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Altersversorgung: Gemeinsame Aufgaben von Staat und Individuen
  2011-02-07 17:42:36  cri
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Die 55-jährige Su Yuanju wohnt in Dunhuang, in der nordwestchinesischen Provinz Gansu. Die Rentnerin verfolgt bei der Wettervorhersage im Fernsehen immer aufmerksam das Wetter in Beijing. Ihr einziger Sohn, Xie Qiong, lebt seit Beginn seines Studiums vor über 9 Jahren in Beijing. Su Yuanju sagt:

„Täglich schenke ich der Wettervorhersage für Beijing große Aufmerksamkeit. Wenn es im Sommer heiß ist, fürchte ich, dass mein Sohn einen Hitzschlag bekommt. Im Winter habe ich Angst, dass er sich erkältet. Ich frage mich, ob er sich warm anzieht und gut isst, und ich will ihn immer dazu anhalten, mehr Gemüse und nützliche Gesundheitsmittel zu sich zu nehmen."

Vor einigen Tagen ist Xie Qiong, wie in den letzten Jahren auch, nach Hause gekommen, um zusammen mit seinen Eltern das Frühlingsfest zu feiern. Dunhuang ist sehr weit von Beijing entfernt, im Winter gibt es keine Direktflüge zwischen den beiden Städten. So dauert die Reise normalerweise 20 Stunden, manchmal sogar über 30. Xie Qiong sagt:

„Ich bin erschöpft. Das ist vielleicht ein bißchen übertrieben, aber ich fühle mich wirklich nicht wohl. Ich möchte schlafen und will mich nicht mehr bewegen."

Mit der sprunghaften Entwicklung Chinas hat sich auch die Urbanisierung beschleunigt. Der Zuzug in die Städte steigt kontinuierlich. Es gibt immer mehr Familien, wie die von Xie Qiong, in denen die Kinder nicht mehr bei ihren Eltern wohnen. Mittlerweile hat China mehr als 100 Millionen Familien mit Einzelkindern. Viele Familien in der Stadt und auf dem Land bestehen aus vier Senioren, einem Ehepaar und einem Kind. Traditionelle Großfamilien, in denen mehrere Generationen unter einem Dach leben, verschwinden zunehmend. Ältere Menschen, deren Kinder ausgezogen sind, werden als „Senioren im leeren Nest" bezeichnet. Von den rund 167 Millionen Senioren, die über 60 Jahre alt sind, führt die Hälfte in den Städten ein „Leben im leeren Nest", auf dem Land beträgt der Anteil um die 40%. Chinesische Gesetzgeber wollen nun in einer gesetzlichen Novelle festschreiben, dass Kinder ihre Eltern oft besuchen müssen. Dies hat eine Debatte über die gesellschaftliche Altersversorgung ausgelöst. Ein wichtiger Hintergrund der Standardisierung ethischer Handlungsweisen in Familien durch den Gesetzgeber ist die starke Familienorientierung des Staates. In den chinesischen Gesetzen sind die Unterhaltspflichten der Kinder für ihre Eltern klar festgelegt.

Tatsächlich gibt es auch in mehreren europäischen Ländern mit Rentensystemen die gesetzliche Pflicht der Kinder, zum Unterhalt der Eltern beizutragen, egal ob die traditionellen Ansichten über Familie denen in China ähneln. Frau Serena Trisciuzzi aus Italien sagt, laut der italienischen Gesetze seien Kinder dazu verpflichtet, zum Unterhalt ihrer Eltern beizutragen, sofern diese nicht für sich selbst sorgen können. Wer dies nicht tue, werde bestraft. Solche Fälle seien aber selten. In Italien gebe es ähnliche traditionelle Ansichten über die Familie, wie in China.

„In Italien wollen die meisten bei ihren Eltern leben, sogar, wenn sie schon erwachsen sind. Das Positive daran ist, dass sie sich um die Alten kümmern können. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist Italien hier im Vorteil."

In anderen europäischen Staaten sind die Ansichten über Familie abweichend. Unser deutscher Kollege Lucas Göpfert ist Ende zwanzig. Er sagt, als er 18 Jahre alt war, sei er bei seinen Eltern ausgezogen und habe ein unabhängiges Leben geführt. Er meint, die meisten Deutschen wollten nach dem Erwachsensein unabhängig leben. So könnten sie besser würdigen, was ihre Eltern alles für sie getan haben. Obwohl die Eltern traurig seien, wenn ihrer Kinder ausziehen, seien sie auch meist sehr stolz auf deren Unabhängigkeit. Aber auch laut der deutschen Gesetze haben Kinder die Pflicht, zum Unterhalt ihrer Eltern beizutragen. So brauchen diese sich keine Sorgen um ihren Lebensunterhalt zu machen, wenn die Kinder nicht mit ihnen zusammen leben. Er sagt:

„Also in Deutschland ist es allgemein so, dass durchaus die Kinder, auch zum Teil die Schwiegerkinder, oder sogar Enkel, Unterhaltspflicht für die Eltern haben. Allerdings tritt es in ehr seltenen Fällen ein. Also es geht dann darum, dass wenn zum Beispiel ältere Menschen im Altersheim oder im Pflegeheim wohnen müssen, dass dann, wenn das eigene Einkommen oder die Rente nicht mehr reicht, die Kinder die Differenz für die Pflichtkosten tragen müssen, oder auch wenn ältere Menschen eine zu geringe Rente haben, dann die Unterstützung von den Kindern kommt. Das kann auch dann eingeklagt werden von dem Sozialamt."

