F: Liebe Hörer, herzlich willkommen bei "Sie fragen, wir antworten". Heute möchten wir uns auf Wunsch unseres Hörers Michael Lindner aus Gera mit dem Unterschied zwischen chinesischen und westlichen Essgewohnheiten und der unterschiedlichen Esskultur beschäftigen. Herr Lindner schrieb uns in einer E-Mail:
M: "Liebes Deutsches Team!
Gestattet mir, mich wieder mit einer Frage an Euch zu wenden.
Wie Ihr wisst, arbeite ich als Gastwirt und habe somit viel mit Speisenzubereitung zu tun. Ich bin zwar kein gelernter Koch, aber in knapp 40 Jahren Gastronomie eignet man sich viele Dinge an, um im Geschäft überleben zu können. Obwohl ich natürlich in meiner Gaststätte nur deutsche, eigentlich regionale Küche anbiete, interessiere ich mich auch sehr für die chinesische Küche, von der man sich auch viele nützliche Anregungen abgucken kann. Besondere Freude aber bereitet mir der Besuch von chinesischen Restaurants. Nun komme ich so langsam zum Kern meiner Frage, die allerdings nicht so ernst zu nehmen ist. In diesen Restaurants ist mir aufgefallen, dass alle chinesischen Köche von sehr schlanker Figur sind. Ich habe noch nie einen dicken chinesischen Koch gesehen. Ganz im Gegensatz zu Deutschland, wo doch Köche oftmals sehr beleibt sind. Wir Deutschen neigen sogar dazu, dicken Köchen mehr Können beizumessen, als deren schlanken Kollegen. Gibt es in China tatsächlich nur schlanke Köche? Ist Fettleibigkeit in China überhaupt ein ernstzunehmendes gesundheitliches Problem? In Deutschland sind leider viel zu viele Menschen übergewichtig mit dramatischen Folgen, wie zum Bespiel Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes oder Gicht. Würde mich sehr freuen, wenn Ihr darüber mal berichten würdet."
F: Auch die Frage unseres Hörers Reinhold Marik aus Bayreuth hat mit den Essgewohnheiten zu tun. Sie lautet:
M: "Wie verbreitet sind Fertigmahlzeiten in China?"
F: Ja, liebe Hörer und liebe Herren Lindner und Marik, wir beantworten Ihre Fragen natürlich sehr gerne. Also möchten wir Ihnen heute etwas über den Unterschied zwischen chinesischen und westlichen Essgewohnheiten und die Esskultur allgemein berichten. Nahrungsmittel können aufgrund regionaler Besonderheiten, Klima und Umwelt sowie Sitten und Bräuchen in vieler Hinsicht variieren - so zum Beispiel durch verschieden vorhandene Rohstoffe, Geschmäcker, Kochmethoden oder überhaupt Essgewohnheiten. Deshalb ist das, was auf den Tisch kommt in verschiedenen Ländern und Regionen ganz unterschiedlich.
M: So ist es. Die Unterschiede in der Kultur zwischen China und westlichen Ländern macht sich auch beim Essen bemerkbar. In westlichen Ländern wird vergleichsweise vernünftig gegessen und getrunken. Der in der Nahung enthaltenen Anzahl an Vitaminen, Poteinen, aber auch Kalorien wird sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt. Diese Gedanken beim Essen entsprechen der westlichen Philosophie. Wir Chinesen legen auch Wert auf gesundes Essen. Aber im Vordergrund der chinesischen Küche steht vor allem der gute Geschmack. Beim Zubereiten kommt es deshalb leider manchmal zum Verlust der Nährstoffe.
F: Ja, natürlich. Aber heutzutage achten Chinesen auch immer mehr auf die Hygiene und den Nährstoffgehalt der Nahrungsmittel. Der Unterschied zwischen China und Europa wird da immer kleiner.
M: Das ist wohl wahr. Westliche Schnellrestaurants, Hamburger und Fertigmahlzeiten kommen im schnelllebigen China auch immer mehr in Mode. Bei dem heutigen Lebensrhythmus wird die Nahrungsmittelaufnahme leider häufig zur Nebensache. Dennoch, in der traditionellen Küche unterscheiden sich die Vorlieben von Chinesen und Europäern eindeutig.
F: Ja, genau. Traditionell besteht chinesisches Essen hauptsächlich aus vegetarischer Kost. Getreidearten sind Grundnahrungsmittel. Gemüse ist Hauptbestandteil eines Mahls. Nur ein kleines Fleischgericht kommt bei einem kompletten Essen mit auf den Tisch. Woran das liegt? Die landwirtschaftliche Produktion wird in Zentralchina seit jeher als wichtigster wirtschaftlicher Produktionszweig betrachtet. Mais, Reis und Weizen waren schon im alten China wichtige Getreidefeldfrüchte. Untersuchungen zufolge werden in der chinesischen Küche mehr als 600 Gemüsearten verwendet. Daran wird deutlich, welchen Stellenwert Gemüse im chinesischen Alltagsleben einnimmt. Ich glaube, das ist ein wichtiger Grund dafür, dass Chinesen mit einer vergleichsweise schlanken Figur gesegnet sind.
