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Guonianhao! Silvester im Februar mit Riesenknallfröschen, Wasserbüffeln und selbstgemachten Jiaozi
  2011-02-03 19:54:11  cri
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Chun Jie, das traditionelle chinesische Frühlingsfest, bedeutet für Ausländer hier in Beijing neben sieben Tagen frei vor allem auch eins, nämlich Ruhe.

Das mag seltsam klingen, wenn man bedenkt, dass der Chinese beim Feiern des neuen Jahres am liebsten genau das vermeidet und einen Böller nach dem anderen in den Himmel schickt - am Tag und am Abend. Aber: Da das Frühlingsfest in China für die Menschen der Bedeutung von Weihnachten im Westen gleichkommt, sind alle unterwegs.

Entweder sie fahren heim zu ihren Familien, oder sie gehen auf Reisen - womit sich die Einwohnerzahl der chinesischen Hauptstadt schlagartig halbiert. Mindestens. Mit Ruhe sind also weniger Menschen gemeint, und wirklich spürbar weniger Autos.

Vielleicht ist es gerade deshalb reizvoll, einfach hier zu bleiben und sich nicht in die Reisekarawane zu begeben. Für die überfüllten Touristen-Hotspots bezahlt der Chun-Jie-Urlauber zum Teil auch noch 8mal mehr als in der restlichen Saison.

Mein Kollege Simon Gisler hat sich trotzdem in den Flieger gesetzt und das Fest im vergangenen Jahr mit einer chinesischen Familie im Süden, genauer in einem kleinen Dorf nahe der Stadt Nanning verbracht. Eigentlich hätte er lieber den Zug genommen, aber die Tickets für die 28-Stunden-Fahrt waren binnen weniger Stunden ausverkauft. Die chinesische Familie hatte zum ersten Mal einen Ausländer zu Gast, was dann auch entsprechend gefeiert wurde. Simon Gisler:

„Ich wurde von dieser Familie ganz ganz herzlich aufgenommen. Ich wurde behandelt wie ein Familienmitglied und wie das auf dem Lande in China ist: der Ausländer ist dort immer der Star. Entsprechend wird man dann behandelt, vor allem, was das Essen anbelangt. Also ich erhielt nur das Beste vom Besten. Die Vorratskammer wurde von dieser Familie im wahrsten Sinne des Wortes geplündert. Es gab beispielsweise eine frisch geschlachtete Ente, es gab eine frisch geschlachtete Gans, und noch viele andere Fleischgerichte, was in dieser Familie nicht zum Alltag gehört. Also diese Familie isst relativ selten Fleisch, weil sie sich das einfach nicht leisten kann.

Neben dem kulinarischen Genuss gab es noch ein anderes Highlight:

„Eine ganz besondere Ehre für mich als Schweizer, wo es nur Kühe gibt, war die Tatsache, dass ich einem Wasserbüffel den Namen geben durfte. Ich wollte den Büffel eigentlich auf den englischen Namen Barney taufen, da die Besitzerin dieses Wort aber nicht aussprechen konnte, hat sie ihn einfach Baniu genannt. Ba, die Zahl acht, steht in China für Glück. Baniu ist also ein Glücksrind."

Gut für die Kuh, schließlich stand Rind nicht auf dem Speiseplan. Die Gruppenfotos, die zur Erinnerung geschossen wurden, hätten gleich einen Platz an der Wohnzimmerwand bekommen, neben dem chinesischen Großvater und Mao Zedong, erzählt Simon Gisler noch. Wohl für beide Seiten eine einmalige Erfahrung.

Aber warum in die Ferne schweifen? Auch in Beijing lässt sich die Zeit ganz gut vertreiben. Ein paar Tage vor Beginn der Feiertage werden in der ganzen Stadt kleine Feuerwerksverkaufshäuschen aufgestellt. Wer sich dort einmal beraten lässt, merkt schnell, dass hier Sachen in die Luft geschossen werden dürfen, von denen der deutsche Knallfreund nur zu träumen wagt. Also, anstatt sich über die Dauerbeschallung aufzuregen, einfach mitmachen. Das geht zum Beispiel direkt vorm Haus, wo zum Teil ganze Einkaufswagenladungen voller Knallkörper zum Einsatz kommen. Um die bösen Geister zu vertreiben und Glück, und vor allem auch Geld herbei zu schwören, werden pro Mittelklassehaushalt schon mal 100 Euro für Knaller auf den Tisch gelegt. Und wenn am Gulou, dem Trommelturm in den Hutongs, die Nacht mit beeindruckenden Funkenpilzen zum Tag gemacht wird und die altehrwürdigen Gebäude feierlich erstrahlen, kommt man als Laowei auch Anfang Februar ganz schnell wieder in Silvesterstimmung.

Es gibt natürlich auch besinnlichere Möglichkeiten, das chinesische Jahr des Tigers ausklingen, und das Jahr des Hasen einläuten zu lassen. Beim Kochen zum Beispiel. Mit der Jiaozi-Aktion im Beijinger German Centre lernt man nicht nur die Zubereitung dieses typisch chinesischen Gerichts. Man tut auch noch was Gutes. Lin Yingying managt die Belange der Pächter im German Centre. Sie ist schon zum vierten Mal dabei.

„Wir machen heute ein Jiaozi-Event. Jiaozi zu machen ist eine Tradition zum Frühlingsfest. Wir möchten alle Leute zusammenführen wie eine Familie. Bei dieser Gelegenheit möchten wir auch darauf hinweisen, dass es viele arme Leute gibt. Deswegen haben wir eine Kleidersammlung organisiert. Diese Kleider werden dann an eine Mittelschule für Wanderarbeiterkinder geschickt. Wir machen diese Spende schon seit zwei Jahren. Wegen dem großen Erfolg letztes Jahr haben wir geplant, mehrere Projekte zu unterstützen. Wir haben Bethel China kontaktiert und Bethel China helfen sehbehinderten Kindern."

Wenn die wundersamen Explosionen nach sieben Tagen in den Alltag übergehen – plus zwei Wochen Vor- und Nachbereitung. Und wenn man dann nicht einmal mehr einen Blick aus dem Fenster wirft, wenn's kracht, ist es soweit: Es ist genug. Frohes Neues!

Text und Gesprochen von Marie Bollrich

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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