Schon vor Beginn der Universiade galt Simone Ruffini als Favorit. Dennoch hat diese erste Goldmedaille der studentischen Spiele eine besondere Bedeutung: Denn mit seiner großartigen Leistung, seiner Technik und dem bedachten Einsatz seiner Kräfte hat der 21-Jährige erneut bewiesen, dass die Italiener im Freiwasserschwimmen mit deutlichem Abstand dominieren. Kaum am Ziel angekommen, wurde der Sieger daher von seinem Teamkameraden per Handschlag begrüßt und umarmt.
Ruffini hatte bereits während der Schwimmweltmeisterschaft im Juli und bei den Europäischen Meisterschaften im letzten Jahr gut abgeschnitten. Neben dem Schwimmsport widmet er sich vor allem dem Studium der Chemie an der Universität Urbino. Sport und Studium unter einen Hut zu bringen, ist für Ruffini keine leichte Aufgabe. Er hat bisher zwar alle Prüfungen bestehen können, doch seine akademischen Leistungen zeichnen ihn nicht als hervorragenden Studenten aus. Dies ist bei dem enormen Trainingsaufwand auch keinesfalls verwunderlich. Für ihn besteht jeder Tag aus zwei gleichen Teilen: Der Vormittag ist dem Studium vorbehalten, am Nachmittag hingegen widmet er sich dem Schwimmtraining.
„Ich verbringe täglich vier Stunden im Schwimmbad. Danach folgt ein einstündiges Ausdauertraining. Für mein Studium bleibt mir daher nicht sehr viel Zeit."
Dennoch liebt Ruffini sein Studium und seine Universität, er genießt die Zeit, die er mit gleichaltrigen Kommilitonen verbringen kann. Bei seiner Studienstadt Urbino handelt es sich um eine Bergstadt im Zentrum Italiens, in deren Mitte sich eine alte Burg erhebt.
Schließlich, zur Abenddämmerung, beginnt auch für den doppelt belasteten Ruffini die Zeit der Entspannung. Häufig trifft man sich zu einem Kaffee oder für einen Kinobesuch. Der berühmteste Sohn Urbinos ist übrigens der Motorradrennfahrer Valentino Rossi. In den Augen vieler junger Männer, auch für Simone Ruffini, ist er ein Idol:
„Rossi ist ein Sohn dieser Stadt. Fast jeder Anwohner ist begeisterter Motorradfan, Rossi ist unglaublich populär."
Doch aus Angst vor Verletzungen und den möglichen Auswirkungen auf seine Schwimmkarriere musste Ruffini auf dieses Hobby verzichten.
Freiwasserschwimmen wird auch als Marathon auf dem Wasser bezeichnet. Die Teilnehmer müssen nicht nur über einen starken Körper, sondern auch einen eisernen Willen verfügen. Nach Ansicht Ruffinis hat ihm der Sport dabei geholfen, eine größere Ausdauer und eine straffere Disziplin zu entwickeln als viele seiner Altersgenossen. Für ihn sei es nicht leicht gewesen, das Motorradfahren aufzugeben. Doch für seinen größeren Traum, das Schwimmen, habe es sich doch gelohnt, auf sein Hobby zu verzichten. Der nächst größte Traum ist nun die Olympiade 2012 in London. Allerdings hegt Ruffini einige Bedenken: Nicht um die Leistungskraft seines Körpers, sondern vielmehr um die Temperatur des Wassers. Denn die wird wohl erheblich niedriger ausfallen, als dies in Shenzhen der Fall ist.
Übersetzt von Lu Ming
Gesprochen von Li Yanping