Als ein wichtiger Teil des Sozialversicherungssystems berührt die Altersversorgung ein Kerninteresse aller Menschen. Das chinesische Rentensystem wird ständig geregelt und vervollständigt. Momentan wird es in der Stadt und auf dem Land in zwei unterschiedlichen Modellen praktiziert. Ab Mitte der 1980er Jahre wurde die Altersversorgung in den chinesischen Staatsbetrieben reformiert. Man erstellte ein dreigliedriges Modell, nach dem die Beiträge von Staat, Unternehmen und Individuum gemeinsam getragen werden. Nach einer Erprobung der neuen Rentenversicherung für ländliche Gebiete wird sie nun auch landesweit eingeführt.

Allerdings schreitet die Alterung der chinesischen Gesellschaft rasch voran, was bei der Bevölkerung Besorgnis auslöst. Prof. Mu Guangzong von der Peking Universität meint:

„Wirtschaft und Gesellschaft unseres Staates sind noch nicht vollständig entwickelt. So sind wir sowohl vom Wissen her, als auch materiell und systematisch noch nicht ganz darauf vorbereitet, die schnelle Alterung der Bevölkerung zu bewältigen."

China ist im Jahre 1999 eine Altengesellschaft geworden. Der Anteil von Menschen über 60 Jahren an der Gesamtbevölkerung betrug mehr als zehn Prozent. Mittlerweile gibt es landesweit 167 Millionen Rentner im Alter von über 60 Jahren. Ende 2009 waren bereits 19 Millionen Leute über 80 Jahre alt, und mehr als 20 Millionen Senioren können nicht für sich sorgen. Schätzungen zufolge wird die Zahl der Alten in China bis Mitte dieses Jahrhunderts auf über 300 Millionen steigen.

Angesichts dieser Herausforderungen muss die materielle Grundlage für die Altersversorgung verstärkt werden. Laut dem Ministerium für Menschliche Ressourcen und Soziales hat sich das Rentenniveau in China während der letzten sechs Jahre bereits verdoppelt. Da das traditionelle chinesische Modell der familiären Altersversorgung durch die Reform und Entwicklung der Gesellschaft beeinflusst wird, müssen einige praktische Probleme umgehend gelöst werden. Im gerade veröffentlichten zwölften. Fünfjahres-Plan für die Entwicklung von Volkswirtschaft und Gesellschaft werden auch die „Umsetzung einer landesweiten Koordinierung der Basis-Rente" und eine „bevorzugte Entwicklung der gesellschaftlichen Dienstleistungen für die Versorgung im Alter" genannt.

Statistiken zufolge wollen mittlerweile 90 Prozent der chinesischen Alten ihren Lebensabend zu Hause verbringen. Für solche „Senioren im leeren Nest", egal ob zu Hause oder im Altersheim, ist der Trost ihrer Familienangehörigen eine wichtige Voraussetzung für Glück und Wohlbefinden. Momentan wird in China das Gesetz über die Gewährleistung der Rechte und Interessen der Senioren revidiert. Im Entwurf wurde der Abschnitt „psychischer Trost" hinzugefügt. Demnach dürfen „Familienangehörige Senioren nicht ignorieren und isolieren". Besonders wird betont, dass „Unterhaltszahler, die getrennt von den Senioren leben, diese oft besuchen müssen". Obwohl es über die Durchführbarkeit, die Sinnhaftigkeit des Inhalts sowie die Möglichkeiten der Rechtsprechung noch keine Übereinstimmung gibt, meinte Prof. Mu Guangzong dazu:

„Ich meine, bei dem Gesetz sollte es um eine orientierende, unterstützende Klausel gehen, nicht um eine verbindliche. Junge Menschen sollen dazu ermahnt werden, neben der materiellen auch die psychischen Bedürfnisse der Senioren zu beachten. Dies soll als Orientierungshilfe bei der Altersversorgung dienen, entspricht dem Wunsch der Senioren und hat eine positive, fortschrittliche Bedeutung."

Es ist ein weltweites Thema, wie das Modell der familiären Altersversorgung systematisch unterstützt wird. In China gibt es mehrere Gründe dafür, dass allein lebende Kinder beim Frühlingsfest nicht nach Hause fahren. Aber es gibt nur einen Grund für die Heimfahrt.

In den letzten neun Jahren ist Xie Qiong während des Frühlingsfests nur ein Mal nicht bei seinen Eltern gewesen. Er sagt, dass er sich sehr nach seinen Eltern sehne. Seine Mutter Su Yuanju meint, nach der Heimkehr sei Xie Qiong immer sehr fleißig.

„Mein Sohn ist zum Frühlingsfest heimgekommen. Mein Mann und ich freuen uns sehr. Im Haus herrscht eine feierliche Atmosphäre. Mein Sohn ist sehr arbeitsam. Er hilft uns bei der Hausarbeit. Wir machen zusammen Jiaozi, spielen Karten, sehen uns den Kulturabend des Frühlingsfests an und unterhalten uns. Unterhaltung ist unsere größte Freude in der Freizeit."

Gesprochen von Huang Gang

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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