Die Stadt Qingdao in der Provinz Shandong ist in erster Linie für ihr Bier und ihre Sandstrände bekannt. Die ostchinesische Hafenstadt hat sich inzwischen aber auch einen Namen als Produktionsort von Elektrogeräten gemacht. Firmen wie Hisense oder Haier sind über die Landesgrenzen hinaus bekannt. In der heutigen Sendung befassen wir uns mit dem Haushaltsgerätehersteller Haier, der sich von einem tief verschuldeten Unternehmen zu einem Global Player gemausert hat.
Die in Qingdao beheimatete Haier-Gruppe sponsert an der Weltausstellung in Shanghai gleich vier Pavillons: den Pavillon der Provinz Shandong, sowie die Länderpavillons der USA, Australiens und Neuseelands. Beniamino Quintieri vom Italien-Pavillon ist überzeugt, dass sich das Sponsoring von Haier auf der Expo in Shanghai auszahlen wird:
"Die Expo ist eine wichtige Plattform. Sie erlaubt den chinesischen Unternehmen, ihre Stärken und ihre Beiträge zur globalen Entwicklung zu präsentieren. Ich denke, dass Haier durch sein Sponsoring hier seinen Bekanntheitsgrad sowohl in Italien als auch in China vergrößern kann."
Der Haushaltsgerätehersteller Haier ist mittlerweile weltweit ein Begriff. Die wenigsten jedoch wissen, dass Haier 1984 mit anderthalb Millionen Yuan RMB verschuldet war und kurz vor dem Bankrott stand. Der wundersame Turnaround von Haier gelang nur, weil alle Angestellten am selben Strang zogen. Den heutigen Erfolg von Haier führt CEO Zhang Ruimin hauptsächlich auf die Firmenphilosophie zurück:
"Wir haben eine andere Philosophie als die anderen chinesischen Unternehmen. Viele chinesische Unternehmen wollen durch den Export nur Geld verdienen. Wir jedoch wollen durch das Exportgeschäft zu einer internationalen Marke werden."
Mit dem Export seiner Produkte begann Haier im Jahr 1998. Als ersten Markt für sein Auslandabenteuer wählte das Unternehmen aus Qingdao die USA. Die drei amerikanischen Firmen GE, Whirlpool und Maytag besassen zu diesem Zeitpunkt ungefähr 70 bis 80 Prozent der Anteile am Markt für elektronische Haushaltsgeräte in den Staaten.
Um auf dem amerikanischen Markt Fuss zu fassen, richtete sich Haier ganz nach den Wünschen seiner Konsumenten und entwickelte einen Weintemperierschrank sowie einen Kleinfernseher. Zur Produktion und zum Vertrieb dieser Geräte errichtete Haier im Jahr 1999 eigens einen Industriepark in South Carolina. Drei Jahre später kaufte Haier den symbolträchtigen ehemaligen Sitz der Greenwich Bank in New York und machte daraus seinen Hauptsitz in den USA.
Um Haiers Anfangserfolg auf dem US-Markt rankt sich eine bekannte Geschichte. Ein Kühlgerätehändler namens Mike soll sich bei Haier eines Tages über die Unzweckmässigkeit seines Kühlschranks beklagt haben. Der Zugriff auf die Ware ganz unten in seinem Gefrierschrank falle ihm jedes Mal sehr schwer, so der etwas übergewichtige Mike. Innerhalb von nur drei Tagen kreierte Haier einen Kühlschrank mit zwei Kühlschubladen, der den Alltag von Mike massiv erleichterte. „Mike's Kühlschrank" wie Haier sein neues Produkt nannte, eroberte den amerikanischen Markt im Sturm. Als nächstes stellte Haier noch einen Kühlschrank speziell zur Lagerung von großem Lachs und von Pizzas her.
Bei der Expansion seines Geschäfts im Ausland legt Haier nicht nur großen Wert auf massgeschneiderte Produkte, sondern auch auf einen erstklassigen Kundenservice. Als Beispiel hierfür nennt Zhang Qingfu, der Haier-Chef für den afrikanischen Markt, das westafrikanische Land Nigeria:
"In Nigeria haben wir ein vollständiges Servicenetz aufgebaut, das sich nach dem Kunden orientiert. Alle Haier-Produkte können in Nigeria innerhalb von 24 Stunden repariert werden. Eine solche Garantie kann in Nigeria kein anderer Hersteller außer Haier geben."
Die in Qingdao beheimatete Firma Haier verfügt mittlerweile über Niederlassungen auf der ganzen Welt. Im Moment besitzt sie 29 Produktionsstandorte, acht Forschungszentren und 19 Büros im Ausland. Ihre Produkte sind sowohl in Europa als auch in den USA Verkaufsschlager.
Text von Li Qian
Gesprochen von Qiu Jing