1966 kaufte ich mir mit 18 Jahren ein transportables Kofferradio mit Lang-, Mittel- und Kurzwelle. Nachdem ich neugierig daran herumschaltete, was ich alles für Sender bekomme, entdeckte ich eines abends das deutschsprachige Programm von Radio Peking, wie sich Ihr Sender damals noch nannte. Schon als ich die Erkennungsmelodie hörte, wußte ich, daß es sich um einen chinesischen Sender handelt, denn das Lied "Osten erglüht, China ist jung" haben wir in den 50er Jahren noch in der Schule gelernt. In den 60er Jahren haben wir in der DDR nicht mehr viel über die VR China erfahren. Insofern war es für mich interessant, Neues über ein Land zu erfahren, über das ich kaum noch etwas fehört habe. Neben den vielen wissenswerten Wortbeiträgen gefiel mir damals wie heute die chinesische Musik, da solche Klänge in der Weltmusik einmalig sind und ich dafür auch sehr empfänglich bin. Oft kamen Lieder, deren Text Aussprüche von Mao Tse - tung beinhalteten. Einige dieser Melodien habe ich noch heute im Ohr. Ab 1967 habe ich einige Hörerbriefe an Radio Peking geschickt und habe mich gewundert, daß ich nie Antwort bekam. Heute weiß ich auch warum. Ich bin der Überzeugung, daß kein einziger Brief von mir bei Ihnen angekommen ist, sondern von den Sicherheitsorganen der DDR zurückgehalten wurde. Ich habe vielen Bekannten und Freunden von Radio Peking erzählt und ihnen bei Bedarf die Zeiten und Frequenzen genannt. Auch an Bushaltestellen habe ich die deutschsprachigen Programme Ihres Senders gehört, sodaß ich auch auf diese Weise Interessenten gefunden habe.
Mein Wunsch war es immer, daß sich die freundschaftlichen Beziehungen zwischen unseren beiden sozialistischen Staaten wieder so entwickeln, wie es in den 50er Jahren der Fall war und wir nur Gutes über Ihr Land erfuhren. Ein Film der DDR hat mich besonders stark beeindruckt, als eine Delegation von Thälmannpionieren der DDR zu einem Freundschaftsbesuch in der VR China weilte und dort von Vertretern der chinesischen Pionierorganisation herzlich empfangen wurden.
Mein Wunsch nach erneuten freundschaftlichen Beziehungen unserer beiden Staaten erfüllte sich, als 1984 eine Regierungsdelegation der DDR unter Leitung von Erich Honecker zu einem Freundschaftsbesuch in Ihrem Land weilte. Auch zu der Zeit habe ich Ihre Sendungen intensiv verfolgt und mich über die deutlich wohlwollendere Haltung Ihres Senders zur DDR sehr gefreut. Anfang der 90er Jahre habe ich dann erneut an das deutschsprachige Programm von CRI geschrieben und habe dann auch Antwort bekommen. Seitdem bin ich mit Ihnen im Kontakt, wenn es mir zeitlich auch nicht immer gelungen ist, mich an allem zu beteiligen. Ursprünglich wollte ich mal chinesisch lernen, bin aber aufgrund der Schriftzeichen davon abgekommen. Wenn man als Europäer diese Schriftzeichen richtig hinbekommen will, müßte man schon Kunstmaler sein.
Wenn ich Ihren Sender höre, möchte ich auch chinesische Musik hören, denn wo hört man sie sonst, wenn nicht bei Ihnen? Sie fasziniert mich immer wieder. Daß ich CRI höre, hat noch einen anderen wichtigen Grund: Ich möchte aus erster Hand wissen, was in der VR China vor sich geht. Die "Informationen" aus den kapitalistischen Medien des Westens sind für mich keine verläßliche und glaubhafte Quelle. Für mich ist die VR China der Hoffnungsträger der Zukunft, wenn es gelingt, konsequent eine sozialistische Ordnung voranzubringen und auf die privatkapitalistische Ausbeutergesellschaft zu verzichten. Die jüngste Entwicklung in Ihrem Land bereitet mir diesbezüglich doch einige Sorgen. Der Sozialismus ist die klar bessere Ordnung und Ihre Landsleute sollten alles tun, um diesem menschlicheren System zum Triumpf zu verhelfen. Außerdem ist es wichtig, daß es eine ernstzunehmende Macht gibt, die sich dem aggressiven NATO - Block unter Führung der USA wirksam entgegenstellt. Insofern werden viele Menschen der Welt ihre Hoffnung auf die VR China setzen, damit es weltweit doch wieder größere Chancen für eine humanistische sozialistische Ordnung geben kann.
Jürgen Förster
Dresden, Deutschland