Das Raketenstartzentrum Jiuquan in der Provinz Gansu ist der älteste und größte Weltraumbahnhof der Volksrepublik China. Es bietet somit einen guten Einblick in die Geschichte der Entwicklung der Raumfahrt in China – und auf dessen Zukunft.

China verfügt neben einer eindrucksvollen Raketentechnik auch über eine moderne Infrastruktur, etwa was Weltraumstarts anbelangt. Besondere Bedeutung gebührt dabei dem Raketenstartzentrum nahe Jiuquan, offiziell bezeichnet als Jiuquan Satellite Launch Centre (JSLC). Das Raumfahrtzentrum – auch „Dong Feng", „Ostwind" genannt - ist der älteste und größte Weltraumbahnhof der Volksrepublik China. Benannt wurde die Anlage nach der nächstgrößeren Stadt Jiuquan, welche etwa 1.600 Kilometer westlich von Peking in der Provinz Gansu liegt.

Das Startzentrum umfasst 2.800 Quadratkilometer und beherbergt etwa 35.000 Menschen. Die meisten von ihnen sind Wissenschaftler oder Soldaten, die mit ihren Verwandten auf der Basis leben. Das Raumfahrtzentrum ist mit Krankenhäusern, Banken, Postämtern, Museen oder auch Restaurants ausgestattet.

Baubeginn des ersten der insgesamt drei Weltraumbahnhöfe der VR China war 1958, und die Errichtung der Anlagen und der technischen Ausstattung wurde damals noch von der früheren Sowjetunion unterstützt. 1970 wurde schließlich von dort der erste Satellit mit der Bezeichnung „Dong Fang Hong" – „Der rote Osten" ins All gebracht. Fünf Jahre später wurde Technologie eingesetzt, mit der man auch Objekte wieder vom All zurück zur Erde bringen konnte, und 1981 wurden erstmals drei Satelliten von einer Trägerrakete von Jiuquan aus ins All gebracht. 2003 schließlich startete von dort der erste bemannte Raumflug des Landes. Bislang wurden von dem Raumfahrtzentrum Jiuquan aus 49 Satelliten und sieben Raumfähren ins All gebracht, sechs Astronauten hatten zudem bisher die Ehre, von dort aus in den Weltraum aufzubrechen.

Als jedoch 1979 eine US-Delegation der NASA das Zentrum besuchte, waren die Spezialisten der US-Weltraumbehörde nicht ganz so begeistert, etwa von der Einfachheit der genutzten Technik. Allerdings wurden die US-Wissenschaftler nur in eine Montagehalle geführt, die mit einfachsten Gerätschaften ähnlich den sowjetischen Systemen zu Beginn der 1950er ausgestattet war, der Steinzeit der Astronautik also.

1992 gab es dann große Änderungen, denn damals wurde ein neuer Entwicklungsplan für die Durchführung von Weltraumstarts angestrebt. Es hieß, es sei erforderlich, eine eigene Raumfahrttechnik in China zu entwickeln. Im selben Jahr noch hat der damalige Staatspräsident Jiang Zemin dem Raumfahrtzentrum den Namen „Dong Feng" – „Ostwind" verliehen. Seit 1992 wird die Raumfahrtbasis nun ständig umgebaut und erweitert, um die mit dem Raumfahrtprogramm Shenzhou verbundenen Ansprüche erfüllen zu können. Nach zehnjährigen Bemühungen war es nämlich chinesischen Wissenschaftlern und Spezialisten gelungen, die Trägerrakete vom Typ „Shenzhou 5" zu entwickeln. Der erste chinesische Astronaut, Yang Liwei, wurde 2003 damit von Jiuquan aus ins All gebracht. Dies bedeutete gleichzeitig einen enormen Durchbruch in der Entwicklung der Raumfahrt: China wurde damit nach den USA und Russland das dritte Land der Welt, welches einen bemannten Raumflug verwirklichen konnte. Seitdem wird China als eine Autorität in der Raumfahrtindustrie angesehen.

Die chinesischen Wissenschaftler geben sich aber nicht mit dem erreichten Status zufrieden. Mit der Entwicklung der Raumfahrtindustrie wird das Raumfahrtzentrum Jiuquan weiter mit modernen Anlagen und aktuellen Techniken ausgestattet, bedient von vorzüglich ausgebildeten Wissenschaftlern. Die Zukunft der Weltraumfahrt in China scheint also glänzend.

Übersetzt von Zhang Yiming 

Gesprochen von Xu Wei