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Die Geschichte und die Kunst des chinesischen Gartens
  2010-07-02 18:07:22  cri
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F: Willommen zu unserer Rubrik „Sie fragen, wir antworten". Heute möchten wir uns zuerst auf Wunsch einiger Hörer und besonders auf Wunsch unseres Stammhörers Peter Vaegler aus Stralsund in Deutschland mit der Geschichte und der Kunst des chinesischen Gartens beschäftigen. Herr Vaegler schrieb uns vor kurzem:

M: „Neben den Berichten über die Weltausstellung war für mich besonders der Beitrag über den Botanischen Garten interessant. Ich interessiere mich für Gartenbau und Gartenkunst. Können Sie mal über die Entwicklung der chinesischen Gartenkunst berichten?"

F: Das Interesse für chinesische Gartenkunst ist also groß, und so, liebe Hörer und lieber Herr Vaegler, erfüllen wir diesen Wunsch natürlich gerne. Die traditionelle chinesische Gartenkunst ist ein wichtiges Erbe der menschlichen Zivilisation. Sie ist eines der drei wichtigsten Systeme der Gartenkunst der Welt. Das große Ziel der chinesischen Gartenkunst ist das Streben nach der Geisteswelt einer reinen Natur. Sie hat tiefen und reichen Kulturinhalt und ist eine Rarität in der chinesischen Kulturgeschichte.

M: Ganz genau. Die traditionelle chinesische Gartenkunst hat bereits eine Geschichte von mehr als 3.000 Jahren. Mit ihren einzigartigen und vielseitigen Besonderheiten besitzt sie reichen ästhetischen Reiz. Von den verschiedenen Baustilen in alter Zeit wird der traditionelle chinesische Garten auch als die „Spitze der chinesischen Kunst" bezeichnet.

F: Historischen Aufzeichnungen zufolge hat die traditionelle chinesische Gartenkunst in der Shang-Dynastie vor mehr als 3.000 Jahren ihren Ursprung. Am Anfang zäunte man nur einen Ort mit schöner Landschaft ein. Dort hielt man dann auch Tiere, damit der Kaiser und hohe Beamte oder Adlige auf die Jagd gehen konnten. Dieser Ort wurde damals als „You" bezeichnet und ist letztenendes der Vorentwurf eines traditionellen chinesischen Gartens.

M: Ja. Später, in der Han-Dynastie vor etwa 2.200 Jahren, wurde dieses „You" weiterentwickelt. Fläche und Ausmaß wurden vergrößert, und damit wurden auch die Funktionen vielseitiger. Neben Ausflügen und anderen Vergnügungen bat der Kaiser von nun an auch gerne zur Erledigung einiger Routineangelegenheiten in den Garten oder empfing dort Minister. Die Gartenkunst erreichte in der Han-Dynastie schon ein hohes Niveau, und in den darauffolgenden Jahren gab es in China auch mehr und mehr private Parkanlagen. In der Stadt Luoyang zum Beispiel, der Hauptstadt der Nördlichen Wei-Dynastie. Dort gab es zu der Zeit schon eine Menge privater Parkanlagen.

F: Stimmt. Die Tang-Dynastie (618-907) war eine Glanzzeit der chinesischen Geschichte. Auch die Gartenkunst erreichte neue Höhen. Damals waren Literatur und Kunst in China sehr entwickelt. Schulter an Schulter gehend, strebte man in der Gartenkunst nach einem poetischen und bildhaften Stil. Bei der Anlage von Gärten schenkte man große Aufmerksamkeit auf idyllische, schlichte und naturgemäße Landschaft. Damals waren die Hofgärten sehr fein und prächtig. In der Song-Dynastie vor etwa 1.000 Jahren kam es dann in der Kunst der Steinschnitzerei zu schnellen Fortschritten. So wurde auch eine Verwendung bei der Gestaltung von Gärten möglich, die künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten in einem chinesischen Garten nahmen so deutlich zu.

M: Ja. In der Ming- und Qing-Dynastie erreichte das Schaffen von traditionellen chinesischen Gärten seinen historischen Höhepunkt. Der Bau von Hofgärten verlief rege. In dieser Zeit entstanden zum Beispiel der Sommerpalast und der Yuanming-Park in Beijing oder die Kaiserliche Sommerresidenz in Chengde. Der Bau von privaten Parkanlagen war in dieser Zeit auch sehr erfolgreich, besonders südlich des Yangtse. Dabei wurde ein vollkommenes und ideales Maß erreicht, beispielhaft dafür sind der Zhuozheng-Park und der Liu-Park in Suzhou. Aktuell gibt es in ganz China noch ungefähr 100 solch gut erhaltene private Parkanlagen.

F: Naturlandschaften mit Wasser und Hügeln als Grundlage, versehen mit Bewuchs als Dekoration sowie Bauten wie Pavillons oder Türme, damit die Naturlandschaften mit den Bauten gut und harmonisch verschmelzen können. Es ist überall lebhaft und voller Energie. Das ist ein charakteristisches Merkmal der Parkanlagen aus der Zeit der Ming- und Qing-Dynastie.

