Laut Plan der chinesischen Regierung wird die Mondsonde „Chang'e II" noch innerhalb dieses Jahres in die Erdumlaufbahn gebracht. Welche Unterschiede es zwischen den Mondsonden „Chang'e I" und „Chang'e II" gibt und wie spezielle Missionen von Chang'e II aussehen sollen, möchten wir Ihnen gern in folgendem Beitrag berichten.
Im 21. Jahrhundert beteiligen sich mehr und mehr Länder an der Mondsondierung. Sie alle haben ehrgeizige Programme ausgearbeitet. Nach dem Prinzip der friedlichen Nutzung des Weltraums hat auch China Sondierungsmissionen durchgeführt. Der stellvertretende Generalmanager der chinesischen Gruppengesellschaft für Raumfahrttechnologien, Wu Yansheng, sagt, China bereite sich gerade auf den Start der zweiten chinesischen Mondsonde „Chang'e II" vor. Das chinesische Mondsondierungsprogramm schreite derzeit zügig voran.
„Die Satelliten und Raketen für den Start von Chang'e II sind bereits fertig gestellt. Derzeit befinden sie sich in der Testphase. Nach Abschluss der Testsreihe kann der Startschuss erfolgen. Voraussichtlich soll die Mission noch innerhalb dieses Jahres erfüllt werden."
In der ersten Projektphase soll der erste Mondsatellit gestartet werden und um den Mond kreisen. Dann folgt die Landung auf dem Mond. Zum Schluss sollen Mondbodenproben eingeholt werden. Bereits im Jahr 2007 startete China die erste Mondsonde „Chang'e I" erfolgreich.
Aufgrund der eineinhalbjährigen Mission von „Chang'e I" haben chinesische Wissenschaftler zahlreiche Daten gewonnen. Die Verteilung verschiedener Elemente auf dem Mond ist im ersten Schritt erkundet worden. Auch wurden die Stärke und Verbreitung der Monderde sowie die Ressourcenmenge von Helium 3 analysiert. Eine Topografiekarte des gesamten Mondes mit bisher weltweit höchster Präzision wurde erarbeitet.
Für die zweite Projektphase plant China die Durchführung von drei Missionen. Diese werden von „Chang'e II", „Chang'e III" und „Chang'e IV" übernommen. „Chang'e II" soll in der zweiten Phase als erster Satellit in die Umlaufbahn um den Mond gebracht werden. Dazu erklärt uns der stellvertretende Generalkonstrukteur des chinesischen Mondsondierungsprogramms, Yu Dengyun:
„Auf der Basis von Chang'e I wurden wissenschaftliche Sondierungsgeräte bei Chang'e II zum Teil geändert. Zudem soll Chang'e II Orbittests für Schlüsseltechnologien der anschließenden Missionen umsetzen."
Eine der wichtigsten Aufgaben von „Chang'e II" ist, die Landungszone von „Chang'e III" präzise zu erkunden und deren Topografiebild zu erarbeiten. Die Flughöhe von „Chang'e II" soll deshalb bei 100 Kilometern liegen, während die von „Chang'e I" bei 200 Kilometern lag. Die Auflösungsrate der Kamera auf „Chang'e II" wird statt 120 Meter bei „Chang'e I" nun unter 10 Meter gehalten.
Wegen höherer Präzision müssen der Datenempfang und die –bearbeitung des Bodensystems zudem höhere Anforderungen erfüllen. Die einschlägigen Umgestaltungen werden planmäßig im August abgeschlossen.
Darüber hinaus laufen derzeit die Forschung und Entwicklung zusätzlicher Mondsonden namens „Chang'e III" und „Chang'e IV". China hofft auf die Einsatzbereitschaft von „Chang'e III" im Jahr 2013. Damit sollen technische Innovationen hinsichtlich einer weichen Landung, unbemannter Sondierung und nächtlicher Existenz auf dem Mond erzielt werden. Yu Dengyun sagt, das größte technische Problem liege in der weichen Landung.
„Hauptziel von „Chang'e III" und „Chang'e IV" ist es, die Fähigkeit zur weichen Landung auf dem Mond zu erlangen und das Grundsystem des Raumfahrts- und Mondsondierungsprogramms zu etablieren. Zu erwarten sind Durchbrüche in Schlüsseltechnologien hinsichtlich des Antriebssystems für die Landung und des Pufferständers für eine weiche Landung."
Eine aufwendige Beweisführung für die dritte Phase des Mondsondierungsprogramms wird derzeit durchgeführt. Planmäßig soll der Eintritt in die dritte Phase etwa im Jahr 2017 stattfinden. Yu Dengyun sagt:
„Ziel der dritten Phase ist es, eine unbemannte Mission mit aus der Mondoberfläche gewonnenen Materialien zu erfüllen. Die Mondproben sollen auf die Erde zurückgebracht und in Laboren analysiert werden. Wissenschaftlich betrachtet kann man dadurch Kenntnisse über die Monderde sowie die Entstehung und Evolution des Mondes erlangen. In technischer Hinsicht werden Durchbrüche in einer Reihe von Schlüsseltechnologien erzielt. So zum Beispiel das Starten von der Mondoberfläche, eine noch größere Transportkapazität und Raketenantrieb mit gänzlich schadstofffreien Flüssigkeitsbrennstoffen. "
Weiter teilt Yu Dengyun mit, obwohl China derzeit über kein hochgradig bemanntes Programm für das Betreten des Mondes verfüge, seien betreffende Institutionen und Wissenschaftler dabei, Beweise für bemanntes Betreten des Mondes und den Aufbau einer Erkundungsstation vor Ort durchzuführen.
Was die Mondsondierung betrifft, so nimmt China eine offene Haltung ein. Chen Qiufa, Leiter des chinesischen staatlichen Amtes für Wissenschaft, Technik und Landesverteidigungsindustrie, erklärte, China sei bereit, durch internationale Zusammenarbeit seinen Wissensstand bei der Mondsondierung auszubauen.
„Parallel zur selbstständigen Entwicklung von Technologien hofft China auf Optimierung bei der Mondsondierung durch internationale Zusammenarbeit. So können Technologien und Ressourcen verschiedener Länder einander ergänzen und Ergebnisse geteilt werden. China plädiert stets für eine friedliche Nutzung des Weltraums. Es ist unser Ziel, durch die Nutzung der Raumtechnik zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung beizutragen und damit der Menschheit zu dienen. China werde nach wie vor Aktivitäten zur friedlichen Nutzung des Weltraums unterstützen. Wir sind bereit, nach dem Prinzip der Gleichberechtigung, des gegenseitigen Nutzens und der gemeinsamen Entwicklung mit Kollegen aus verschiedenen Ländern zusammenzuarbeiten."
Gesprochen von: Xiao Lan
Interview und Text von: Wei Ning