Wir über uns Kontakt Jobs Fragen? Archiv
„Die Geschichte der chinesischen Flöte"
  2011-07-08 15:22:36  cri
Seite Drucken    

     

Sie hörten die Melodie eines in Nordchina sehr populären Volksliedes namens „Xiao Bai Cai". Gespielt wurde sie auf einer mehr als 8000 Jahre alten Flötenform. Während der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts entdeckten chinesische Archäologen unweit des Ortes Jiahu in der zentralchinesischen Provinz Henan Ruinen aus der Jungsteinzeit. Unter den Objekten, die sie ans Tageslicht beförderten, befanden sich auch einige Flöten, die aus den Ellenknochen von Kranichen gefertigt worden waren. Hierbei handelt es sich um die ältesten bisher aufgefundenen Instrumente Chinas. Auch weltweit gehören die Knochenflöten von Jiahu zu den älteren Blasinstrumenten. Die Melodie, die sie eingangs hörten, wurde ebenfalls auf einer Knochenflöte gespielt. Dass eine 8000 Jahre alte Flöte bereits über eine Sechstonskala verfügt, bedeutet für die chinesische Musikgeschichte ein kleines Wunder. Xiao Xinghua vom musikwissenschaftlichen Institut der chinesischen Akademie der Künste hat an der Erforschung und wissenschaftlichen Auswertung der Knochenflöten aus Jiahu mitgewirkt.

„Als Kriterium, ob ein ausgegrabener Gegenstand als Instrument klassifiziert werden kann, dient die Nachweisbarkeit einer Tonleiter oder Notenskala. So wurde etwa in Kroatien eine 45.000 Jahre alte Knochenflöte entdeckt, mit der jedoch keine Notenskala bespielt werden konnte und die daher nicht als Instrument anerkannt wurde. Die Entdeckung unseres Fundes in Jiahu wurde auf einer internationalen Konferenz in Deutschland im Jahre 2000 bekannt gegeben. Dass die chinesischen Knochenflöten in den 1200 Jahren zwischen 9000 bis 7800 vor Christus den Sprung von einer einfachen Viertonskala auf eine Siebentonskala vollbrachten, das ist schon ein unheimlich großer Fortschritt in der musikalischen und gesellschaftlichen Entwicklung Zentralchinas jener Zeit."

Dass es sich bei diesen Flöten tatsächlich um indigen chinesische Instrumente handelt, lässt sich unter anderem an ihrer Bezeichnung ablesen. Wie dies zu deuten ist, erklärt uns Zhang Jian vom Chinesischen Musikkonservatorium:

„Die Namen chinesischer Instrumente sind einzigartig, die Benennung erfolgt nach einem bestimmten Prinzip. Tatsächlich aus China stammende Instrumente werden mit nur einem einzigen Schriftzeichen benannt, zum Beispiel die Xiao oder die Qin. Die Qin wird heute als Guqin bezeichnet. Daneben gäbe es noch die Se, die Xun und viele weitere."

Bei der Herstellung chinesischer Flöten kann auf unterschiedlichste Materialien zurückgegriffen werden. So gibt es beispielsweise Flöten aus Stein, Jade, Bronze, Eisen oder einfachem Holz. Der Großteil der Flöten wurde und wird jedoch aus Bambus hergestellt, da dieses Material die beste Tonqualität ermöglicht. Die Überlegenheit des Bambus als Rohstoff der Flötenherstellung hat vielerlei Gründe. An erster Stelle vibriert der Bambus sehr gut und erzeugt damit einen helleren Klang als Flöten aus anderen Materialien. Zudem ist Bambus erheblich einfacher zu verarbeiten als Knochen oder Stein. Die ersten Bambusflöten tauchten vor über 2000 Jahren auf, wie Xiao Xinghua erklärt:

„Die Anfänge der chinesischen Bambusflöte führt uns in die Han-Dynastie vor mehr als 2000 Jahren. Beispielsweise wurde in einer Grabanlage in Guangxi aus der westlichen Han-Zeit eine Querflöte mit sechs Grifflöchern ausgegraben. Nach dem Ende der westlichen Han-Dynastie verbreitete sich die Bambusflöte dann im ganzen Land und stieg zu einem bis heute populären Instrument auf."

