Dalian verdankt seinen Erfolg vor allem der geografischen Lage. Der einzige eisfreie Hafen der Region hat viele Besatzer in die Stadt gezogen: 1895 kamen die Japaner zum ersten Mal, wenige Jahre später die Russen, 1905 hielten die Japaner wieder das Zepter in der Hand, um es dann nach dem Zweiten Weltkrieg erneut an die Sowjetunion abzugeben.
Die Japaner waren es auch, die den Aufbau von Hafenanlagen, Straßennetz und Kreisverkehren vollendeten. Als der große politische Bruder, die Sowjetunion, abzog, wuchs Dalian weiter. Heute ist die Hafenmetropole Hauptumschlagplatz für die natürlichen und mineralischen Ressourcen des Nordostens und ein bedeutender Produktionsstandort.
Der enorme Aufschwung zieht Veränderungen im Stadtbild nach: Aus Alt mach Neu. Dalians alter Hafen konnte mit den Anforderungen der heutigen Zeit nicht mehr mithalten, er war nicht mehr zeitgemäß und wurde etwas weiter in den Norden verlegt.
Im alten, östlichen Teil Donggang muss nun zuerst mit den Hinterlassenschaften längst ausgedienter Verfahrensweisen aufgeräumt werden. Etwa drei Quadratkilometer Land wurden dazu dem Ozean abgerungen. Die Maßnahme dient mehr der Schadensbegrenzung als der Landgewinnung, denn ungeklärte Abwässer und Müll hatten die Küstenlandschaft mehr als unansehnlich gemacht.
Das Abwasser wird mittlerweile in unterirdischen Rohren in eine neue Abwasseraufbereitungsanlage geleitet. Und auf dem neuen Land soll ein Touristenpark mit Grün- und Vergnügungsanlagen entstehen. Umgeben wird das Ganze von einem neuen Geschäftszentrum mit Fokus auf High-End-Dienstleistungsunternehmen. Außerdem ist ein neues Messezentrum in der Entstehung. Dort sollen später einmal die Davos-Wirtschaftskapitäne tagen.
Momentan ist davon aber noch nicht viel zu sehen. In Donggang braucht man Phantasie, denn das größte Umbauprojekt in der Geschichte der Stadt befindet sich erst in der Anfangsphase. Drei Jahre wird es wohl noch dauern, bis die ersten Besucher auf der neuen Küstenpromenade flanieren. In zehn Jahren rechnen die Verantwortlichen dann auch mit einer Auslastung der Büroräume.
Bis dahin muss noch viel Erde bewegt werden. Man kann den Planern, Investoren und Bauherren nur viel Glück wünschen für ein Gelingen dieses ehrgeizigen Projekts.
Marie Bollrich
15092011