Deutschland ist an der diesjährigen Universiade in Shenzhen mit 120 Athleten und knapp 70 Offiziellen vertreten. Einer von ihnen ist der Taekwondoka Robert Vossen. Der Kölner BWL-Student von der Ruhr-Universität Bochum nimmt schon zum dritten Mal an den Weltspielen der Studierenden teil. Wegen seiner großen Erfahrung und seiner hervorragenden Leistung an der vergangenen Universiade in Belgrad im Jahr 2009 durfte Vossen die deutsche Delegation in Shenzhen als Fahnenträger anführen. Das absolute Highlight in der Karriere des noch jungen Kölner Kampfsportlers:
„Es ist schon beeindruckend, generell mit der deutschen Mannschaft einzulaufen. Und ein Teil des Ganzen zu sein, ist schon beeindruckend. Ich war schon bei zwei Universiaden vorher. Aber dann die Ehre zu haben, als Erster mit der Fahne einzulaufen ist schon was Besonderes. Es scheint so der vorläufige Höhepunkt meiner sportlichen Karriere."
Trotz seines jungen Alters ist Vossen mit der Atmosphäre an internationalen Großanlässen bestens vertraut. Sowohl an der Studierenden-Weltmeisterschaft im Jahr 2008 als auch an der vergangenen Universiade ein Jahr später holte der BWL-Student Bronze. Ein Jahr vor Olympia ist die Konkurrenz an der Universiade erfahrungsgemäß noch ein wenig größer. Das weiß auch Vossen. Nichtsdestotrotz will er wie in Belgrad vor zwei Jahren auch in Shenzhen aufs Podest:
„Ja, eine Medaille ist schon so das Ziel. Und mehr als Bronze wäre natürlich auch ganz nett."
Wie in vielen westlichen Ländern ist die Kampfsportart Taekwondo auch in China nicht sonderlich bekannt. Vossen selbst ist eher zufällig beim Taekwondo gelandet. Aus Zufall entwickelte sich rasch eine Leidenschaft, die ihn nicht mehr loslassen sollte:
„Ich mache seit zehn Jahren Taekwondo. Ich bin da über eine andere kleinere Kampfsportart angekommen. Dann hat der Verein aber zugemacht, und dann bin ich quasi in den nächsten Verein. Hab dann Taekwondo gemacht. Und es hat mir soviel Spass gemacht – ich hatte nie die Ambition Leistungssportler zu werden – Taekwondo hat mir soviel Spaß gemacht, sodass ich von heute auf morgen viermal die Woche trainiert habe – allein auch weil es Spaß gemacht hat. Wenn man halt viel trainiert, dann wird man besser. Und dann hat man auch das ein oder andere Ziel. Und dann kommt man in die Landesauswahl. Und dann die erste deutsche Medaille. So ging es einfach nach oben."
Damit es mit ihm sportlich weiter nach oben geht, nimmt der junge Kölner viel in Kauf. Seine universitäre Ausbildung mit dem Spitzensport unter einen Hut zu bringen, ist alles andere als eine leichte Aufgabe. Vossen versucht beide Bereiche so gut wie möglich zu verbinden:
„Auf der einen Seite ist es nicht ganz leicht, beides zu kombinieren. Man hat Klausuren, wo man natürlich auch entsprechend abschneiden will und muss. Man hat das Training, man hat Wettkämpfe. Man ist mal längere Zeit im Ausland. Das ist in der Tat nicht ganz leicht. Aber zum einen gibt es nicht nur in Form vom ADH – also der deutschen Delegation –, sondern auch vom Trainer und dem Verein gibt es Unterstützung. Eher mental sozusagen, die einem helfen, die Herausforderung zu meistern. Auf der anderen Seite ist es auch eine willkommene Abwechslung. Wenn man aus dem Hörsaal kommt und dann ins Training geht, dann lässt man den Hörsaal mal außen vor. Und wenn ein Wettkampf mal nicht so gut gelaufen ist – oder auch wenn er besonders gut gelaufen ist – wenn man euphorisch ist, und kurz davor ist abzuheben, dann ist man im Hörsaal wieder einer von 5.000 oder 500! Also, das gleicht sich schon gut aus."
Die Taekwondo-Wettkämpfe beginnen erst am Donnerstag. Genug Zeit für Vossen und seine Teamkollegen neben dem Training auch die Stadt Shenzhen ein wenig zu besichtigen. Am meisten beeindruckt hat ihn bisher aber nicht etwa die Verwandlung Shenzhens von einem Fischerdorf in eine Millionenmetropole, sondern die spezielle Atmosphäre in der Mensa im Universiade-Dorf, wo sich die Sportler aus aller Welt verpflegen:
„Ich finde es am schönsten in der Mensa, wenn man in der Schlange steht, vor einem steht Ghana und hinter einem stehen Japan und Frankreich – dieses internationale Gefühl! Klar sind alle fokussiert auf ihren Wettkampf, und sind so in ihrer eigenen Welt und müssen sich damit arrangieren. Aber hin und wieder finden eben doch Begegnungen zwischen Kulturen statt. Und man sitzt am Tisch mit Indonesiern und Australiern und ich weiß es nicht. Und das ist ein sehr schöner Teil der Universiade."
Bleibt zu hoffen, dass die eigenen Wettkämpfe dem sympathischen Sportler aus Köln nicht den Appetit verderben.
Text von Xi Jing
Gesprochen von Zhu Liwen