Airbus, der momentan weltweit größte Hersteller von Passagierflugzeugen, setzt ganz bewusst auf China als Wachstumsmarkt der Zukunft. Mehr dazu in unserem folgenden Beitrag.
Laurence Barron, der bei Airbus für das Chinageschäft zuständig ist, geht davon aus, dass die chinesischen Fluggesellschaften in den nächsten 20 Jahren etwa 2.800 Passagiermaschinen mit über 100 Sitzplätzen bestellen werden. Der Luftverkehr im bevölkerungsreichsten Land der Welt wird nach Barrons Einschätzung jährlich um über zehn Prozent zunehmen.
"China ist schon jetzt nicht nur der zweitgrößte Markt der Welt, er hat von allen nennenswerten Märkten auch noch das größte Potenzial", sagte Barron in einem Interview mit dem amerikanischen Nachrichtensender Bloomberg News im Vorfeld der Luftfahrtmesse in Singapur.
Airbus rechnet damit, dass in diesem Jahr 20 Prozent all seiner ausgelieferten Maschinen an chinesische Fluglinien gehen werden. Vor zehn Jahren waren es gerade einmal 3,5 Prozent.
China selbst will einen Passagierjet mit 168 Sitzplätzen bauen. Im Jahr 2016 will die Commercial Aircraft Corporation of China (Comac) ihr selbst entwickeltes Modell C919 in Betrieb nehmen. Der C919 soll zunächst auf dem chinesischen Markt abgesetzt werden. Erst wenn seine Technologie vollständig ausgereift ist, will ihn die Comac auf dem Weltmarkt verkaufen.
Er wisse nicht, sagte Barron, ob der C919 wie von Comac behauptet, tatsächlich weniger Treibstoff verbraucht als der Airbus 320 oder die Boeing 737. Airbus verfüge schlicht nicht über genügend Informationen, um dies beurteilen zu können, so Barron. Airbus-Chef Tom Enders hatte bereits im Januar gesagt, sein Unternehmen sei auf der Suche nach Möglichkeiten, um den Treibstoffverbrauch seiner Standardrumpf-Maschinen zu senken. Auch der amerikanische Flugzeugbauer Boeing forscht in diese Richtung.
Das am härtesten umkämpfte Marktsegment sind die so genannten Single Aisle-Maschinen, das heißt Flugzeuge, die nur über einen Mittelgang verfügen. Denn diese Flugzeuge bilden bei den meisten Fluggesellschaften das Gros der Flotte. Laut Aussage von Barron beobachtet Airbus ganz aufmerksam die diesbezüglichen Pläne des kanadischen Herstellers Bombardier. Bombardier will seine C-Serie bis 2013 fertig gestellt haben und damit den Markt in der Kategorie der Maschinen mit 100 bis 150 Sitzen aufmischen.
Seit 2009 besitzt Airbus ein Werk für die Endmontage seiner A320er Serie in der nordchinesischen Hafenmetropole Tianjin. Airbus arbeitet zwar schon mit chinesischen Subunternehmen zusammen, will sich aber laut Barron nicht an der Entwicklung der C919 beteiligen. "Die C919 steht in direkter Konkurrenz zu unserer eigenen A320-Familie, und ich denke nicht, dass es echtes Potenzial für eine industrielle Beteiligung unsererseits gibt", so der China-Chef von Airbus.
Bearbeitet von: Xu Wei
Gesprochen von: Xu Wei
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