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Das Schulsystem beziehungsweise die allgemeine Schulpflicht in China
  2010-05-09 19:01:16  cri
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F: Willkommen zu „Sie fragen, wir antworten". Heute wollen wir Ihnen auf Wunsch unseres Stammhörers Lutz Winkler aus Schmitten bei Taunus in Deutschland das Schulsystem beziehungsweise die allgemeine Schulpflicht in China näher vorstellen. Herr Winkler schrieb uns in einer E-Mail:

M: „In Ihren Sendungen berichten Sie sehr oft über die Schwierigkeiten der chinesischen Studenten, eine Arbeitsstelle zu suchen. Die Beiträge höre ich mit großem Interesse. Nun werden ja nicht alle Schüler in China studieren und ich stelle mir die Fragen: Welche Schulformen und Ausbildungswege gibt es in China noch? Wie sieht also das Schulsystem in China aus?"

F: In der Tat eine gute Frage, Herr Winkler! Die zweite Frage stammt von unserem Stammhörer Egon Lemke aus Gelsenkirchen. Er möchte von uns wissen:

M: „Ist Musik ein Schulfach in China?"

F: Andere Hörer fragten uns, ob in allen Regionen Chinas mit den gleichen Schulbüchern unterrichtet wird oder ob sich das Lehrmaterial regional unterscheidet?

M: Ihre Fragen, liebe Hörer, beantworten wir natürlich sehr gerne! Zuerst einmal möchten wir darauf hinweisen, dass es in China eine allgemeine Schulpflicht gibt. Sie dauert neun Jahre.

F: In China leben derzeit rund 1,4 Milliarden Menschen. 300 Millionen davon sind Kinder. Die Älteren zu respektieren und die Jungen zu schonen, ist eine Tradition in China und wird als hohe Tugend betrachtet. Daher ist die Fürsorge für die Jugend und die zukünftigen Generationen in China ein stets aktuelles Diskussionsthema.

M: Genau. In China gibt es eine neunjährige Schulpflicht. Im Alter von sechs bis sieben Jahren beginnt in China für alle Kinder der Grundschulunterricht. Die Grundschule dauert sechs Jahre. Danach besucht jedes Kind drei Jahre lang die Unterstufe der Mittelschule. Insgesamt sind also neun Jahre Schulunterricht Pflicht für alle Kinder. Danach müssen sich die Schüler und ihre Eltern entscheiden, ob sie die Oberstufe der Mittelschule oder eine Berufsfachschule besuchen wollen. Eine weitere Alternative sind die vielen Fachoberschulen.

F: Einer Statistik des chinesischen Bildungsministeriums zufolge kamen im Jahr 2009 lediglich fünf Prozent der Kinder ihrer allgemeinen Schulpflicht aus verschiedenen Gründen nicht nach.

M: Seit Beginn der Reform- und Öffnungspolitik in China im Jahr 1978 haben die staatlichen Bildungsausgaben stetig zugenommen. Bis ins Jahr 2012 sollen die Ausgaben für das Bildungswesen über vier Prozent von Chinas Bruttosozialprodukt ausmachen.

F: Die Schüler beziehungsweise ihre Eltern müssen während der neunjährigen allgemeinen Schulpflicht ihre Lehrbücher und Schreibutensilien selbst kaufen. Auch einige Nebenausgaben müssen sie selbst bezahlen. Die restlichen Kosten übernimmt der Staat.

M: In den ländlichen Regionen ist die neunjährige allgemeine Schulpflicht seit ein paar Jahren gebührenfrei. Die Zahl der Kinder, die nicht in die Schule gehen, ist heute kaum nennenswert. Die Einschulungsrate bei den schulpflichtigen Kindern beträgt schon 99 Prozent.

F: Heutzutage wollen viele Schüler nach ihrem Mittelschulabschluss studieren – besonders in den Städten. Im Jahr 2009 studierten fast 25 Prozent aller Mittelschulabsolventen in China weiter. Bis 2020 dürfte diese Zahl 40 Prozent erreichen.

M: Wie Herr Winkler in seiner E-Mail bereits gesagt hat: nicht alle Schüler gehen in China an die Universität. Es gibt auch noch andere Ausbildungswege wie beispielsweise Berufsfachschulen. Fächer wie Computer-Technik, Geschäftsführung, Buchhaltung und Modedesign oder Branchen wie die Hochseeschifferei oder das Zollwesen erfreuen sich bei den chinesischen Schülern wachsender Beliebtheit.

