Xing Shentai ist ein einfacher Bauer aus Nanzhuang, einem Dorf in der zentralchinesischen Provinz Shanxi. Die Erträge seines 0,7 Hektar großen Ackers reichen gerade aus, ihn und seine Frau zu ernähren.

Diese Situation ist in den unterentwickelten Regionen Chinas keine Seltenheit, obwohl das Land die zweitgrößte Wirtschaftnation der Welt ist. Professor Xie Chuntao von der Zentralen Parteischule meint, in den letzten 30 Jahren habe China bei der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung atemberaubende Leistungen erzielt. Zugleich hätten sich daraus aber nicht wenige Komplikationen ergeben, die schwer beizulegen seien:

„Ja, China hat sich schnell entwickelt. Aber der Einkommensunterschied in der Bevölkerung ist gewachsen, was zu vielen sozialen Problemen und Konflikten führen kann. Wie kann man die Beziehungen zwischen verschiedenen Interessengruppen angemessen koordinieren, so dass alle sozialen Schichten die Gesellschaft als gerecht und fair empfinden und friedlich zusammenleben? Dies ist eine große Herausforderung für unsere regierende Partei."

Eine weitere schnelle wirtschaftliche Entwicklung ist wohl das beste Mittel zur Beilegung dieser Konflikte. Aber dies ist wiederum mit Engpässen bei Ressourcen und Energie sowie Umweltverschmutzung verbunden.

Auch innerhalb der Partei gibt es Probleme. Dr. Helmut Ettinger, der Berater für internationale Politik bei der deutschen Linkspartei, vertritt die Ansicht, dass die innerparteiliche Korruption die KP mit ihren 80 Millionen Mitgliedern auf eine harte Probe stellt:

„Unter so vielen Parteimitgliedern wird es auch solche geben, die nur beitreten, um das weitere Fortkommen zu sichern. Die sind dann auch besonders anfällig für Korruption. Daran muss die Partei arbeiten."

Trotz all dieser Herausforderungen blickt die KP Chinas zuversichtlich in die Zukunft und will die bestehenden Herausforderungen als Chancen wahrnehmen. Experten sind der Meinung, dass dieser Optimismus das Selbstvertrauen der KP in Bezug auf Krisenbewältigung und Risikominderung zeige. In diesem Zusammenhang weist Dr. Ettinger darauf hin, dass die größte politische Überlegenheit der KP in ihrem Massencharakter liege:

„Ein Vorteil dieser Partei: Sie hat viele überzeugte Mitstreiter. Die braucht Sie auch, um ihre Politik der Reform und Öffnung fortzusetzen, die China in den letzten Jahren so beeindruckende Fortschritte gebracht hat, um sie den Menschen klar zu machen, sie zu Mitmachen zu gewinnen. Das tut sie mit Erfolg. Die große Mehrheit der Bevölkerung ist mit dem heutigen Kurs der Partei zufrieden und unterstützt ihn."

Die Bauernfamilie Xing, die wir am Anfang des Beitrags erwähnt haben, befindet sich zwar in einer finanziellen Notlage, aber durch mehrere politische Unterstützungsmaßnahmen hat sich ihr Leben nach und nach verbessert. Die Agrarsteuer wurde aufgehoben, auf dem Land wurde eine neue medizinische Versicherung etabliert, ihren Kindern wurden die Schul- und Lehrbuchgebühren erlassen. Außerdem bekommen sie eine Internats-Beihilfe von der Regierung.

China arbeitet zurzeit mit aller Kraft an einer wirtschaftlichen Umstrukturierung. Diese ist der Schlüssel zur Realisierung einer ausgewogenen und nachhaltigen Entwicklung der chinesischen Wirtschaft und Gesellschaft. Zugleich strebt das Land auch nach einer weiteren Entwicklung der sozialistischen Demokratie. Dazu sagt Dr. Ettinger:

„Die Zivilgesellschaft Chinas entwickelt sich. Die Sozialstruktur, die Interessen werden vielfältiger und drängen auf politische Vertretung. Mehr Demokratie steht objektiv auf der Tagesordnung, allerdings nicht als einfache Übernahme des westlichen Modells und nicht als Schock-Therapie. China ist dabei, seinen eigenen Weg zu finden."

Der Bauernfamilie Xing in dem abgelegen Dorf in Shanxi ist wahrscheinlich nicht klar, welche Reformen in ihrem Vaterland eingeleitet werden. Aber wenn diese Neuerungen eines Tages reiche Früchte tragen, sind sie unter den Ersten, die direkt davon profitieren.

Übersetzt und gesprochen von Zhu Liwen