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Fehlende Wanderarbeiter fördern Strukturwandel
  2010-04-28 08:09:26  cri
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Die Wirtschaftssituation in China hat sich wieder merklich verbessert. Dies beweist nicht zuletzt der zunehmende „Arbeitermangel" in den Küstenstädten im Osten und Süden Chinas. Seit Beginn dieses Jahres haben einige Unternehmen Schwierigkeiten, genügend Arbeiter zu finden.

Zur Lösung dieses Problems fordern Ökonomen nicht nur die Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Arbeiter, sondern auch eine industrielle Umstrukturierung. Die Einstellung einer hohen Zahl Billigarbeiter sei ein veraltetes Konzept, so der Tenor der Experten.

Dank den im vergangenen Jahr eingeleiteten Maßnahmen gegen die globale Wirtschaftskrise hat sich die Lage der Weltwirtschaft allmählich wieder verbessert. Obwohl viele chinesische Unternehmen seit Anfang dieses Jahres wieder mehr Aufträge haben, herrscht in den Küstengebieten in Ost- und Südchina ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Dies gilt vor allem für die Elektrogeräteherstellung, die Maschinenindustrie sowie die Textil- und Schuhbranche. Dieses Phänomen wird auch in der chinesischen Öffentlichkeit heftig diskutiert. Dazu Hu Xiaoyi, der stellvertretende chinesische Minister für Personenressourcen und Sozialabsicherung:

"Meiner Meinung nach herrscht in einigen bestimmten Regionen und Branchen ein Mangel an Arbeitskräften – und zwar zu bestimmten Zeiten. Unserer Untersuchung zufolge ist der Bedarf an Arbeitern im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent gestiegen. Es ist für die Unternehmen in den Küstengebieten schwierig, erfahrene Arbeiter zu finden. Das hat auch mit der neuen Politik der industriellen Verlagerung zu tun. Die Wanderarbeiter wollen vermehrt in ihrer Heimat arbeiten."

Die Auswirkungen der globalen Finanzkrise haben viele Fabriken in den ost- und südchinesischen Küstengebieten im zweiten Halbjahr 2008 gezwungen, ihre Produktion zu reduzieren oder sogar einzustellen. Als Folge davon mussten viele Wanderarbeiter in ihre Heimatorte zurückkehren.

In den letzten Jahren hat sich die Wirtschaft im mittleren Westen sowie im Nordosten Chinas rasant entwickelt. Viele neue Arbeitsplätze konnten in diesen Regionen geschaffen werden. Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass die Wanderarbeiter in ihren Heimatorten leichter eine Arbeitsstelle finden als früher. Zudem sind diese neuen Stellen sowohl was das Einkommen und die sozialen Leistungen betrifft als auch in Bezug auf die Karrieremöglichkeiten besser als die Stellen in den Küstengebieten. Viele Wanderarbeiter haben sich daher entschieden, in ihrer Heimat zu bleiben.

Ein weiterer Grund für den Arbeitskräftemangel sind die gestiegenen Forderungen der neuen Generation von Wanderarbeitern. Die Wanderarbeiter, die zwischen 1980 und 1990 geboren wurden, verlangen bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne. Sie sind nicht mehr bereit, zu den gleichen Konditionen zu arbeiten, wie ihre Vorgängergeneration.

Zhang Liang ist ein typischer Vertreter dieser neuen Generation von Wanderarbeitern. Er stammt aus dem Autonomen Gebiet Guangxi der Zhuang-Nationalität und sucht nun in der Provinz Guangdong nach einem Job. Für ihn sind die Sozialleistungen genauso wichtig wie das Einkommen. Falls er seine gewünschte Stelle in Guangdong nicht finden kann, wird er nach Hause zurückkehren:

"Ich hoffe auf ein monatliches Einkommen von 1.800 Yuan RMB, und mindestens vier freie Tage pro Monat. Zudem möchte ich täglich nicht mehr als drei Überstunden arbeiten müssen. Wenn ich vor neun Uhr abends Feierabend haben kann, ist das ok. Auch die Sozialleistungen müssen gut sein. Ein hohes Einkommen kann fehlende Sozialleistungen nicht ersetzen."

Cai Fang, der Direktor des Instituts für Wirtschaft an der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften, hält die neueste Entwicklung auf dem chinesischen Arbeitsmarkt für eine positive Erscheinung. Der Arbeitermangel würde nicht nur zu einem Anstieg der Löhne der Wanderarbeiter führen, sondern auch die dringend benötigte Umstrukturierung der chinesischen Wirtschaft vorantreiben, meint Cai Fang:

"Der Arbeitermangel hat auch eine Art positive Signalwirkung. Das Verhältnis zwischen dem Angebot und der Nachfrage hat sich verändert. Diese Veränderung hat zur Folge, dass die Löhne der Wanderarbeiter ansteigen. Um Wanderarbeiter anzulocken, müssen Arbeitgeber höhere Löhne zahlen. Eine weitere Methode zur Lösung dieses Problems ist die Verlagerung der Produktion ins Landesinnere. Die von billigen Arbeitskräften abhängige Industrie muss aus den Küstengebieten abgezogen und ins Landesinnere nach Westen verlagert werden. Nur so kann sich Chinas Wirtschaft nachhaltig entwickeln."

Laut Angaben des chinesischen Ministeriums für Personalressourcen und Sozialabsicherung fehlten in den Provinzen Guangdong und Fujian bis zum 10. März eine Million Arbeiter. In der Provinz Zhejiang konnten zum selben Zeitpunkt 17 Prozent der Arbeitsplätze in den Fabriken wegen fehlenden Wanderarbeitern nicht mehr besetzt werden. Die zuständigen Behörden haben durch verschiedene Werbeveranstaltungen versucht, dieses Problem zu beheben. Zudem haben sie Ausbildungsprogramme für Wanderarbeiter ins Leben gerufen, um deren Qualifikationen zu erhöhen.

Übersetzt von Li Qian

Gesprochen von Qiu Jing

Weitere Links:

1. Immobilien ja, Blase nein – Hainan will gesunden Wohnungsmarkt

2. Chinas Wirtschaft: Wo liegen die Auswege aus der Krise?

3. Effiziente Förderung kleiner und mittelgroßer Betriebe in China

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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