Der ehemalige chinesische Ministerpräsident Zhu Rongji sagte einmal, in China gäbe es nur zwei weltweit bekannte Marken: Das Tsingtao-Bier und der Longjing-Tee. Laut Hongkongs ehemaligem Finanzsekretär Antony Leung Kam Chung können Ausländer auf zwei Arten mehr über China erfahren: durch das Studium der Werke von Konfuzius oder durch den Genuß von Tsingtao-Bier. Im Jahr 1903 wurde in der ostchinesischen Hafenstadt Qingdao die Tsingtao-Brauerei gegründet. In der heutigen Sendung werfen wir einen Blick auf die 107-jährige Erfolgsgeschichte dieses Traditionsunternehmens.
Die Hafenstadt Qingdao in der Provinz Shandong ist für zwei Arten von Schaum bekannt: den salzigen Schaum des Meeres und den herben Schaum des Bieres. Das jedes Jahr im Spätsommer stattfindende internationale Bierfestival von Qingdao lockt Besucher aus aller Welt an. In der olympischen Segelstadt ist Bier nicht einfach nur ein Getränk, sondern eine Kultur, durch die sich Qingdao weltweit einen Namen gemacht hat.
Die Tsingtao-Brauerei, die im Jahr 1903 von der deutschen Germania Brauerei GmbH gegründet worden war, liegt am Fuß des bekannten Laoshan-Berges mit seinem frischen Quellwasser. Die Mischung aus Laoshaner Quellwasser und deutscher Braukunst stellte sich schon bald als einzigartige Erfolgsgeschichte heraus.
Im Jahr 1906, also schon drei Jahre nach Gründung der Brauerei, gewann das Tsingtao-Bier als erstes chinesisches Bier an der Internationalen Messe in München den ersten Preis. Mit der Auszeichnung in der Bierstadt München begann das Tsingtao-Bier seinen Siegeszug um den Globus.
Im Jahr 1954 eroberte das erfrischende Weizengetränk aus Qingdao den Markt in Hongkong, das damals noch unter britischer Herrschaft stand. Dem Traditionsunternehmen kam damals zugute, dass viele Hongkonger ihren Patriotismus durch den Kauf von Produkten vom Festland ausdrückten. Schon bald war das Tsingtao-Bier eine feste Größe in der kleinen britischen Kronkolonie.
Die Aufnahme von diplomatischen Beziehungen zwischen China und den USA in den 1970er Jahren ebneten dem Tsingtao-Bier schließlich den Weg in den lukrativen amerikanischen Markt. Auch heute noch gilt das Bier aus China in den USA als Verkaufsschlager.
Zur Kapitalbeschaffung wagte die Tsingtao-Bierbrauerei 1993 den Gang an die Börse in Hongkong. Im Jahr 2002 ging sie schließlich einen Kooperationsvertrag mit der amerikanischen Brauerei Anheuser-Busch ein. Anheuser-Busch ist die größte Bierbrauerei der Welt. Ihr Flaggschiff ist das Budweiser-Bier. Vor allem im Bereich Marketing konnte Tsingtao-Bier viel von Anheuser-Busch profitieren.
Als die Qingdaoer Traditionsbrauerei im Jahr 2003 ihr 100-jähriges Jubiläum feierte, richtete ihr Präsident, Jin Zhiguo, seinen Blick bereits nach vorne. Der nächste Meilenstein erfolgte zwei Jahre später mit der Inbetriebnahme einer Bierfabrik auf Taiwan. Die im Jahr 2005 eröffnete Brauerei verfügt über eine jährliche Produktionskapazität von 100.000 Tonnen Bier. Im selben Jahr begann Tsingtao-Bier seine Marketingkampagne zur Unterstützung der Olympischen Spiele in Beijing. Dazu Jin Zhiguo, der Präsident des Unternehmens:
"Unser Olympia-Marketing ist auf fünf Jahre angelegt. Es zielt darauf ab, das Tsingtao-Bier noch bekannter zu machen und weitere Marktanteile hinzuzugewinnen."
Auf dem internationalen Bierfestival in Qingdao im Jahr 2009 trafen wir Michael Signorelli aus den USA. Der junge Amerikaner kam erstmals anfangs der 1990er Jahre nach Qingdao. Seither ist er ein großer Fan von Tsingtao-Bier:
"Meiner Meinung nach ist Tsingtao das bekannteste Bier in China. In fast allen Restaurants in China und den USA gibt es das Tsingtao-Bier. Aus diesem Grund ist die Stadt Qingdao in den USA auch sehr bekannt. Als ich 20 oder 21 Jahre alt war, habe ich dieses chinesische Bier zum ersten Mal in einer amerikanischen Chinatown probiert."
Im Jahr 2008, also nach rund 20 Jahren, kehrte Signorelli in die Hafenstadt im Osten Shandongs zurück. Dieses Mal aber nicht allein wie bei seinem ersten Besuch, sondern in Begleitung des ehemaligen US-Basketballstars Darryl Dawkins. Im Namen der amerikanischen Basketballliga (NBA) unterzeichnete Dawkins einen Kooperationsvertrag mit Tsingtao-Bier. Laut Vertrag werden die NBA und der chinesische Bierriese in den kommenden fünf Jahren in China eine ganze Reihe von größeren Veranstaltungen durchführen, darunter auch ein Wettbewerb für Cheerleader. Warum Tsingtao sein Sponsoring im Bereich Sport forciert hat, erklärt uns Sun Mingbo, der aktuelle Präsident des chinesischen Bierherstellers:
"Der Sport widerspiegelt den Geist, unaufhaltsam vorwärts zu streben. Ich denke, dieser Geist sollte auch der Geist der heutigen Zeit sein. Wir wollen diesen Geist mit dem Image unserer Marke verbinden."
Den jüngsten Zahlen zufolge vertrieb Tsingtao sein Bier im Jahr 2009 in mehr als 60 Ländern und Regionen. Der Marktwert von Tsingtao wurde kürzlich auf über 36,6 Milliarden Yuan RMB geschätzt. Damit rangiert das Unternehmen aus Qingdao unter den 500 größten Firmen der Welt. Der Weg von einer unbekannten chinesischen Biermarke zu einem Global Player war beschwerlich und lang. Firmenchef Sun Mingbo will sich aber nicht auf dem Erreichten ausruhen. Seine ganze Aufmerksamkeit gehört der Zukunft:
"Die Tsingtao-Brauerei soll zu einem der weltweit bekanntesten Unternehmen werden. Das ist unser Wunsch. Unsere Mission ist es, mit Leidenschaft ein Bier zu brauen, das unseren Kunden schmeckt. Wir hoffen, dass wir der Gesellschaft mit unserem Bier eine Freude bereiten können."
Text von Li Qian
Gesprochen von Qiu Jing
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