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„Der bedeutendste Markt" – Chinas-WTO-Beitritt aus Sicht von Jan Nöther
  2011-11-25 11:00:00  cri
   

15 Jahre musste sich China gedulden. Am 11. Dezember 2001 schließlich wurden Chinas Bemühen mit der Aufnahme in die Welthandelsorganisation (WTO) belohnt. Chinas Anstrengungen in den letzten zehn Jahren wurden nicht nur von der internationalen Staatengemeinschaft gelobt, sondern auch von den ausländischen Unternehmen und Institutionen, die im Land tätig sind. Wir haben uns mit Jan Nöther von der Deutschen Handelskammer in Shanghai über die Bedeutung und Folgen von Chinas WTO-Beitritt für Firmen aus Deutschland unterhalten.

Jan Nöther ist der Chef-Beauftragte der Deutschen Handelskammer in Shanghai. Er geht davon aus, dass der WTO-Beitritt erst der Anfang von Chinas Aufstieg zu einer der führenden Wirtschaftsmächte war:

„China ist ein zentraler Baustein der Weltwirtschaft. Wenn wir den Handel sehen, der von China ausgeht, das sind bereits vierzehn Prozent des Welthandels. Damit ist China einer der dominierenden Player im globalen Markt. Wir können davon ausgehen, dass China ja in den kommenden Jahren auch die USA in Sachen Größe des – zunächst Handels – dann aber auch Größe der gesamten Volkswirtschaft überholen wird und damit zur Nummer Eins aufsteigen wird. Die Frage ist nicht, ob das der Fall ist, sondern die Frage ist lediglich, wann dies der Fall ist."

Die Deutsche Handelskammer ist die Repräsentantin der deutschen Unternehmen in China. Mit ihren vier Niederlassungen in Beijing, Shanghai, Hongkong und Taipeh unterstützt sie über 2.500 deutsche Unternehmen bei ihrer Tätigkeit in China. Das Büro der Deutschen Handelskammer in Shanghai wurde 1994 gegründet. Laut Nöther war der Einstieg in den chinesischen Markt für ausländische Firmen damals noch mit viel mehr Hürden verbunden als heute:

„In den Anfängen war das deutlich zeitintensiver, deutlich umfangreicher von den technischen Anforderungen, beispielsweise einer Beantragung einer Lizenz, einer Beantragung eines Bauvorhabens. Auch die Diskussionen mit einem Geschäftspartner deutlich zeitintensiver als das heute der Fall ist. Heute sind sehr viele Dinge standardisiert und das geht alles sehr schnell – sehr zur Freude natürlich auch der deutschen Unternehmen."

Zu Beginn der 1990er Jahre gab es in China erst sehr wenige deutsche Unternehmen. Mit Chinas Beitritt in die WTO sollte sich das drastisch ändern. Heutzutage sind namhafte deutsche Unternehmen wie Audi, Mercedes Benz, Volkswagen oder auch die Bayer AG in China allgemein bekannt. Seit der Eröffnung ihrer ersten Niederlassung in Shanghai im Jahr 1994 hat die Deutsche Handelskammer schon rund 400 Unternehmen beim Markteinstieg in China geholfen. In Bezug auf die Zukunft gibt sich Jan Nöther optimistisch – auch wenn noch längst nicht alles so ist, wie es eigentlich sein sollte:

„Beispielsweise wenn es um Standortfaktoren geht. Marktzugang, ja. Haben deutsche Unternehmen einen ähnlichen Marktzugang wie beispielsweise chinesische Unternehmen, wenn es um öffentliche Ausschreibungen geht. Und da muss man sagen, da kommen die deutschen Unternehmen schon und sagen, naja wir fühlen uns hie und da benachteiligt. Aber sie sehen auch das Bemühen der chinesischen Regierung, diese Missstände abzuschaffen, sozusagen ein Level-Playing-Field für alle zu schaffen. Also insofern, es ist noch nicht alles so, dass die deutschen Unternehmen sagen, das ist ganz toll. Aber es gibt viele viele Anzeichen und das Bemühen der Regierung, diese Themen zu bearbeiten, ist sichtbar. Deswegen ist die Kritik relativ gering."

In den zehn Jahren seit dem WTO-Beitritt hat sich die chinesische Wirtschaft sehr rapide entwickelt. Auch Chinas Außenhandelsvolumen hat seither jedes Jahr markant zugenommen. Die Öffnung des chinesischen Markts mit seinem riesigen Potenzial hat viel ausländisches Kapital angezogen. Deutschland bildet hierbei keine Ausnahme. Ganz im Gegenteil:

„Der chinesische Markt ist der mit bedeutendste Markt für deutsche Firmen, wenn nicht sogar der bedeutendste Markt für deutsche Unternehmen. Im kommenden Jahr wird der Handel zwischen chinesischen und deutschen Unternehmen größer sein als der Handel zwischen deutschen und europäischen Unternehmen. Das heißt, China ist die Nummer Eins als Handelspartner zu Deutschland ab 2012. Dann wird China das bedeutendste Investitionsland sein von deutschen Unternehmen im kommenden Jahr. Insofern China spielt eine zentrale Rolle in den Überlegungen der deutschen Unternehmen. Es gibt kaum ein deutsches Unternehmen, das sich nicht mit dem Markt in China befasst und das nicht bereits Geschäfte mit chinesischen Partnern getätigt hat."

Chinas Wirtschaft ist jedoch bei weitem nicht nur für Firmen aus Deutschland von größter Bedeutung. Die jüngste Weltwirtschaftskrise hat gezeigt, wie wichtig die chinesische Wirtschaft für das globale Wachstum ist. Daran wird sich laut Jan Nöther in der näheren Zukunft auch nichts ändern:

„Also insofern spielt China in der Zukunft eine zentrale Rolle. Und China hat das auch schon während der Finanzkrise und der daraus resultierenden Konjunkturdelle hat es da schon sehr tatkräftig unter Beweis gestellt. China hat mit einem Konjunkturprogramm die heimische Wirtschaft gestützt und hat somit den Wegfall von Aufträgen aus Europa und aus den USA kompensiert. Hervorragend wie das seinerzeit gelaufen ist. Das bedeutet, wenn Chinas Wirtschaft eine negative Tendenz aufzeigen würde, dann hätten wir in Europa und in Amerika große Probleme. Insofern hat China die Rolle, die man China zuteilt, hervorragend ausgefüllt während der Zeit 2007 bis 2009. Die Zukunft wird China in eine weitere dominante Rolle bringen und da müssen wir dann sehen, wie geht China mit den Anforderungen als größte Volkswirtschaft, als bald größte Volkswirtschaft, wie geht China mit dieser Verantwortung um? Und dass die Verantwortungen, die auf die Schultern von China kommen, dass diese Verantwortungen größer werden. Und China geht mit dieser Rolle sehr sehr gut um. Find ich wirklich beachtenswert, find ich lobenswert."

Interview: Lü Xiqian

Übersetzt von Liu Xinyue

Gesprochen von Xiao Lan

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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