M: Genau. Nun möchten wir Ihnen noch etwas die künstlerischen Eigenheiten eines traditionellen chinesischen Gartens vorstellen. So orientiert sich die chinesische Gartenkunst ganz an der Natur und passt sich dieser auch an. Die Anordnung der Pflanzen erfolgt ebenfalls natürlich, es gibt dabei nur wenig Eingriffe. Bei der Aufteilung der Fläche orientiert man sich ebenfalls an den Vorgaben der Natur, gleichzeitig werden nationale Besonderheiten und der ästhetische Wert betont. Und auch die Bauten in einem chinesischen Garten werden an die natürliche Umgebung angepasst, also beispielsweise Pavillons, Türme, eine Aussichtsplattform und sogar kleine Boote. All dass dient dazu, die Schönheiten der Natur hervorzuheben.

F: Ja. Harmonie und Einheit zwischen Mensch und Natur ist die wichtigste Eigenheit eines traditionellen chinesischen Gartens. Dies repräsentiert die chinesische Kultur und besitzt künstlerische Lebenskraft. Bei der Anlage eines chinesischen Gartens strebt man nach der Schönheit des Ideengehalts. Man benutzt verschiedene Pflanzen, Bäume oder Blumen, und auch das richtige Gras spielt eine Rolle. Durch eine entsprechende Vorauswahl und die Projektierung entstehen verschiedene Landschaftsformen, eine wichtige Erscheinungsform des traditionellen chinesischen Gartens. Die Kaiserliche Sommerresidenz in Chengde ist ein gutes Beispiel dafür. Sollten Sie, liebe Radiofreunde, einmal die Gelegenheit haben, der Residenz einen Besuch abzustatten, wir können es nur empfehlen!

M: Ja, eine gute Idee! Nun erzählen wir Ihnen noch etwas über die Parkanlagen in Suzhou in der Provinz Jiangsu. Suzhou ist eine namhafte Kulturstadt mit langer Geschichte. Sie ist seit jeher bekannt für die schöne Umgebung und die einzigartigen Parkanlagen. In der Qing-Dynastie vor etwa 300 Jahren gab es in Suzhou mehr als 200 Parkanlagen. Einige Dutzend davon sind bis heute gut erhalten. Der Zhuozheng-, Liu- und Wangshi-Park sowie der Huanxiu-Hof etwa sind beispielhafte Vorbilder der damaligen Gartenkunst und wurden von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes der Menschheit aufgenommen.

F: Stimmt. Der traditionelle chinesische Garten gliederte sich während seiner Entwicklung in zwei Systeme – in Hofgarten und Privatgarten. Die meisten Hofgärten liegen in Beijing oder in der Umgebung. Die Parkanlagen in Suzhou sind hingegen stellvertretend für den Privatgarten. Anstatt der majestätisch und großflächig angelegten Hofgärten erscheinen die Parkanlagen in Suzhou klein, exquisit, und geschmackvoll. Dabei wurde große Aufmerksamkeit auf Harmonie sowie die Einheit von Kultur und Kunst gelegt. Diese Züge wurden später auch bei der Gestaltung von Hofgärten übernommen.

M: Ganz genau. Die vier traditionellen Gärten in Suzhou – der Zhuozheng-, der Liu- und der Wangshi-Park sowie der Huanxiu-Hof – werden gut bewahrt. Sie verbinden fast alle traditionellen Bestandteile eines traditionellen Gartens und zeigen umfassend den Baustil und die Baugestaltung der Parkanlagen in Suzhou. Damit dienen sie gleichzeitig als Vorbild und sind stellvertretend für private Anlagen dieser Art südlich des Yangtse-Flusses. Die traditionellen Parkanlagen in Suzhou sind nicht nur ein historisches Denkmal, sondern auch Träger des traditionellen Denkens und der Kultur.

F: Als wertvolles Kulturdenkmal werden die traditionellen Parkanlagen in Suzhou sehr geschätzt. Als Beispiel erzählen wir noch kurz über den Zhuozheng-Park. Der Zhuozheng-Park liegt im Nordosten von Suzhou. Er wurde in der Ming-Dynastie (1368-1644) gebaut. Die ganze Parkanlage hat eine Fläche von mehr als vier Hektar und ist damit der größte traditionelle Garten in Suzhou sowie eine der vier bekanntesten Gartenanlagen in ganz China.

M: Ja. Das Hauptthema im Zhuozheng-Park ist Wasser, und so macht die Wasserfläche dort auch über 20 Prozent der Gesamtfläche des Gartens aus. Pavillons, Türme oder Aussichtsplattformen wurden meistens direkt ans Wasser gebaut. Die ganze Parkanlage ist hauptsächlich in drei Gruppen aufgeteilt, mit dem Hauptteil in der Mitte.

F: Die Gestaltung des Zhuozheng-Parks ist mit feiner Hand und geschicktem Vorgehen erfolgt. Dabei kamen traditionelle Elemente der Gartenkunst zum Zuge, um eine sanfte Landschaft zu erschaffen. Die Schönheit dieser Gartenanklage ist somit auch nur schwer in Worte zu fassen…

M: Soviel, liebe Hörer, über die Geschichte der traditionellen chinesischen Gartenkunst. Das war unsere heutige Rubrik „Sie fragen, wir antworten".

Moderatoren: Lu Shan, Huang Gang

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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