F: Immer mehr Mittelschulabsolventen besuchen die Berufsfachschulen oder Fachoberschulen. Sie erwerben sich also nicht nur Wissen, sondern auch praktische Erfahrungen. Gerade deswegen zeigen Firmen an diesen Schulabgängern ein immer größeres Interesse. Dementsprechend niedrig ist die Arbeitslosenquote von Abgängern von Berufsfachschulen oder Fachoberschulen.

M: Die ungleiche wirtschaftliche Entwicklung in den verschiedenen Teilen Chinas – besonders zwischen dem Westen und dem Osten – wirkt sich natürlich auch auf das Bildungssystem aus. Im Westen Chinas zum Beispiel besuchten durchschnittlich nur 70 Prozent aller schulpflichtigen Kinder die Schule – und das trotz obligatorischer Schulpflicht. In den kargen Bergregionen leben auch heute noch viele Menschen unter dem Existenzminimum. Sie schuften den ganzen Tag nur für ein einfaches Essen und warme Kleidung. Selbstverständlich stellt die Einschulung ihrer Kinder für solche Leute eine große finanzielle Belastung dar.

F: Obwohl der Staat jedes Jahr eine große Summe für das Bildungswesen bereitstellt, ist die Einschulung eine große Bürde für die Menschen in den Armutsgebieten. Um diesen Familien zu helfen, wurde im Jahr 1989 die Stiftung für die Förderung von Kindern und Jugendlichen ins Leben gerufen. Kurz nach ihrer Gründung rief die Stiftung die ganze Bevölkerung auf, mittellose Schüler zu unterstützen. Dieses Unterstützungsprojekt wird auch als „Projekt der Hoffnung" bezeichnet.

M: Genau. Das „Projekt der Hoffnung" ist eine freiwillige Hilfsaktion. Das Ziel dieses Projektes ist es, durch verschiedene Kanäle Geld zu sammeln. Die Spenden werden schliesslich in einen Fonds einbezahlt. Mittellosen Kindern soll auf diese Weise der Schulbesuch ermöglicht werden. Zudem soll der Schulbetrieb in den armen Gebieten durch die Gelder aus diesem Fonds verbessert werden.

F: Inzwischen sind in ganz China ungefähr 15.000 Schulen ins „Projekt der Hoffnung" involviert. Vielerorts konnte die schulische Infrastruktur massiv verbessert werden. Seit Beginn des „Projekts der Hoffnung" im Jahr 1989 wurden schon 5,6 Milliarden Yuan RMB gesammelt. Gegen 3,4 Millionen Kindern aus armen Familien konnte geholfen werden. Dem Projekt kommt zugute, dass sich die Ansicht mittlerweile durchgesetzt hat, dass ein gutes Bildungswesen die Grundlage der sozioökonomischen Entwicklung bildet.

M: Nun noch rasch zur Frage von Herrn Lemke über den Musikunterricht an den Schulen in China. Herr Lemke wollte von uns wissen, ob Musik in China ein Schulfach ist?

F: Die Antwort lautet, ja! Musik ist natürlich auch in China ein Schulfach. Bis in die zehnte Klasse, das heißt das erste Jahr an der Oberstufe der Mittelschule, ist Musikunterricht Pflicht.

M: Abschließend noch zu den Schulbüchern. Die Schulbücher sind nicht in allen Regionen Chinas gleich. Im Moment gibt es hauptsächlich drei unterschiedliche Schulbücher. Eine Ausgabe wurde vom Volksbildungsverlag herausgegeben. Eine andere Ausgabe stammt vom Verlag der Pädagogischen Hochschule Beijing. Und die dritte Ausgabe ist vom Bildungsverlag der Provinz Jiangsu.

F: Die Schulbücher dieser drei Verlage wurden im Jahr 2001 auf der Grundlage neuer wissenschaftlicher Kriterien ausgearbeitet. Besondere Beachtung wurde dabei der Förderung der Fähigkeiten der Schüler geschenkt. Das in den Büchern vermittelte Wissen ist praxisbezogener und anschaulicher.

M: Die Schulbücher der drei Verlage unterscheiden sich inhaltlich nur gering. Die größten Unterschiede sind struktureller Natur.

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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