M: Tja. Aber mittlerweile ist der Anteil an Fleischgerichten in der chinesischen Küche auch immer größer geworden. Traditionell betrachtet, essen Amerikaner und Europäer mehr Fleisch. Entwicklungen der Lebensmittelindustrie wie beispielsweise Schnellimbisse und Fertiggerichte gehören in westlichen Ländern zum Alltag. So kann man Zeit sparen und Nährstoffe praktisch nebenbei aufnehmen. Aber die Lebensmittelstruktur ist kalorien- und fettreich. Amerikaner und Europäer bevorzugen Fleischgerichte wie Beafsteak, Kotelett, Schnitzel, Wurst oder gegrilltes Hühnchen. Auch Fisch steht auf dem Speiseplan. Fleisch und Fisch gelten als Grundnahrungsmittel. Zu den Beilagen gehören Gemüsesorten wie Kartoffeln, aber auch Pilze. Neben den anthropologisch bedingten Körperbaueigenschaften wirken sich auch die Essgepflogenheiten physiologisch aus. Deshalb sind Amerikaner und Europäer allgemein eher groß und kräftig gebaut. So ist zumindest meine Meinung.
F: Herr Lindner meint, viele chinesische Köche hätten eine schlanke Figur. Aber das ist nicht kategorisch so. Es gibt in China auch dicke Köche, und das gar nicht mal so selten. Ich glaube, das liegt einfach ganz simpel an den Essgewohnheiten der Person selbst. Ich habe beobachtet, dass viele chinesische Köche relativ wenig essen. Nach dem Kochen haben sie normalerweise keinen Appetit, was vielleicht die Ursache für ihren flachen Bauch ist. Außerdem ist die Arbeit eines Kochs auch körperlich anstrengend. Sie bewegen sich ja viel. Dazu kommt eben auch noch der anthropologische Faktor.
M: Das glaube ich auch. Wir haben ja bereits erwähnt, dass in der chinesischen Küche vor allem der Geschmack eine große Rolle spielt. Es ist nicht so wichtig, wie Gerichte aussehen oder welche Farbe sie haben. Der Geschmack ist der Kern chinesischer Kochkunst. Das ist auch ganz einfach das Wesentliche in der chinesischen Esskultur -Maßstab ist guter und harmonischer Geschmack. Dieser Gedanke zieht sich kontinuierlich durch die Vielfalt und Wechselhaftigkeit sowie die regionalen Besonderheiten der chinesischen Küche.
F: Auch deswegen verfügt die chinesische Küche über eine große Auswahl an Rohstoffen. Die chinesische Kochkunst ist frei - das Ausprobieren vieler verschiedener Ideen ist den Chinesen beim Kochen besonders wichtig. Diesen Ideenreichtum in der Küche möchte man mithilfe von "Se, Xiang, Wei, Xing" - "Farbgebung, Aroma, Geschmack und Form" - veranschaulichen und greifbar machen. Dabei ist es nicht so einfach, mit diesen Angaben alles festzuhalten, was ein Gericht ausmacht.
M: Soviel zum Kochen. Jetzt widmen wir uns der eigentlichen Einnahme der Gerichte. Wie isst man in China? Beim Essen sitzt man in China gern um einen runden Tisch, um die verschiedenen Speisen und Getränke zusammen zu genießen und zu teilen. Diese Form des gemeinsamen Essens ist sehr kommunikativ. Das spiegelt auch die altchinesische Philosophie der Harmonie wider. In europäischen Ländern wird hingegen beim Essen mehr Wert auf den Austausch zwischen Einzelpersonen gelegt. Man sitzt sich direkt gegenüber und hat zumeist auch seinen eigenen Teller mit dem kompletten Gericht vor sich stehen. Beide Formen sind auf Austausch angelegt, allerdings auf ganz unterschiedliche Art und Weise.
F: Nun noch etwas zum Thema Fettleibigkeit. Ja, das ist jetzt in China auch ein ernstzunehmendes gesundheitliches Problem geworden. Es gibt hier auch immer mehr übergewichtige Menschen, weil man heutzutage immer mehr Fleisch und Fett zu sich nimmt. Mit schlimmen Auswirkungen: Bluthochdruck, Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen, Schlaganfälle oder sogar Krebs gehören zu den Folgen übermäßigen Fettkonsums. Deshalb sollten wir unsere traditionellen Essgewohnheiten beibehalten und nicht zu viel Fleisch und Fett, sondern mehr Obst und Gemüse zu uns nehmen. Vor allem Kinder sollten nicht so oft Hamburger und Pommes essen.
M: Ja. Einer Untersuchung zufolge haben bei gleicher Größe die Orientalen einen höheren Fettanteil im Körper als die Europäer. Sport ist gut im Kampf gegen die Polster. Deshalb müssen wir uns unbedingt regelmäßig bewegen und auf die Zusammensetzung der Lebensmittel achten. Es geht eben doch nicht nur darum, dass das Essen lecker schmeckt.
F: Genau. Soweit, liebe Hörer, unser Beitrag über die Unterschiede in den chinesischen und westlichen Essgewohnheiten und der Esskultur. Nach einem kurzen Hinweis in eigener Sache geht es weiter mit unserem Hörerforum.



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