Laut der Legende lebte das Monster Nian im Meer. Sein Kopf glich dem eines mächtigen Löwen, sein Körper dem eines starken Stieres. Wenn Nian vor Wut brüllte, bebte die Erde, es fraß nicht nur Tiere, sondern auch Menschen.
Das Monster versetzte die Küstenbewohner immer wieder in Angst und Schrecken. Am Vorabend eines jeden neuen Jahres kam es aus dem Meer, wo es keine Beute mehr finden konnte, in die Dörfer. Um Nian zu entkommen, schlossen die Einwohner eilig Türen und Fenster, trieben Rinder und Schafe fort und flohen tief in die Berge.
Irgendwann merkten sie, dass Nian sich vor drei Dingen fürchtete: vor der Farbe rot, vor Feuer und vor lautem Krach. Da es aussichtslos war, das Monster zu besiegen, beschloss man, es zu vertreiben, indem man es erschreckte. Jeder hängte ein Brett aus rotem Pfirsichholz an seine Haustür, vor dem Haus wurde ein Feuer entzündet und man schlug Trommeln und Gongs. Mit durchschlagendem Erfolg! Als Nian nachts, wie in den Jahren zuvor ins Dorf eindrang, sah es die rote Farbe und das Feuer vor den Häusern, dazu erklang großer Lärm. Das Ungeheuer erschreckte sich so sehr, dass es ins Meer floh und fortan nie mehr gesehen wurde.
Zum Andenken daran feierte man jedes Jahr zur gleichen Jahreszeit ein Fest, das sich zum heutigen Frühlingsfest entwickelte.
Die rote Farbe aus der Geschichte wurde mit der Zeit durch rote Laternen, Scherenschnitte und Spruchrollen, die Trommeln und Gongs durch Feuerwerke und Kracher ersetzt.