F: Auf Wunsch unseres Hörers Engelbert Borkner aus dem deutschen Hildesheim möchten wir Ihnen heute Näheres über die landwirtschaftliche Produktion beziehungsweise die verfügbare Anbaufläche in China erzählen. Herr Borkner schrieb uns in einem Brief:
M: "Sie berichteten über die landwirtschaftliche Produktion. Wieviel Prozent Ihres Landes können für die Landwirtschaft genutzt werden (Anbaufläche) und in welchen Teilen des Landes befinden sie sich?"
F: Ja, liebe Hörer und lieber Herr Borkner, diese Fragen beantworten wir Ihnen sehr gern. Wir hoffen natürlich auch, dass sich viele Hörer für dieses Thema interessieren.

M: Genau. Zuerst einige grundsätzliche Informationen. Chinas Landfläche macht 6,4 Prozent der globalen Landmasse aus. Von Norden bis Süden erstreckt sich China über verschiedene Klimazonen. Die Bodenbeschaffenheit ist dementsprechend vielfältig. Je nach Region eignet sich der Boden für die Landwirtschaft, die Viehzucht oder die Aufforstung. Erschwerend für die Landwirtschaft ist das vielerorts hügelige Gelände. Nicht weniger als 65 Prozent der Landmasse Chinas besteht aus Bergen und Hügeln. Die verfügbare Anbaufläche beträgt nur rund 122 Millionen Hektar oder zehn Prozent der Gesamtfläche. Obwohl Chinas Bevölkerung ungefähr einen Fünftel der Weltbevölkerung ausmacht, verfügt China nur über knapp sieben Prozent der weltweit verfügbaren Anbaufläche. Im Durchschnitt besitzt jeder Chinese nur ungefähr 0,10 Hektar Anbaufläche. Damit liegt China klar unter dem globalen Durchschnitt. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Landfläche, die in China für die Landwirtschaft, die Viehzucht und die Aufforstung zur Verfügung steht, rund 60 Prozent der Gesamtfläche des Landes ausmacht.
F: Wirklich interessant diese Zahlen! Der größte Teil des urbaren Landes liegt im Flachland und den Flussdeltas im Osten Chinas. Hier in den flachen Gebieten im Osten Chinas regnet es oft. Das regenreiche Klima eignet sich hervorragend für die Landwirtschaft. Die Bodenbeschaffenheit in Ostchina variiert stark. Besonders häufig sind Schwarzerde, Umbra, Braunerde, Sandbraunerde oder Roterde. Die meisten dieser Böden sind sehr fruchtbar. Der Osten Chinas kann auf eine lange Geschichte in der Landwirtschaft zurückschauen. Der Westen Chinas hingegen wird von Berg- und Hügelland dominiert. Während der Osten Chinas für seine Niederschläge bekannt ist, ist es im Westen eher trocken und kalt. Dementsprechend kleiner ist hier die verfügbare Anbaufläche.

M: Das urbar gemachte Ödland in China wird oft in Nordost- und Nordwestchina unterteilt. Diese Gegenden leiden unter Bodenerosion und heftigen Sandstürmen. Der Schwerpunkt bei der Bodennutzung in Westchina liegt daher darin, die verfügbare Fläche möglichst optimal zu nutzen. Die Bauern müssen versuchen, möglichst viel aus den knappen Bodenressourcen herauszuholen.
F: Mit Bestimmtheit kein leichtes Unterfangen! Die meisten Waldgebiete Chinas liegen im Nordosten, südlich des Yangtse-Flusses, auf der Yunnan-Guizhou-Hochebene sowie in den Grenzregionen des Qinghai-Tibet-Plateaus. Die Waldfläche Chinas macht etwa ein Viertel der Gesamtfläche des Landes aus. Typische Gebiete für Weiden- und Steppenland sind das Autonome Gebiet der Inneren Mongolei, das Autonome Gebiet Ningxia der Hui-Nationalität sowie die Provinzen Gansu und Qinghai. Die weiten Steppen- und Graslandschaften dieser Regionen sind bestens geeignet für die Viehzucht. Die Weide- und Steppengebiete Chinas machen rund 30 Prozent der gesamten Fläche des Landes aus.
M: Aufgrund der regionalen Unterschiede bei der Bodenbeschaffenheit ist es in China besonders wichtig, die Landwirtschaft nach den entsprechenden örtlichen Begebenheiten auszurichten.
F: Obwohl Chinas Bevölkerung über einen Fünftel der Weltbevölkerung ausmacht, besitzt China nur rund sieben Prozent der weltweit verfügbaren Anbaufläche. Daher spielen Wissenschaft und Technik in der chinesischen Landwirtschaft eine ganz zentrale Rolle. Es ist überlebenswichtig, das Optimum aus den geringen Bodenressourcen herauszuholen.
Seit Beginn der Reform- und Öffnungspolitik vor 30 Jahren hat die Landwirtschaft in China große technische Fortschritte erzielt. Den Schwerpunkt der wissenschaftlichen Erneuerung in der Landwirtschaft bildete die Errichtung von neuen Bewässerungssystemen und Terrassenfeldern. Nicht nur die Fläche der bewässerten Felder, sondern auch die automatische Feldbestellung konnte vergrößert werden. Erneuerbare Energien kommen in den ländlichen Gebieten vermehrt zum Einsatz. Ebenfalls Erfolge erzielt werden konnten in den Bereichen der Düngung, der Schädlingsbekämpfung und der Züchtung von hochwertigem Saatgut. Alle diese Bereiche sind wichtig, um die Produktionsmenge erhöhen zu können.

M: Chinas boomende Wirtschaft darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass China nach wie vor ein Agrarland ist. Die Einzugsgebiete des Gelben Flusses und des Yangtze-Flusses gelten als Ursprung der chinesischen Landwirtschaft. Die Landwirtschaft ist das Rückgrat der chinesischen Volkswirtschaft. Zur landwirtschaftlichen Struktur in China gehört der Ackerbau genauso wie das Forstwesen, die Viehzucht oder die Fischerei. Der Ackerbau – vor allem der Anbau von Getreide – bildet aber schon seit tausenden von Jahren die Grundlage der chinesischen Landwirtschaft. Im Jahr 1979 wurde das Wirtschaftssystem in den ländlichen Gebieten reformiert. Seither haben sich die Viehzucht, das Fischereiwesen und die damit verbundenen Industriezweige noch schneller entwickelt.
F: Durch die rapide Industrialisierung und wirtschaftliche Entwicklung in den letzten Jahren ist die Anbaufläche in China zurückgegangen. Im Jahr 2009 hat die Zentralregierung jedoch Maßnahmen erlassen, welche diesen Trend stoppen sollen. Erste Erfolge wurden bereits erzielt. So hat sich das Tempo, mit dem die Anbaufläche jedes Jahr zurückgeht, bereits verlangsamt. Im Jahr 2007 beispielsweise nahm die Anbaufläche in China um über 40.000 Hektar ab, ein Jahr später betrug der Landschwund nur noch etwas über 19.000 Hektar.



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