. Seine Aktien werden auf der Börse in Shanghai gehandelt. Aber die Kosten für den wirtschaftlichen Erfolg waren hoch: In der Umgebung wuchsen keine Pflanzen, die Luft stank und niemand in der Nähe wagte es, seine Fenster zu öffnen. Die Stadt Zhuzhou war eine der am schwersten verschmutzten Städte der Welt.
Nach der Gründung der Volksrepublik wurde die Schwerindustrie in Zhuzhou aufgebaut. Die Fabriken hier haben mehr als 100 nationale Rekorde aufgestellt: Der erste Flugmotor, die erste Luft-Luft-Rakete und die erste E-Lok Chinas kommen alle aus Zhuzhou. Damals war das Umweltbewusstsein noch sehr schwach ausgeprägt und von Nachhaltigkeit hat noch niemand etwas gehört. Die vielen Chemiefabriken haben die Umwelt in Zhuzhou schwer belastet.
In 2008 hat sich die Stadtverwaltung der katastrophalen Lage der Umwelt angenommen. Die Arbeit trug schon bald Früchte. Der Mitglied der Politischen Konsultativkonferenz der Stadt, Tang Xianlue, berichtet von den positiven Veränderungen:
„Zhuzhou hat zwischen Wirtschaftswachstum und Umwelt eine richtige Entscheidung getroffen. Mit großer Entschlossenheit ließ die Stadtverwaltung eine Menge Schornsteine abreißen und viele Betriebe dichtmachen, die die Umwelt schwer belastet haben. Um das Gleichgewicht zu wahren, schenkt die Regierung den Unternehmen und ihrer langfristigen Entwicklung mehr Aufmerksamkeit. Ziel ist es, Zhuzhou in eine Industriestadt zu verwandeln, in der es sich angenehm wohnen lässt."
Heute sind 35 Schornsteine aus dem Stadtbild verschwunden. In der Stadt wurden mehr Bäume gepflanzt und die Fläche der Grünanlagen hat um 33 Hektar zugenommen. Es wurden mehr Fahrradspuren geschaffen und ein Verleihsystem für Fahrräder eingerichtet. Den Bewohnern der Stadt stehen 10.000 Leihräder zur Verfügung.
Noch wichtiger ist die technische Nachrüstung für Betriebe, die viel Energie verbrauchen und die Umwelt schwer belasten. Tang Yunxue ist der Umweltbeauftragte des Metallunternehmens Zhuye. Er berichtet davon, welche Verbesserungen innerhalb seiner Firma erreicht wurden:
„Wir haben 105 Millionen Yuan in die Anlagen zur Abwasseraufbereitung investiert. Die Menge des Abwassers wurde von sechs Millionen Tonnen auf 700.000 Tonnen pro Jahr reduziert. Dank unseres neuen Systems für die Aufbereitung von Schlacke haben wir über eine Million Tonnen Schlacke wiederverwertet, die sich im Verlauf der Zeit bei uns angesammelt hat."
Investitionen in saubere Produktion und technische Innovation haben auch die Verunreinigung durch Abgase deutlich verringern können. Tang berichtet von 40 Millionen Yuan, die sein Unternehmen in diesem Bereich investiert hat. Heute stoßen die Schornsteine von Zhuye 12.000 Tonnen Schwefeldioxid weniger in die Atmosphäre. Die Bürger von Zhuzhou können nun etwas leichter atmen.