Der Mond kann viel Phantasie anregen. Besonders in der Nacht des Mondfests, wo der Vollmond hell am Himmel hängt, erzählt man gerne von den vielen Legenden und Volkssagen aus China rund um den Mond.
In der Poesie wird der Mond gerne auch anders genannt, etwa „das Eisrad" oder „der Teller aus Jade". Der große Dichter Li Bai (701 bis 762) etwa schrieb in einem Gedicht:
Als kleines Kind kannte ich den Mond nicht.
Ich nannte ihn einfach „weißen Teller aus Jade".
Manchmal dachte ich, es könnte auch ein magischer Spiegel sein.
Ich sehe in den Mond Schatten der Unsterblichen
und die üppige Krone der Duftblüten.
Das Kaninchen hört wohl nie mit dem Zerkleinern der Heilkräuter auf.
In diesen Versen findet man die am weitesten verbreiteten Legenden über den Mond.
Im Volksmund heißt es, auf dem Mond thront ein majestätisches Schloss – das Guanghan-Schloss. Bewohnt wird das Schloss von Chang'e, der schönen Mondgöttin. Die erste chinesische Mondsonde wurde daher auch nach ihr benannt. In der Legende heißt es, Chang'e lebe einsam auf dem Mond, ihr einziger Begleiter sei ein Kaninchen aus Jade. Das Fabeltier hat zudem eine andere Aufgabe: es zerstößt Heilkräuter in einem Mörser.
Von unserer Erde aus betrachtet, sehen die Krater am Mond wie eine üppige Baumkrone aus. Wie die Volkssage erzählt, soll neben dem Schloss Guanghan ein hoher Osmanthusbaum stehen, der große Schatten spendet. Bei Vollmond soll Göttin Chang'e dann gerne die Blüten pflücken und Osmanthus-Likör daraus machen.