In wenigen Tagen wird die „Tiangong I", Chinas erste Weltraumstation, ins All gebracht. Noch vor Ende 2011 soll das Raumschiff „Shenzhou VIII" folgen. Danach sollen die beiden Flugkörper aneinander andocken. Diese Andockmission gilt als wichtigster Schritt in der zweiten Phase von Chinas bemanntem Raumfahrtprogramm. Obwohl die technischen Anforderungen an diese Weltraummission ausgesprochen hoch sind, sind die beteiligten Forscher im Durchschnitt lediglich 31 Jahre alt. Liwen schaut für Sie hinter die Kulissen von Chinas neuester Weltraummission.
Wörtlich übersetzt bedeutet „Tiangong I" „Himmlischer Palast Nummer Eins". Die „Tiangong I" ist die erste Weltraumstation Chinas. Sie soll im Rahmen des Shenzhou-Programms als Labor und als Testobjekt für Andockmanöver genutzt werden. Zudem soll sie Astronauten Langzeitaufenthalte im All ermöglichen. He Yu ist der stellvertretende Chefingenieur der „Tiangong I". Seinen persönlichen „Schatz" stellt uns der 40-Jährige gleich selber vor:
„Das ist die Laborkapsel der „Tiangong I". Nach dem Andocken ihres Raumschiffs können die Taikonauten in dieser Kapsel arbeiten, übernachten, ihre Fitness trainieren und Experimente durchführen."
Chinas bemanntes Raumfahrtprogramm hat in den letzten Jahren eine sprunghafte Entwicklung erlebt. Nach 14 Erdumrundungen landete die von China in Eigenregie entwickelte Raumkapsel „Shenzhou V" am 16. Oktober 2003 mit einem Taikonauten an Bord planmäßig wieder in der Inneren Mongolei. Chinas zweiter bemannter Weltraumflug erfolgte genau zwei Jahre später. Dieses Mal wurden zwei Taikonauten in den Orbit befördert, wo sie sich 115 Stunden und 32 Minuten aufhielten. Ein Meilenstein war der Flug der „Shenzhou VII" im September 2008. Erstmals in der Geschichte der chinesischen Raumfahrt verließ ein Taikonaut für einen Außenbordeinsatz die Raumkapsel.
Mit den bevorstehenden beiden Missionen der „Tiangong I" und der „Shenzhou VIII" will China einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung Mond machen. Erstmals steht ein Ankopplungsversuch im Weltall auf dem Programm. Falls die „Shenzhou VIII" erfolgreich an die „Tiangong I" andockt, sollen die Eigenschaften dieses Flugkörpers eingehend untersucht und ferngesteuerte Manöver mit ihm durchgeführt werden. Wenn alle Tests positiv verlaufen, will China eine größere Weltraumstation bauen und permanent betreiben. Für He Yu, den stellvertretenden Chefingenieur der „Tiangong I", und sein Team absolutes Neuland:
„Wir können in diesem Bereich auf keinerlei Erfahrungen zurückgreifen. Uns bleibt nichts anderes übrig, als uns langfristig Mühe zu geben und uns unermüdlich voranzutasten."
Wang Xiang, der stellvertretende Chefingenieur des Raumschiffs „Shenzhou VIII", ist noch jünger als He Yu. Nachdem er im Jahr 2003 im Alter von 30 seine Postdoktorand-Arbeit abgeschlossen hatte, musste er sich entscheiden, ob er in Deutschland bleiben oder nach China zurückkehren will. Nach reiflicher Überlegung schloss er sich dem Shenzhou-Forschungsteam an. Inzwischen befindet sich die „Shenzhou VIII" in ihrer letzten Testphase. Der Druck, der auf dem mittlerweile 38-jährigen Wang Xiang und seinem noch jungen Team lastet, ist gewaltig:
„Bei den Tests geben wir unser Bestes, damit auch ja nichts schief geht. Falls es doch zu Problemen kommt, sind wir einfach nur froh, dass wir uns auf der Erde und nicht im Weltall befinden."
Wang Xiang hat in den letzten acht Jahren praktisch nur für die Shenzhou-Mission gelebt. Wochenendarbeit und tägliche Überstunden gehören für ihn zum Alltag:
„Da ich diesen Job tun will, muss ich auf viele andere Dinge verzichten. Hinter mir steht ein großes Team, das man nicht sieht. Nur wenn jedes einzelne Teammitglied seine Arbeit gut macht, läuft die gesamte Maschine reibungslos."
Die Ankopplung der „Shenzhou VIII" an die Raumstation „Tiangong I" ist die größte Schwierigkeit der gesamten Andockmission. Das Team, das für die Ausarbeitung des technischen Konzepts für diese anspruchsvolle Mission verantwortlich war, ist durchschnittlich lediglich 28 Jahre alt. Chinas bemanntes Raumfahrtprogramm ist noch immer weit von seinem Endziel entfernt. Seine jungen und äußerst talentierten Forschungskräfte lassen aber bereits jetzt darauf hoffen, dass die chinesische Flagge in nicht allzu ferner Zukunft auf dem Mond wehen wird.
Übersetzt und gesprochen von Zhu Liwen