Die chinesische Bambusflöte verfügt über eine große Ausdruckskraft. Sie eignet sich sowohl für laute und klangvolle Melodien als auch für fröhliche und anmutige Tanzstücke. Sogar Laute der Natur lassen sich mit ihr nachahmen, etwa Vogelgezwitscher.

Von der emotional bewegenden Kraft, die der chinesischen Flöte zugeschrieben wurde, zeugt die folgende Legende. Laut historischer Überlieferungen aus der westlichen Han-Dynastie soll der General Li Ling einst mit 5000 Soldaten von einer 100.000-köpfigen Armee des Khans der Xiongnu eingekesselt worden sein. Alle unternommenen Ausbruchsversuche scheiterten. In tiefster Nacht ließ Li Ling seinen Flötenmeister Guo Chao eine besonders traurige Melodie spielen. Diese war so rührend und bewegend, dass selbst dem Xiongnu-Khan die Tränen in die Augen stiegen. Daraufhin zog er seine Truppen ab und hob die Belagerung auf.

In der Tang-Dynastie zwischen dem 7. und 10. Jahrhundert erlebte die chinesische Bambusflöte ihre Blütezeit. Zu jener Zeit taten sich viele namhafte Flötenmeister hervor und eine große Menge an Stücken für die Flöte wurden komponiert. Auch die großen Dichter jener Zeit wie Li Bai und Du Fu verfassten Gedichte auf den Klang der Flöten. Gleichzeitig durchlief die Bambusflöte während dieser Periode eine revolutionäre Veränderung: Sie erhielt eine Membran, die Mo Kong. Die Verwendung dieser speziellen Membran stellt eine Besonderheit der chinesischen Bambusflöte dar. Als Rohstoff wird die innerste Schicht des Schilfrohres verwendet, deren Vibration einen besonders hellen und klaren Ton erzeugt. Die Einführung dieser neuartigen Schilfmembran stellt einen Meilenstein in der Entwicklung der Bambusflöte dar. Zhang Jian bespielt selbst die Flöte:

„Auf der ganzen Welt gibt es sehr unterschiedliche Arten von Flöten. Die chinesische Flöte klingt deshalb so einzigartig, weil sie über eine Membran aus Schilfrohr verfügt. Dadurch wird der Klang besonders hell und weckt Assoziationen wie Bambus, Grüne, Feuchtigkeit und Natur."

Im Zuge des Aufkommens der ersten Opern während der Mongolenherrschaft der Yuan-Dynastie im 13. und 14. Jahrhundert etablierte sich die Flöte als Begleitinstrument verschiedener lokaler Opernstile. Jahrtausendelang wurde die Flöte nur im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten verwendet. Es dauerte bis 1953, als die Flöte in den Händen Feng Zicuns ihren ersten Auftritt als Soloinstrument feierte. Seither folgten zahllose Soloauftritte. Hören wir nun zum Abschluss dieses Beitrages das von Feng Zicun vorgetragene „Xi Xiang Feng", „eine fröhliche Begegnung".

Text und Gesprochen von Xiao Lan

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
Meistgelesene Artikel
• Keine Lebenszeichen vom gesunkenen indischen U-Boot
• Snowdens Vater erhält Visum für Russland
• Getötete Chinesen: Afghanistan bekundet Beileid
• Vermittlungsversuche in Ägypten gescheitert
• Gipfel abgesagt: Russland enttäuscht von USA
Fotos
Luxusausstellung 2013 in Beijing eröffnet
Fotoausstellung „Chinesischer Traum - Schönes China" in Brüssel
Wiederaufbau neuer Wohnhäuser nach Erdbeben in Min
Lujiagou: Ein neues Wohngebiet mit günstigen Lebens- und Verkehrsbedingungen
© China Radio International.CRI. All Rights Reserved.
16A Shijingshan Road, Beijing, China