Ende April fand in der ostchinesischen Hafenstadt Qingdao das Internationale Forum für Neue Energien statt. Am Rande des Forums trafen sich über 200 Vertreter aus den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Bildung aus dem deutschen Bundesland Bayern und der ostchinesischen Provinz Shandong. In angeregter Atmosphäre diskutierten die beiden Seiten eingehend über ihre zukünftige Zusammenarbeit. Im Zentrum dieser Debatte standen die Themen Energieeinsparung und neue Energien.
Shandongs Gouverneur Jiang Daming will in seiner Provinz in Zukunft sieben Branchen schwerpunktmäßig fördern. Dazu gehören unter anderem die Solarenergie, die Windenergie sowie die Umwandlung der Ozeanthermik. Um neue Energieformen in Shandong zu fördern, will Jiang Daming die Zusammenarbeit mit den ausländischen Partnern – darunter auch aus Deutschland – intensivieren:
"Shandong ist eine wirtschaftlich wichtige Hafenprovinz in China. Entsprechend groß ist unser Energieverbrauch. Shandong hat schon Maßnahmen zur Reduzierung des Energieverbrauchs und zur Entwicklung von sauberen Energieformen erlassen. Wir werden auch in Zukunft versuchen, die Struktur der Energieversorgung zu verbessern und die Energieeffizienz zu erhöhen. Zudem wollen wir in diesem Bereich vermehrt mit Firmen und Organisationen aus dem Ausland, darunter auch aus Deutschland, zusammenarbeiten."
Unter den Forumsteilnehmern befand sich auch Gerhard Schröder. Der ehemalige deutsche Bundeskanzler wies in seiner Rede auf die Wichtigkeit einer nachhaltigen Energiepolitik hin:
"Natürlich können China und Deutschland im Energiebereich voneinander profitieren. Wir brauchen nun eine nachhaltige Energiepolitik, um den Bedarf an traditionellen Ressourcen wie Erdöl und Gas zu reduzieren und neue Energiequellen zu erschließen. Wir sollten die Energieeffizienz erhöhen und in erneuerbare Energien investieren."
Angesichts der globalen Energieknappheit und der zunehmenden Umweltverschmutzung setzen alle Länder immer mehr auf die Erschließung erneuerbarer Energiequellen. Es wird zudem allgemein erwartet, dass die neuen Energien eine zukünftige Wachstumsbranche sein werden. So sehen viele ausländische Firmen – auch solche aus Deutschland – große Geschäftschancen auf dem chinesischen Energiemarkt.
Die Siemens AG ist eine der aktivsten in diesem Bereich. In den letzten zehn Jahren hat der bayerische Technologiekonzern in China Konverter mit einer Gesamtleistung von über 14.000 Megawatt installiert. Dank den Konvertern von Siemens konnte China seine jährlichen Stromkosten um fünf Milliarden Yuan RMB senken.
Da Shandong eine wirtschaftlich wichtige Küstenprovinz ist und schon lange über gute Beziehungen mit Deutschland verfügt, wird die Provinz auch weiterhin ein wichtiger Investitionsstandort von Siemens bleiben. Dazu Doktor Lin Zebo, der Siemens-Vertreter für die Provinzen Shandong und Henan:
"Wir haben großes Interesse, unsere weltweit führenden Technologien und Anlagen zur Erzeugung von Windstrom auch nach Shandong zu bringen. Wir sind bestrebt, unsere modernsten Technologien zur Energieeinsparung, zum Umweltschutz und zur Emissionsreduzierung nach China zu exportieren. Wir möchten auch gerne am Aufbau der Öko-Wirtschaftszone in Qingdao mitwirken. Zudem sind wir daran interessiert, unsere Erfahrung zur Wasseraufbereitung und zur Bewässerung von städtischen Anlagen einzubringen."
Parallel zur Zunahme der Gebäude ist auch Chinas Energieverbrauch in den letzten Jahren drastisch gestiegen. Laut Li Junfeng, dem stellvertretenden Leiter des Energieforschungsinstituts der staatlichen Kommission für Entwicklung und Reform, wird die Fläche des verbauten Landes in China bis Ende 2010 auf 51,9 Milliarden Quadratmeter anwachsen. Im Vergleich zum Jahr 2000, so Li Junfeng, ist der durchschnittliche Energieverbrauch eines Gebäudes in China um das 1,7-fache gestiegen.
Viel technisches Know-How aus dem Ausland ist in den energieeffizienten Gebäudebau in China eingeflossen. Ein diesbezügliches Beispiel etwa ist der Austausch und die Zusammenarbeit deutscher Architektenbüros mit Partnern in Shandong. Lutz Heese, der Präsident des Bayerischen Architektenverbandes, ist vom Nutzen solcher deutsch-chinesischer Austauschprogramme überzeugt:
"Auf der Grundlage und in Zusammenarbeit mit den obersten Baubehörden haben sich die Beziehungen zwischen Architekten in Shangdong und Bayern in den letzten Jahren stark vertieft. Mit den lokalen Organisationen, unter anderem das Institut of Design in Shandong, pflegen wir eine gute Zusammenarbeit. Wir würden uns weiter gerne am Aufbau ihrers Industrieparks beteiligen. Wir hatten vor einigen Jahren auch ein Praktikantenprogramm. Da waren viele junge Architekten aus Shandong in unseren Büros in Bayern. Dieses Programm war sehr erfolgreich. Wir möchten derartige Programme gerne nochmals wiederholen."
Gesprochen von: Xiao Lan
Interview von: Li Qian