
Vor kurzem hat die dritte Jahrestagung des 11. Nationalen Volkskongresses in Beijing stattgefunden. Dabei betonte der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao in einem Rechenschaftsbericht, die Neuen Industrien seien von strategischer Bedeutung und sollten tatkräftiger gefördert werden.
Die internationale Finanzkrise leistet derzeit eine Art „Geburtshilfe" für eine neue wissenschaftlich-technologische Revolution und eine neue industrielle Revolution. Vor allem Neue Energien, Neue Werkstoffe, Energieeinsparung, Umweltschutz, Biopharmazeutik, Informationsvernetzung und Anlagenfertigung mit hohem technologischen Niveau gilt es zu entwickeln. Im folgenden Beitrag richten wir daher unseren Blick auf die ostchinesische Hafenstadt Qingdao, einem neuen Zentrum für diesen Industriebereich.
In Qingdao ist bereits ein an der Servicewirtschaft orientiertes Industriesystem entstanden. Um vor dem Hintergrund der internationalen Finanzkrise den Wirtschaftsaufschwung vor Ort beizubehalten, sind Neue Energien, Neue Werkstoffe, Biopharmazeutik und Umweltschutz zum Schwerpunkt der Industrieentwicklung auserkoren worden.
Da herkömmliche Energieformen nur begrenzt verfügbar sind, müssen dringend neue Formen der Energiegewinnung bereitgestellt werden, nicht zuletzt um auch der Wirtschaftsentwicklung neue Kraft zu verleihen. Ein Beispiel für diesen Trend in Qingdao ist das Zhuomashan-Windkraftwerk, dessen Bau vor kurzem begonnen wurde. Statt Steinkohle wird also Wind zur Erzeugung von Strom genutzt. Betrachtet man die Leistung des Zhuomashan-Windkraftwerks, so können jährlich mehr als 300.000 Tonnen Kohle eingespart werden. Auch die Schadstoffemission wird jährlich um Tausend Tonnen reduziert. Der Chef der Shandonger Datang Neue Energie GmbH, Du Daqing, erläutert, neben dem Bau des aktuellen Windkraftwerkes werde in Qingdao ein zweites Projekt geplant, nämlich an der Küste im Verwaltungsbezirk Jimo. Die Entwicklung der Neuen Energien solle ihm zufolge in der nahen Zukunft als Schwerpunkt betrachtet werden, was auch mehrere Male im Wirtschaftsausschuß der Regierung und auf der Jahrestagung des NVK betont worden sei. Außerdem habe Qingdao noch den Vorteil, dass bereits verschiedene Fabrikgelände zur Verfügung gestellt worden seien, um Windkraftanlagen bauen zu können:
"In den Verwaltungsbezirken Sifang und Jiaozhou gibt es schon Fabrikhallen, in denen wichtige Bauteile von Windkraftanlagen hergestellt werden können. Zudem unterstützt die Regierung uns bei der Entwicklung. Die Kosten für das Windkraftwerk sind dadurch schon deutlich gesunken. Ich finde, das der Bereich Neuer Energien sich in China nun in einem positiven Kreislauf befindet und sich auch in Zukunft besser entwickeln wird."
Während der raschen Entwicklung der Neuen Energien wurde im Bereich Neue Werkstoffe in Qingdao ein besonderer Weg mit lokaler Prägung eingeschlagen. Neue Stoffe aus synthetischem Kautschuk genießen nicht nur china- sondern weltweit hohes Ansehen. Als Folge dieser Entwicklung wurde im April 2009 der Grundstein für den Bau des größten Produktionsstandortes für synthetischen Kautschuk gelegt, der Qingdao Yikesi,. Gleich in der Nähe wurde das „Kautschuk-Tal" ins Leben gerufen, eine Anlehnung an das „Silicon Valley" in den USA. Das „Kautschuk-Tal" soll zum weltweit größten Standort für die Herstellung von synthetischem Kautschuk erweitert werden. Dazu der Chef der Qingdaoer Kedafangtai-Werkstoff GmbH, Zhao Zhichao:
"Dieser synthetische Kautschuk kann in erster Linie für die Herstellung von chirurgischen Schienen verwendet werden. Der Preis der von uns hergestellten Schienen beträgt nur zehn Prozent des Preises von aus Japan importierten Schienen. Zudem kann dieser Kautschuk auch bei der Herstellung von Reifen verwendet werden. Im Vergleich zu traditionellen Reifen kann man mit aus Kautschuk hergestellten Reifen bis zu 2,5 Liter Benzin pro 100 Kilometer einsparen."
Zhao Zhichao sieht zudem eine Zunahme der Zusammenarbeit mit einheimischen Kautschukfabrikanten. Seiner Meinung nach wird sich diese Kooperation auch positiv auf die Entwicklung der Kautschukindustrie in Qingdao auswirken.
Von den technischen Innovationen profitiert aber nicht nur die Kautschukindustrie. Der Geschäftsführer der Ventilfabrik Qingdao, Cui Jihui, sagt, sein Unternehmen arbeite zusammen mit dem Metallurgie- Institut der Chinesischen Akademie der Wissenschaften daran, ein spezifisches Metall zu entwickeln, das für die Fertigungsindustrie von großer Bedeutung sei:
"Dieses Metall kommt jetzt hauptsächlich noch aus dem Ausland. Durch die Optimierung unseres Metalls wird ein Teil des aus dem Ausland importierten Stoffes ersetzt. So sind wir in der Lage, die Herstellung von Industrieanlagen mit entsprechendem Rohstoff zu versorgen"
Um die Entwicklung der Neuen Industrien in Qingdao auch weiterhin zu fördern, hat die Stadtregierung einen Entwicklungsplan für die Bereiche Neue Energien, Neue Werkstoffe, Biopharmazeutik und Umweltschutz ausgearbeitet. Dazu der stellvertretende Leiter der örtlichen Kommission für Entwicklung und Reform, Wang Qi
"Wir wollen eine große Kette für die Neuen Industrien aufbauen, damit die entsprechenden Branchen sich gegenseitig fördern und unterstützen können."
Wang Qi zufolge soll in Qingdao ein Konkurrenzkampf wie in anderen Regionen vermeiden werden und ein eigener Entwicklungsweg eingeschlagen werden:
"Beim Einsatz von Neuen Energien sollten wir uns zum Beispiel auf die Entwicklung von Windkraftwerken auf See und an Land sowie auf die Herstellung der Anlagen für die Kraftwerke konzentrieren. Auch weil beispielsweise in der Stadt Wuxi schon seit langem Solarkraftwerke entwickelt werden. Im Umweltschutzbereich können wir die Meerwasserentsalzung und die Produktion von entsprechenden Anlagen besser fördern. Wir sollten dabei nicht nur unseren Eigenbedarf decken, sondern unseren Blick auch auf den globalen Markt richten."
Angaben der örtlichen Kommission für Entwicklung und Reform zufolge betrug das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Qingdao 2009 rund 485 Milliarden Yuan RMB. Für dieses Jahr wird eine Zunahme um elf Prozent erwartet, das heißt, das BIP von Qingdao wird möglicherweise mehr als 500 Milliarden Yuan RMB betragen. Wang Qi sagt, um dieses Ziel zu erreichen, spiele die Entwicklung der Neuen Industrien eine bedeutende Rolle.
Text von: Li Qian
Gesprochen von: Li Zheng
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