Es ist Anfang Dezember 2009. Die Temperaturen in Beijing sinken unter Null. Dennoch bilden sich vor mehr als 70 Kinos lange Schlangen. Es ist die Premiere der von Starregisseur Zhang Yimou inszenierten Komödie "A Simple Noodle Story". Yang Na gehört zu den ersten Zuschauern:
"Die Komödie hat mir gefallen. Man konnte sich dabei einfach gut entspannen."
Von Mitte Dezember bis zum Frühlingsfest Ende Januar oder Anfang Februar ist in chinesischen Kinos Hauptsaison. In dieser Zeit werden in erster Linie Komödien gezeigt. Kinobetreiber rechnen mit vollen Kassen. Yu Chao, Pressesprecher eines berühmten Beijinger Kinos:
"Wir haben diesmal vorzeitig mit dem Vorverkauf begonnen. Unser Kino ist abends bis zehn Uhr voll besetzt. Die Zuschauer haben hohe Erwartungen an die Filme, die vor und nach Neujahr und während des Frühlingsfests gezeigt werden. Wir sind auf den großen Zuschauerzulauf gut vorbereitet."
Regisseur Zhang Yimou hat bei seiner neuen Produktion vertraute Muster hinter sich gelassen und hohe Risikobereitschaft gezeigt, indem er den Film mit komischen Dialogen und übertriebenen Handlungsszenarien spickte. Er will damit mehr junge Zuschauer gewinnen:
"Die meisten Kinobesucher sind junge Leute. Ich habe mir überlegt, mal etwas Neues zu versuchen. Die Gesellschaft ist heute facettenreicher, man darf nicht auf vertraute Wege beharren."
Dieser Versuch stößt allerdings nicht nur auf Befürworter. Einige betrachten Zhang Yimous neuen Film als eine gute Komödie, andere als minderwertigen Kitsch ohne ästhetischen Wert. Egal, wie man den Film letztlich beurteilt, sein Erfolg lässt sich nicht von der Hand weisen: Am Premierentag spielte "A Simple Noodle Story" satte 20 Millionen Yuan RMB ein.
Für den Analysten Gao Jun spiegelt dieser Erfolg den Aufschwung des chinesischen Filmmarktes wider:
"Der Filmmarkt war eigentlich das ganze Jahr über belebt. Nicht einmal wie sonst üblich im März und April konnte man von einer Flaute sprechen. Höhepunkte waren die Sommerferien und der Nationalfeiertag. Die vollen Kassen gehen zum Teil auf die Zunahme der Kinos zurück. Die wachsenden Zuschauerzahlen spielen natürlich auch eine wichtige Rolle."
Nicht nur Komödien, auch Filme, die ernsthafte Geschichten erzählen, wie etwa "The Founding of a Republic" oder der Spionagefilm "The Message", gehören zu den Gewinnern des Jahres 2009. Chen Shan, Professor für Filmkunst, glaubt an noch größere Erfolge in der Zukunft:
"Der chinesischen Filmbranche stehen mittlerweile ausreichend Gelder, Produktionstechnik und interessiertes Publikum für eine weitere Entwicklung zur Verfügung. Ich sehe der Zukunft des chinesischen Films optimistisch entgegen."
Laut Chen Shan wächst die Kinokasse seit sechs Jahren um durchschnittlich 25 Prozent pro Jahr. In den kommenden zehn Jahren soll es landesweit 10.000 Leinwände geben. Für die Zukunft der chinesischen Filmindustrie sei vor allem der Markt in kleineren Städten entscheidend.
Verfasst von Lu Ming