Die südchinesische Stadt Shaoxing erregt als Gastgeber der 6. World Choir Games erstmals weltweite Aufmerksamkeit. Vom 15. bis 26. Juli kommen in der historischen Stadt mehr als 470 Chöre aus 83 Nationen mit insgesamt 20.000 Teilnehmern zusammen, um dieses musikalische Event zu begehen. Über den Auftritt eines deutschen Chors berichtet Xiao Lan:
Der 15. Juli 2010 war ein ungewöhnlicher Tag für die Millionenstadt Shaoxing. Am Vormittag feierte sie das 2.500-jährige Jubiläum ihrer Gründung und am Abend folgte dann die Eröffnung der 6. World Choir Games. Nie zuvor hat Shaoxing so viele Ausländer beherbergt.
Günter Titsch, Präsident des Fördervereins Interkultur und Begründer der World Choir Games, sagte in seiner Eröffnungsansprache:
„Vor zwei Jahren fanden hier in China die Olympischen Spiele statt, die Olympischen Spiele des Sports. Und diese Spiele sind ein Symbol für Wettkampf und Fortschritt, aber auch zugleich für Frieden und Freundschaft. Diesem Beispiel folgen wir mit dem größten Chorwettbewerb der Welt, den World Choir Games. Und diese finden bereits zum zweiten Mal jetzt in China statt. Im Sinne des Olympischen Gedankens wollen wir dieses Festival, die World Choir Games, hier in Shaoxing erfolgreich begehen. Mehr als 470 Chöre aus 83 Ländern mit mehr als 20.000 Teilnehmern werden mit uns gemeinsam singen und feiern. Und Sie werden erleben, wie mit der Kraft und Harmonie die Chormusik Ihnen allen viel Freude bereiten wird. Dabei sein ist die höchste Ehre. Mögen die Besten gewinnen. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt in Shaoxing und viel Erfolg!"
Die World Choir Games, in Deutschland auch als Chorolympiade bekannt, finden alle zwei Jahre auf verschiedenen Kontinenten der Welt statt. Das internationale Chorfestival wurde zum ersten Mal im Jahr 2000 im österreichischen Linz veranstaltet. 472 Chöre und 20.000 Sänger aus 83 Nationen machen diesen Wettbewerb zum größten, den Shaoxing in diesem Jahr austrägt.
Die Idee der World Choir Games erwuchs aus dem Bestreben, Menschen und Völker in ihrer gemeinsamen Liebe zum Gesang zusammen zubringen. Der Wettbewerb richtet sich auch an alle Amateurchöre der Welt, ganz gleich, woher sie kommen, welche musikalischen Genres sie vertreten oder welche künstlerischen Ambitionen sie verfolgen.
Die Wettbewerbe werden in zwei Teilen ausgetragen: die Open Competition und die Champions Competition. Dabei folgt die Open Competition der Olympischen Idee, jedem Chor die Teilnahme zu ermöglichen. Alle Chöre werden dazu aufgerufen, in den ausgeschriebenen Kategorien teilzunehmen, um ihr Niveau und Können zu demonstrieren.
Die Champions Competition ist für erfahrene Chöre, die ihre Leistung in der Regel bereits bei anderen internationalen Wettbewerben unter Beweis gestellt haben oder andere objektive Zulassungskriterien erfüllen.
Je nach Jurywertung erhalten die Teilnehmer bronzene, silberne oder goldene Auszeichnungen.
Sie hörten soeben einen Ausschnitt aus der Komposition „Der Mond ist aufgegangen" von Max Reger, gesungen vom Projektchor der Chorgemeinschaft Verlar aus Nordrhein-Westfalen. Der 13-köpfige Chor trat schon am ersten Tag des Wettbewerbs in der Kategorie „Gemischter Chor" auf. Verlar ist Deutschlands Vertretung auf den World Choir Games in Shaoxing – die einzige. Dem Laienchor gehören Sänger der Singgemeinschaft Salzkotten und Sänger aus Paderborn, Hannover und Oldenburg an. Die Gruppe habe vor dem Wettbewerb nur sechsmal zusammen proben können, meinte Chorleiterin Waltraud Hartung:
„Wir sind eigentlich nur hier, weil wir Freude daran haben. Wir erhoffen uns gar nichts, weil ich gesagt habe, mit sechs Proben kann man vermutlich nicht gegen diese wirklich supertollen Chöre ansingen. Das wird man vermutlich nicht schaffen. Und wir haben unser Bestes gegeben, so wie es eben halt ging in der kurzen Zeit. Und wir haben gesagt, wir wollen eigentlich die Freude haben, an der Musik, und das Mitmachen, und die anderen Chöre hören, die Kulturen kennenlernen. Wir haben gesagt, wir fahren auch anschließend noch ein bißchen durch China, wir möchten auch gerne China noch ein bisschen kennen lernen. Das war eigentlich so unser Ansinnen."
Susane Geißler-Tulatz singt erst seit einem knappen Jahr im Chor. Die Lehrerin kann beim Singen einfach entspannen:
„Ganz eindeutig kann ich davon profitieren. Es macht ausgeglichen. Das ist oft so, wenn ich ganz erschöpft von der Arbeit komme. Wir haben abends immer unsere Chorproben, in dem regelmäßigen Chor, und ich würde mich wirklich ägern, wenn ich nicht hingegangen bin, weil es mir danach besser geht."
Für Mechthild Thomas-Speckenmeyer zählen Atmung und Freude:
„Es macht einmal Freude und es bringt auch ganz viel für die Atmung und so weiter. Ich habe zum Beispiel eine Bronchitis, eine chronische und es hilft mir. Aber das Schönste ist die Freude am Singen."
Die Freude an der Musik führt Menschen aller Altersstufen und Berufe zusammen und die World Choir Games bieten dafür eine wunderbare Plattform. Im gemeinsamen Singen erleben Menschen verschiedenster Nationalitäten und Hautfarben die Kraft des Miteinanders. In diesem Sinne wünschen wir, dass auch die 6. World Choir Games wie die bisherigen zur Völkerverständigung beitragen werden!
Interviewt von: Xiao Lan
Verfasst von: Xiao Lan
Gesprochen von: Xiao Lan